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Luthers Philosophiestudium in Erfurt
Martin Luther fing Ende April 1501, mit 17 Jahren, das Philosophische Grundstudium an der Erfurter Universität an, und beendete es 1505 mit dem Magisterexamen (=akademischer Grad)
Sein Vater war, wohl auf Grund seiner guten wirtschaftlichen Verhältnisse in der Lage, seinem Sohn das Studium zu finanzieren.
Es wird berichtet, daß er - im Gegensatz zu vielen anderen Studenten - sein Studium sehr ernst nahm und es deswegen relativ schnell beenden konnte.
Von den anderen Studenten wurde Martin 'der Philosoph' genannt, denn argumentieren und disputieren gehörte zu seinen Stärken.
(disputieren = wissenschaftliche Auseinandersetzung.)
Luther lebte in der Übergangszeit vom Mittelalter zur Neuzeit. So wurde in Erfurt, anstelle der Theologie (der 'Königin der Wissenschaft') kritische Philosophie gelehrt. Das heißt, die Vorstellungen des Mittelalters, daß die Theologie über allem steht, verkörpert durch den Papst, der sich als obersten Weltbeherrscher ansah, zerbrach allmählich, denn die Menschen entwickelten in anderes Verhältnis zu Welt und Natur. Man erkannte auch, daß die Erde nicht Mittelpunkt des Kosmos (Universums) ist.
So konnte man sich in dieser Zeit, die man auch das Zeitalter der Entdecker nennt, nicht vorstellen daß die 'Wilden', die einerseits bewundert wurden, andererseits von Adam und Eva oder aus der Nachkommenschaft der Arche Noah stammten. Man sah sie nicht als Menschen an, deswegen wurden sie eingefangen und als Sklaven verkauft. Man war der Auffassung, daß sie nichts von Gott wußten, deswegen konnten die Christen mit ihnen anfangen, was sie wollten.
In der Zeit Luthers, war Deutschland so etwas wie ein Wirtschaftswunderland, wie uns Leute berichten, die in dieser Zeit lebten. (z.B.: der Italiener Piccolomini: 'Deutschland ist niemals reicher, niemals glänzender gewesen, als heutzutage.') Ein anderes Beispiel aus dieser Zeit ist das Verbot Zinsen zu nehmen. Die Kirche begründete dies nämlich mit der Bibel, danach bekommt Geld keine Kinder (Zinsen). Die Kirche selbst hielt sich aber nicht an ihr eigenes Verbot, sondern betrieb z. Bsp. Handel mit dem Ablaß (Freikauf von Sünden).
In dieser Übergangszeit in die Moderne, zerbricht auch die von der Kirche mitgetragene, soziale Ordnung ; es gab gewisse Reiche und gewisse Arme Schichten. An dieser Ordnung sollte sich auch nichts ändern. In seinem Buch 'Utopia' vermittelte Thomas Morus, ein englischer Staatskanzler die Vorstellung von einem Gemeinwesen, 'wo alles Eigentum Gemeingut ist', also wo allen alles gehört.
Die damals politisch Verantwortlichen entwickelten keine Perspektiven, die für die Gesellschaft hilfreich gewesen wären: Das Verkehrssystem war veraltet und wurde nicht weiterentwickelt, das öffentliche Gesundheits- und Bildungswesen war unterentwickelt, obwohl eigentlich Geld vorhanden gewesen wäre, um es auszubauen. Adel, Klerus und die reichen Bürger wirtschafteten lieber in die eigene Tasche.
In Deutschland wurde der aufwendigste Modeluxus betrieben den es in Europa gab. Die Ausstattung der Kirchen war luxuriös. Lotterie und Glücksspiele blühten, üppige, stundenlange Essen waren keine Seltenheit.
'Der schwarze Tod'(die Pest),die Syphilis, der Aussatz und schweißiges Fieber verursachten in der Bevölkerung Angst. Das Leben wurde trotzdem genossen, wenn auch mit schlechtem Gewissen, was dazu führte, daß die Bußprediger sehr gefragt waren und das oft ausnutzten, indem sie den Ablaß verkauften.
Der allgemeinen Problemlage, war die Kirche aber nicht gewachsen.
Während seines Studiums in Erfurt, lernte Luther die kritische Philosophie kennen. Dadurch wurde seine Entwicklung geprägt.
William von Ockam, der 200 Jahre vor Luther lebte, begründete die kritische Theorie als sehr schwer zu verstehendes Denksystem. Er vermittelt, daß Gott eigentlich nicht zu begreifen ist. Nur die Bibel kann sein Handeln begreiflich machen. In Erfurt wurde diese ganze Lehre weiterentwickelt, was dazu führte, daß die Kirche nicht damit einverstanden war, weil der Staat anfing, seine eigenen Spielregeln (ohne den Einfluß der Kirche) aufzustellen.
Luther lernte in Erfurt die Freiheit und Selbstbestimmung kennen, einen freien Willen kannte er vorher nicht, denn er war erzogen worden, sich zu fügen und die Erwartungen seiner Eltern und Lehrer zu erfüllen. Dadurch geriet Luther in eine innere Auseinandersetzung.
Eigentlich wollte er Jura studieren, weil ihm das in seiner Vorstellung unproblematischer (klarer) erschien, als Philosophie.
Überglücklich bestand er am 07. 01.1505 sein Examen mit Auszeichnung als zweitbester von 17 Kandidaten. Der Vater, der darüber überglücklich war, redete seinen Sohn von da an nicht mehr mit 'Du', sondern mit 'Ihr' an, und hoffte auf eine erfolgreiche Karriere seines Sohnes. Er gab ihm Geld für Bücher für das juristische Studium, und suchte ihm eine Frau aus.
Aber dadurch, daß Martin ein halbes Jahr nach dem Examen in ein Gewitter geriet, und aus Angst den Schwur ablegte, Mönch zu werden, kam alles ganz anders, als seine Eltern es geplant hatten.
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