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Die Tiefenpsychologie unterscheidet sich dadurch von anderen Richtungen der Psychologie, dass sie ein "seelisch Unbewusstes" annimmt, welches in den Tiefen der Persönlichkeit ruht. Der Ausdruck "Tiefenpsychologie" wurde 1910 vom Züricher Psychiater Eugen Bleuler in seiner Schrift "Die Psychoanalyse Sigmund Freuds" geprägt.
Die Psychoanalyse Sigmund Freuds: Die Prüderie in der Kultur und Geisteshaltung des 19. Jahrhunderts versuchte mit aller Macht, alles zu vertuschen was mit Sexualität zusammenhing. Freud beschrieb jedoch die Spannungen zwischen Trieb und Kultur, die nach seiner Ansicht zu großem Unbehagen führten. Durch die Triebfeindlichkeit seien Krankheiten entstanden, die mit der normalen Medizin nicht heilbar waren. Freud entdeckte das Phänomen der Verdrängung und die Dynamik des Seelenlebens. Seine Behauptungen und Theorien brachten ihm zuerst heftige Ablehnung in Europa, später jedoch weltweite Anerkennung.
Die Enge des Bewusstseins: Aufmerksam betrachtetes wird scharf wahrgenommen, es erreicht einen hohen Grad von Bewusstseinsklarheit. Es kann aber nur ein Gegenstand, nur ein Inhalt in vollster Klarheit bewusst sein, und je aufmerksamer man sich diesem Inhalt zuwendet, um so weniger klar bewusst wird alles andere, was noch im Gesichtsfeld liegt - es wird nur nebenher oder gar nicht bemerkt. Neben dem klar Bewussten gibt es also noch nebenher Bewusstes, das sogenannte Mitbewusste. Außerdem gibt es Inhalte die wir unterschwellig wahrnehmen, von denen wir also bewusst keine Ahnung haben, und die plötzlich und zufällig ins Bewusstsein treten können. Diese Inhalte werden als das Vorbewusste bezeichnet. Schließlich unterscheiden wir noch zwischen verdrängtem Unbewussten und vergessenem Unbewusstem: Das verdrängte Unbewusste umfasst Inhalte, die aus dem Bewusstsein verdrängt, abgestoßen wurden, weil sie der Persönlichkeit unerwünscht, peinlich und unerträglich sind, wogegen das vergessene Unbewusste aus Inhalten besteht, die schon einmal bewusst waren, dann aber aus dem Bewusstsein geschwunden sind, wie z. B. etwas, das man früher einmal gelernt, seitdem aber nie wieder gebraucht hat.
Freud entwickelt aus praktischen Erfahrungen mit seinen Patienten ein Persönlichkeitsmodell, das folgende Instanzen umfasst: Das Es, das Ich und das Über-Ich.
Es:
Es stellt den Untergrund dar, aus dem sich die beiden anderen Instanzen entwickeln und liefert diesen seelische Energie. Es umfasst alles was von der Geburt mitgebracht und konstitutionell festgelegt ist, vor allem die Triebe, und wird innerhalb des Ich als Triebspannung erlebt. Das ist jener innerer Spannungszustand, der auf die Befriedigung eines Bedürfnisses drängt und durch eine solche aufgehoben wird.
Ich:
Es hat die Aufgabe, die aus dem Es kommenden Bedürfnisse (das "Lustprinzip") auf die Umwelt ("Realitätsprinzip") abzustimmen, das heißt manche Bedürfnisse zu befriedigen und andere, die eine bedrohliche Reaktion der Außenwelt zur Folge hätten, zu unterdrücken. Das Ich stellt ein Gleichgewicht ("Homoöstase") zwischen den Trieben (Es), der Außenwelt (Realität) und dem Über-Ich her. Dies gelingt meist nur in Form von Kompromissen.
Über-Ich:
Das Über-Ich stellt das Idealbild des Menschen dar. Einerseits vertritt es ethische und soziale Normen, andererseits das Bild von dem, was man gern sein würde. Es hängt stark von der Erziehung eines Kindes ab, da dieses oft als Idealbild seine Eltern sieht und sich deren Handlungs- und Denkweise einverleibt ("Introjektion"). Das Über-Ich wirkt oft als innere Stimme, die einem schwierige Entscheidungen abnimmt.
Sprachliche Fehlleistungen:
Beim Versprechen kommt es oft zu auffallenden Erscheinungen, darum hat dieses Phänomen schon früh das wissenschaftliche Interesse geweckt. Häufig dringt ein Inhalt aus dem Vorbewussten dabei plötzlich ins Bewusste, oder ein Gedanke, den man unterdrücken will. So kann man sich leicht durch ein Versprechen "verraten", wenn jemandem z. B. ein Gesprächspartner auf die Nerven geht, man dies aber aus Höflichkeitsgründen nie sagen würde.
