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'Jugendlichkeit' als Wert und Leitbild modernen Lebensstils im 20. Jh.
Gliederung:
Jugendlichkeit und Lebensstil
Jugendlichkeit als Lebensstil
Individualisierung und Selbstbestimmtheit als moderner Lebensstil
In diesem Referat sollen im ersten Teil die Begriffe Lebensstil und
Jugendlichkeit eingeführt werden. Der zweite Teil des Referats beschäftigt sich
mit dem 'In-Sein' der Jugendlichkeit und daß damit, daß Wert und
Leitbild des modernen Lebensstils Individualisierung und Selbstbestimmung sind.
Individualisierung und Selbstbestimmung als Wert waren bis nach der Hälfte
unseres Jahrhunderts 'das Recht der Jugend'; die Ausführungen werden
zeigen, daß Individualisierung und Selbstbestimmung auch nur für privilegierte
Heranwachsende möglich waren. Abschließend stellt sich die Frage, in wie weit
o. g. Werte und Leitbilder lediglich mit 'Jugendlichkeit' bezeichnet
werden und welche Probleme für Jugendliche entstehen, ihren höchst eigenen
Lebensstil auszuprägen.
Bei der Lektüre zeigte es sich, daß Jugendlichkeit als Begriff in der Literatur
kaum vorkommt. So mußten Überschneidungen aus den Quellen zu Jugend und
Lebensstil gefunden werden.
2. Jugendlichkeit und Lebensstil
2.1 Lebensstil
(Becher)
In der Verwendung des Begriffs Lebensstil trifft man am ehesten auf die
Zuordnung zur Freizeitsphäre. Als Beispiele für einen bestimmten Lebensstil
werden etwa die Wahl bestimmter Speisen und Getränke, Mode,
Wohnungseinrichtungen und Musik- oder Sport- Vorlieben genannt. All dies gehört
vorrangig zum Privatleben. Für kulturwissenschaftliche Untersuchungen mag
dieser Aspekt am interessantesten scheinen, doch der Lebensstil- Begriff umfasst
neben sozialen und kulturellen Erfahrungen als Orientierungsmuster auch
ökonomische und politische Ursachen. Ökonomische Ursachen durch Beruf, Status,
Einkommen sowie politische Ursachen im Maß der Freiheit, welches die Politik
dem einzelnen gewährt oder vorenthält.
Dies wird in den frühen Deutungen des Lebensstilbegriffs von Max Weber
berücksichtigt. Er verwendet die Begriffe 'Lebensführung' und
'Stilisierung des Lebens'. in seiner Unterscheidung von Klassen,
Ständen und Parteien. Dabei hat der Begriff 'Lebensführung' mehr den
Akteur oder eine Gruppe von Handelnden im Auge, 'Stilisierung des
Lebens' beschreibt die ritualisierten Handlungen.
Pierre Bourdieu führt den Habitus als zentralen Schlüsselbegriff ein; damit
meint er Dispositionen, die auf ein System verinnerlichter Wahrnehmuns- und
Handlungsmuster zurückgehen, die allen Mitgliedern einer Gruppe oder Klasse
gemeinsam sind. Diese Handlungsmuster stammen also aus der objektiven Realität
sozialer Strukturen, sind aber von den Individuen aufgenommen, verarbeitet,
gelernt und internalisiert. Dies soll hier genügen um die Komplexität des
Lebensstil-Begriffs deutlich zu machen. Wenn verschiedene Lebensweisen als
Lebensstile gelesen werden sollen, ergibt sich die Schwierigkeit, daß man sich
an den jeweils dominanten Formen zu orientieren hat. Was nun als
'dominant' zu gelten habe, läßt sich nicht einfach mit
'mehrheitlich' gleichsetzen; neue Entwicklungen werden zunächst von
einer Avantgarde aufgegriffen und ausgebildet, bevor sie zum vorherrschenden
Typus werden, neben dem ältere Lebensweisen noch lange bestehen können. So ist
unzweifelhaft, daß 'moderner Lebensstil' aus der urbanen Lebensweise
hervorgeht und sich weitgehend in der Auseinandersetzung mit städtischen und
dann industriell bestimmten Lebensbedingungen entwickelt.
Mittlerweile dürften die Stadt/Land-Unterschiede durch die Schnelligkeit sowie
ständige Präsenz der Medien und der hohen individuellen Mobilität aber immer
schneller ausgeglichen werden.
2.2 Jugendlichkeit
(Liesenfeld)
Jugendlichkeit bezeichnet die charakteristischen Eigenschaften der
'Jugend'. Dabei bedeutet Jugend genauso die Jugendzeit wie die
Jugendlichen selbst. Der Lebensabschnitt zwischen Kindheit und Erwachsensein
ist gekennzeichnet mit dem suchen nach einem Lebenspartner und einem Beruf, d.
h. Existenzsicherung. Einhergehend geschieht die Abnabelung von der
'Fremdbestimmtheit' durch die Eltern. Zum Jugendbild aller
Zeitsrömmungen gehören Kraft, Energie, Stärke, jenes Urvertrauen zu sich
selbst, einzig und allein resultierend aus der Tatsache des Jungseins, aber
auch des Mangels an Erfahrungen. In der Romantik finden wir Jugendlichkeit in
der Person des Taugenichts, der Freisein, Lebensfreude, bukolisches Genießen,
Einssein mit der Natur und Abenteuerlust, himmelhoch jauchzend oder zu Tode
betrübt in eine für ihn unerschöpfliche Zeit einbettet. Um diese geht es auch
Faust, der sogar, um seine Jugend wieder zu erlangen, bereit ist, seine Seele
an Mephisto zu verkaufen. Denn nur so scheint Faust seine Neugier, seinen
Wissensdurst und seinen Drang nach Erkenntnis befriedigen zu können. Einen
weiteren Aspekt liefern die verschiedenen Solidarisierungen junger Menschen im
Laufe der Geschichte. Anzuführen ist das oppositionelle, aufrührerische
Element, das mit unterschiedlichen Inhalten und Zielsetzungen etwa in der
Französischen Revolution, in den napoleonischen Freiheitskriegen oder aber auch
in der Studentenbewegung der achtundsechziger Jahre und die Friedensbewegung
der achziger Jahre zum Tragen kam. Generell kann behauptet werden, daß vor
allem in der Jugendzeit in einer Gruppe Gemeinschaftserlebnise gemacht werden.
Dabei muß die Gruppe nicht unbedingt oppositionell ausgerichtet sein.
Wenn der Abschnitt des Jugendalters als 'zwischen Kind und
Erwachsener' definiert ist, haben viele Jugendliche eine Jugend ohne viel
Jugendlichkeit erlebt. Jugendlichkeit für alle Jugendliche einer Generation
gibt es erst seit diesem Jahrhundert: 'Das Bild einer sozialen Eigenwelt
der Jugend lebt von dem Bewußsein eines Eigenwertes der Jugendzeit, die sich
auch als Recht der Jugend auf eine autonome soziale Stellung im
Gesellschaftsganzen' dokumentieren muß' meint der Soziologe Schelsky.
Die Ausbildung eines solchen Eigenwertes ist, nach Rosenmayr, in
'patriarchalisch strukturierten archaischen Gesellschaften mit punktuellen
Herrschaftssitzen ..', die auf der 'Unterordnung des Sohnes unter den
Vater oder Männerbund' basieren, nicht gegeben. Demnach scheint im
Mittelalter und in der frühen Neuzeit eine Jugendphase in ihrer Eigengesetzlichkeit
lediglich für bestimmte Gruppen wie etwa die höfischen Knappen oder die
fahrenden Scholaren möglich gewesen zu sein. Auch in der Gesellschaft des
frühen 18. Jahrhunderts blieb das Ausleben diverser Spielarten von
Jugendlichkeit bloß einer elitären, kleinen Gruppe vorbehalten. Für das Gros
der damaligen Bevölkerung herrschte jedoch drückende Not, die kaum Freiräume
zuließ. So war auch die Gesellenwanderung, die vielfach als ein Zeichen der
Freiheit und 'Freizügigkeit' dargestellt wird, meist eine Phase größter
ökonomischer Unsicherheit und Entbehrung. Ledige Dienstboten unterstanden der
Verfügungsgewalt des Hausherrn.