Das Vergessen als Fehlleistung:
Auch beim Vergessen spielen unterdrückte seelische Motive oft eine wesentliche Rolle. Das Widerstreben gegen eine Sache wird aus dem Bewusstsein verdrängt und taucht in einer Fehlleistung, nämlich im Vergessen, wieder auf. Das Vergessen wirkt dabei nicht wie Absicht, sondern wie ein zufälliges Ereignis. Die zwei Funktionen des Vergessens sind daher:
Im Vergreifen und Verwechseln von Gegenständen zeigen sich seelische Regungen in indirekter Form, genauso wie im Vergessen und im Versprechen. Deshalb spricht die Tiefenpsychologie auch von "Symptomhandlungen". Es sind Erscheinungen, die bei jedem Menschen vorkommen können.
Der Traum wurde schon bei Aristoteles zum Objekt naturwissenschaftlicher Forschung. Er wurde als Reaktion auf etwas Störendes aufgefasst. Hippokrates behauptete dass Träume, da sie auf geringste körperliche Reize reagieren, auf eine kommende Krankheit hinweisen.
Quellen des Trauminhalts:
Ein von außen kommender Reiz (z.B. das Rasseln des Weckers) wird oft im Traum umgedeutet. Er wird dabei illusionär verkannt, und so kann aus einem geringfügigen Reiz ein eindrucksvoller, affektiv betonter Trauminhalt werden. Weiters können auch innere Reize (Hunger, Krankheit) und Tagesreste, sprich Reize die während des Tages auf den Menschen eingewirkt haben, den Trauminhalt beeinflussen.
Ursachen des Traums:
Manche Theorien versuchen Träume physiologisch zu erklären. Danach ist ein Traum ein partieller Wachzustand des Gehirns, weil nicht alle Hirnregionen durch den Schlaf gleichartig ausgeschaltet werden. Vorgänge, die in einzelnen Teilen des Gehirns während des Schlafs ablaufen, führen zu bewussten Geschehen.
Nach einer anderen Theorie haben Träume eine entlastende Wirkung, weil sie Dinge, die während des Wachseins nicht ganz erledigt wurden oder unterdrückt wurden, zum Vorschein bringen. So kann einem über Nacht die Lösung für ein Problem einfallen, mit dem man sich schon wochenlang beschäftigt.
Psychoanalytische Traumtheorie:
Die psychoanalytische Traumtheorie versucht eine Antwort darauf zu geben, warum wir aus einer Unzahl gegebener Möglichkeiten gerade diesen Traum haben. Freud entdeckte in der Entstehung des Traums Gesetzmäßigkeiten, die für ihn Analogien zu denen der Neurose und der neurotischen Symptombildung zeigen: das Symptom, Bilder des Traums, aber auch Kunstwerke drücken eine Skala von Kompromissbildungen zwischen Trieb und Triebverzicht, zwischen Lust- und Realitätsprinzip aus. Freud entwickelt die Methode der freien Assoziation. Danach sind alle Träume Wunschträume, bei denen oft die logischen Zusammenhänge und die moralische Hemmungen fehlen, die aber trotzdem keineswegs sinnlos oder absurd sind.
Trauminhalt:
Die Psychoanalyse unterscheidet den latenten und den manifesten Trauminhalt. Der latente umfasst eine unverhüllte Wunscherfüllung, doch weil diese vielleicht das eigene moralische Empfinden verletzt oder sozial nicht akzeptabel ist, findet eine Traumzensur statt. Anstößiges wird entfernt oder hinter scheinbar harmlosem versteckt. Der zensurierte Trauminhalt darf dann - als manifester Traumgedanke - wiedergegeben werden.
Traumarbeit:
Unter Traumarbeit versteht man die Zensur, die aus dem latenten Trauminhalt den manifesten macht. Sie bedient sich dabei folgender Mittel:
Die Verdichtung vereint z. B. mehrere Personen mit ähnlichen Merkmalen im Traum zu einer Figur.
Die Verschiebung verdrängt den an einen Menschen oder Sachverhalt geknüpften Affekt auf eine harmlosere Sache.
Die Symbolisierung bringt Sachverhalte, die man rationell nicht erfassen oder in Worten ausdrücken kann, durch ein Bild oder ein Zeichen dem Verständnis näher.
Freud hat die Sexualsymbolik in allen Völkern ins Zentrum der Traumarbeit gerückt: Alles Lange, Aufrechte, Ragende (Turm, Stab, Berg,) verkörpert das Männliche, alles Hohle, Runde, Weiche (Schüssel, Polster, Vase,) repräsentiert das Weibliche.
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