Im ausgehenden 19. Jahrhundert in Berlin suchten soziale Einrichtungen,
Fürsorgevereine und Obdachlosenasyle der Not der Arbeitslosen entgegen zu
wirken und vom Land stammende Dienstmädchen mußten in den städtischen Familien
des Bürgertums als isolierte, sozial tief stehende Klasse oft mehr als 16
Stunden pro Tag ihre Arbeit leisten. Dagegen frönten in den Verbindungskneipen
Studenten und 'Alte Herren' bei Bier und in 'voller Wichs'
lauthals ihrer Jugend mit dem
<Q>'Gaudeamus
igitur
iuvenes dum sumus '</Q>
Der Heidelberger Ethnologe Mühlmann stellt fest: 'Nur unter den seltenen
Bedingungen einer stabilen Existenzgesichertheit (Wegfall der Sorge um die
unmittelbare Befriedigung der elementaren Lebensbedürfnisse, ausgedehnte
Friedenszone) kann sich so etwas wie eine OHeimweltO entwickeln, wo im milden
Klima pädagogischer Zuwendung spezifisch jugendliche Eigenschaften wie
Sorglosigkeit, Übermut, Spielfreude, aber auch Diposition zur Revolte,
gedeihen.'
3. Jugendlichkeit als Lebensstil
3.1 Jugendlichkeit ist 'in'
(Liesenfeld)
Der größte Unterschied des Jugendbildes unserer heutigen Industrie- und
Freizeitgesellschaft ist der, daß dieses Jugendbild nicht mehr auf die
Generation der sich in diesem Alter befindlichen Personen beschränkt bleibt.
Jugendliche aller Schattiereungen lächeln von Plakat- und Leinwänden auf uns
herab und vermitteln unterschwellig oder aufdringlich: kosmetisches
Gepflegtsein und Sportlichkeit sind 'ein muß'. Beides steht für
Jugendlichkeit oder aber ist bemüht, diese zu stimulieren bzw. zu ersetzen.
Unzählige Beispiele vor allem aus Kosmetik- Mode-, Erfrischungsgetränke- und
Lebesmittelwerbung belegen dies. <Beispiele sammeln >Ein Grund hierfür ist
sicherlich auch, daß heute Jugendliche selbst eine große zu bewerbende
Konsumentengruppe sind, nicht nur weil die Jugendphase mittlerweile oft bis zum
30. Lebensjahr dauert. Nicht nur wenn wir die 'Mode-Seiten' sondern
auch wenn wir die Annoncenteile von Illustrierten und Zeitungen aufschlagen
sehen wir, wie sehr jugendliches Aussehen gefragt ist oder zumindest
angepriesen wird: Schlankheitstrunks, Anti-Fältchen-Cremes, Diät-Käse und
-Wurst sowie Schönheits- und Fitnesskuren werden an die Frau oder den Mann
gebracht. In diversen Frauenzeitschriften finden sich auch regelmässig die
Anzeigen der 'Kosmetischen Chirurgie' für diejenigen, welche meinen
es hülfe nur noch das Skalpell.
Ein Blick in die Partnerschafts- und Heiratsinserate bestätigt das
'In-Sein' von Jugendlichkeit. Oft finden sich Formulierungen wie
'Jugendlicher Endvierziger, gutaussehend, sportlich sucht ' oder
'Er, 38, erfolgreich im Beruf, wünscht attraktive junge Frau bis 30, zwecks
'
Aber auch der u. U. aus der Fernsehwerbung bekannte ' Herr Kaiser, der
Mann von der Hamburg-Mannheimer' ist durch einen jüngeren Darsteller
'modernisiert' worden. Für eine Bausparkasse wirbt ein Model so, wie
es auch für koffeinfreien Kaffee, oder besonders bequeme Binden posieren
könnte. Mit Studentenservice und besonderen Konditionen vermittlen Banken und
Versicherungen Offenheit, Aufgeschlossenheit, Freundschaftlichkeit,
Partnerschaftlichkeit, Dynamik etc. Dies ermöglicht den Institutionen
einerseits, sich selbst einen jugenlichen Anstrich zu geben und andererseits,
ihre Geschäftsintressen hinter dem jugendlichen Image zu verschleiern.
An dieser Stelle wenigstens erwähnt werden muß auch die Sprache, sowie
Musikvorlieben als Indikator für Jugendlichkeit.
Ebenso wäre Jugendlichkeit in der Mode ein Thema für ein extra Referat, an
dieser Stelle lediglich folgendes: Wer trägt heute keine Blue-Jeans?
Wenn festgestellt wird, daß Jugendlichkeit heute besonders 'in' sei,
darf allerdings nicht vergessen werden, daß der Wunsch nach immerwährendem
Jung-Sein ein nicht sehr neuer ist. Unzählige Geschichten und Volkslieder von
Jungbrunnen oder -bädern, welche ihren Nutzern sofortige und unter Umständen
immerwährende Jugend bringen und 'Altweibermühlen', in denen Frauen
zu jungen Mädchen gemahlen werden, geben davon Zeugnis.
3.2 Individualisierung und Selbstbestimmtheit als moderner Lebensstil
(Baacke / Becher)
Jugend ist zur Aufgrund ihrer Zahl und ihrer Kaufkraft Modemacht geworden. Sie
ist auch Trendsetter: was Töchter und Söhne tragen, regt oft Mütter und Väter
an, führt sie zur Nachahmung. In der Mode ist der Vorgang retroaktiver
Sozalisation (nicht: Altere führen jüngere in die Welt ein, sondern umgekehrt)
besonders Aktiv und vehement. Weiter: Jugendmode ist ein Spielfeld für
Orgiginalität für alle.
Stil und Mode hängen zusammen. Ihre gemeinsame Leistung ist die Entdeckung und
Förderung der Individualität. Heranwachsende suchen sich einen Lebensstil, der
zu ihrer Persönlichkeit passt. Da die Persönlichkei erst im Begriff ist, sich
zu festigen, ist die Wahl eines Lebensstils nicht unbedingt eine Entscheidung
für längere Zeit. Zu unterstreichen ist aber, daß so eben gerade Jugenliche
ihren eigenen, persönlichen Lebensstil wählen, bzw. zumindest suchen.
Dieses selbstständige suchen und ausprobieren von verschiedenen Lebensstilen
oder auch Trends oder Moden war bis in die 68er der Jugend oder Künstlern
vorbehalten. Bis in die fünfziger- sechziger Jahre hinein war der neue
Wohlstand und der damit verbundene Konsum ein hohes Ziel, für das es sich
lohnte seine ganze Arbeitskraft in seinen Dienst zu stellen. Schon vor 1968
fragten sich nicht nur Studenten ob es nicht wichtiger wäre ein erfülltes
Leben, persönliche Entfaltung und solidarische Tugenden anzustreben. Erfülltes
Leben - das hieß für die meisten Menschen: ein selbstbestimmtes Leben.
Wichtiger als religiöse Orientierung aber auch berufliche Motive ist der
Bereich der Freizeit und des Privatlebens geworden, welcher am ehesten nach
eigenen Vorstellungen gestaltet werden kann. Für junge Menschen unvorstellbar
ist wohl auch die Zunahme der Selbstbestimmung der Frauen. Berufstätigkeit und
veränderte Wertvorstellungen der Gesellschaft ermöglichen die Unabhängigkeit
und bei Bedarf die Trennung vom Mann. Aber auch die Selbstbestimmtheit der
Männer nahm zu, immer mehr konnten sich Kinder gegen die Erwartungen und
Vorstellungen ihrer Elten durchsetzen; dies nicht zuletzt deshalb, weil
Einkommenssicherung im Alter voll und ganz vom Staat übernommen wurde.
Früher legte der 'Erfolgsmensch' seine Jugendlichkeit ab. Es zählte
ein fester Lebenspartner und die zugehörige glückliche Familie. Der Beruf (des
Mannes) mußte Verantwortung und Geltung mit sich bringen und finanzielle
Sicherheit schaffen. Ein Ausscheiden aus dem Beruf war nur aufgrund eigenem,
groben Versagen denkbar. Kurzum: Es zählt die Seriosität.
Heute nimmt der 'Erfolsmensch' familiäre Bindungen weniger wichtig.
Die Partnerwahl erfolgt nicht mehr unbedingt für das ganze Leben, wenn eine
feste Beziehung nicht sowieso generell in Frage gestellt wird. Weiter wird die
Enttabuisierung des Sexualverhaltens und Formen der Zärtlichkeit von
Jugendlichen übernommen. Der Arbeitsplatz ist auch bei erfolgreicher Erfüllung
der Position nicht mehr sicher. Die geforderte Tugend lautet: Mobilität und
Flexibilität.
Die fortschreitende Technisierung des Alltags fordert eine weitere jugendliche
Eigenschaft von allen Mitgliedern der Gesellschaft ein: Die Fähigkeit und der
Wille ständig zu lernen und sich auf einmal gelerntes nicht zu verlassen. Als
Beispiel sei nicht nur der Computer auf dem Schreibtisch, sondern auch moderne
Fahrkartenautomaten, Viedeorecorder und Automobile genannt.
Die sogenannte O68er-Generation, mit ihren im Vergleich zur Vorher-Generation
auffällig anderen Werten, wuchs mit den Jahren zu einer starken Bevölkerungs-
und auch Konsumentenschicht heran. Damit bilden sie eine wertebildende Gruppe
in der Gesamtgesellschaft. Sie werden nicht mehr unbedingt als die
Nachfolge-Generation wahrgenommen, weil sie entweder keine Jugendlichen mehr
sind oder weil sie als Konsumenten genauso umworben und ernst genommen werden,
wie die Erwachsenen. Der Wertewandel der (ehemals) Jugendlichen wächst zum
allgemeinen Wertewandel heran. Auch so kann jugendlicher Lebensstil oder
zumindest jugendliche Wertvorstellungen vom sogenannten modernen Lebensstil
übernommen werden. Durch das 'In-Sein' von Jugendlichkeit wird diese
Übernahme natürlich gefördert.
(Becher / Hüetlin)
Durch die Massenmedien und den Massenkonsum, werden die Besonderheiten von Sub-
und d. h. vor allem Jugendkulturen breitenwirksam und dadurch von immer mehr
Leuten benutzt. Um Subkultur zu erhalten, müssen neue Besonderheiten gefunden
werden welche dann erneut vom Mainstream 'dankbar' aufgegriffen
werden.
Wenn das Phantom Generation X überhaupt etwas mehr ist als ein Buch, dann hat
es mit der modernen Welt ganz gut klarzukommen, auch mit der Werbung. Keine
Generation hat die Flucht vor dem Mainstream besser perfektioniert, keine
Generation ist durch das Erfinden neuer Trends und Minitrends immer schneller
auf der Flucht.
Der Veränderungswille war von allem Anfang an mit dem Programm der Moderne
verbunden. Er hat sich in der Gegenwart zu einem 'Anarchismus der Sile und
Denkrichtungen' potenziert, dem eine gewisse Beliebigkeit innewohnt. Man
sieht darin ein Signum der Postmoderne, die an die Stelle einer erschöpften und
obsolet gewordenen Moderne getreten sei. Es fragt sich nur, ob die freie
Verfügung über kulturelle Muster und das Vorhandensein alternativer
Lebensformen tatsächlich einen 'postmoderenen' Lebensstil
charakterisieren oder nicht vielmehr das Programm der Moderne, so wie es die
Aufklärung des 18. Jahrhunderts formulierte, zu einem voläufigen Abschluß
bringen.
Es ist unübersehbar, wie stark Politik und öffentliche Meinung einen Typus
favorisieren, der jung, leistungsorientiert und leistungsstark, sein Leben und
seine Arbeit selbständig meistert und keine öffentliche Hilfe nötig hat. Was
diesem Bilde widerspricht: Krankheit und Behinderung, Alter und Tod, Tatsachen
also, mit denen ein jeder eines Tages konfrontiert sein wird, werden weitgehend
aus dem Bewußtsein verdrängt.
Becher, Ursula A. J. 'Geschichte des modernen Lebensstils' München: Beck 1990.
Liesenfeld, Gertraud 'Wir sind jung, die Welt ist offen Vom OIn-SeinO der Jugendlichkeit' in: Beitl, Klaus (Hg.) 'Gegenwartsvolkskunde und Jugendkultur' Wien: Östereichische Akademie der Wissenschaften 1987.
Baacke, Dieter 'Jugend und Mode' Opladen: Leske + Budrich 1988.
Hüetlin, Thomas 'Zielgruppe X' in SPIEGEL special Nov 1994.
?, 'Eine infantile Gesellschaft' in SPIEGEL 9/97 S. 222, 224.
Bly, Robert 'Die Kindliche Gesellschaft, München 1997.
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