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Fließgewässer
Einteilung der Fließgewässer, Lebensräume und Lebensgemeinschaften,
Funktionen, Hochwasser
Fluss- und Bachläufe sind durch viele Schleifen gekennzeichnet (Mäander).
Be-dingt durch Hochwasser entstehen neue Fluss- und Bachläufe. Um das zu ver-hindern,
und um Täler und Siedlungen vor Überschwemmungen zu schützen, werden Flüsse und
Bäche begradigt.Dabei erfüllen Fließgewässer vielfältige Funktionen und müssen
gleichzeitig ei-ner Vielzahl von Nutzungsansprüchen gerecht werden.
- natürliche Funktionen von Fließgewässer
o Abführung des ihnen ober- und unterirdisch zufließenden Teiles des
Niederschlages
o Regelung des Bodenwasserhaushaltes
o Stoffproduktion und Stoffabbau (v. a. biologische Selbstreinigung)
o Lebensraum für Pflanzen, Tiere, Mikroorganismen, Sicherung der Komplexität
ihrer Lebensfunktion in Einheit von aquatischen und ter-restrischen
Lebensräumen
- wesentliche Nutzungsansprüche an Fließgewässer
o Bereitstellung und Speicherung von Wasser zu verschiedenen Zwe-cken
einschließlich zur Energieerzeugung
o Einleitung behandelter Abwässer unter Ausnutzung des
Selbstreini-gungsvermögens zum Abbau von Restbelastungen
- fischereiliche Nutzung- Erholung und Sport am, auf und im Gewässer- Ent- bzw.
Bewässerung umliegender Böden- Schifffahrt
Ein natürlicher und naturnaher Zustand von Fließgewässern garantiert ihre
Mul-tifunktionalität ebenso wie ein Höchstmaß an Nutzungsmöglichkeiten.
Um Flüsse für die Schifffahrt nutzbar zu machen werden Ufer befestigt und die
Fahrrinne wird ausgebaggert. Meistens muss der Fluss in regelmäßigen Abstän-den
gestaut werden, um eine bestimmte Mindesttiefe zu garantieren. Denn ohne die
gleichzeitige Stauregelung senkt sich der Grundwasserspiegel, durch
schnel-leres Abfließen der Regenwassermengen ergibt sich Hochwasser. Die
verringer-te Grundwasserneubildung hat das Absterben von Wäldern, die
Versteppung von Ackerland, Erosion und Artensterben zur Folge. Im Staubereich
ist infolge der geringeren Strömung der Sauerstoff-Gehalt gesenkt. Dadurch wird
die Selbstreinigung des Wassers erschwert.
Flüsse werden unterteilt in Quelle, Ober- , Mittel- und Unterlauf, Mündung:
Quelle
Quellen sind Lebensräume, in denen v. a. weitgehend konst. Temperaturen,
Nahrungsarmut und in einigen Fällen auch Sauerstoffarmut (bedingt durch den
geringeren Sauerstoffgehalt des Grundwassers) Faktoren darstellen, an die sich
die Lebewesen anpassen müssen.
Oberlauf
Die Oberlaufregion zeichnet sich durch eine hohe Fließgeschwindigkeit aus. Der
Gewässerboden besteht aus Hartböden (Blöcke, Steine, Geröll). Sand und Schlamm
kann sich nur an Strömungsgeschützten Stellen ablagern.In Bächen herrschen
niedrige Temperaturen. Das Wasser ist klar und das Licht kann bis zum
Gewässergrund dringen. Lichtbegrenzend wirkt der gewässerbe-gleitende Baumbestand.
Tiere und Pflanzen sind v. a. auf und unter den Steinen angesiedelt. Dabei
wurden verschiedene Mechanismen entwickelt, die ein Fort-tragen mit der
fließenden Welle verhindern bzw. kompensieren.
Mittellauf
Die Fließgeschwindigkeit nimmt ab. Im Mittellauf beginnen die Mäanderbil-dungen
und die Ausbildung von Altwässern. Organismen werden langsam durch die für den
Unterlauf typischen Lebensgemeinschaften abgelöst.
Unterlauf
Die Unterlaufregionen weisen geringe Fließgeschwindigkeiten auf. Die aus dem Oberlauf
abtransportierten Sedimente und Schwebstoffe werden hier größten-teils
abgelagert. Infolge des höheren Schwebstoffgehalts ist das Wasser oft trüb. Im
Unterlauf finden vorwiegend höhere Pflanzen und sandbesiedelnde Fauna
Lebensraum.
Mündung
Im Mündungsbereich der Flüsse herrschen in Bezug auf die Strömungsverhält-nisse
zunehmend Bedingungen stehender Gewässer.
Lebensräume und Lebensgemeinschaften in und an Fließgewässern
Aquatischer Bereich
Organismengemeinschaften des aquatischen Bereiches sind auf vielfältige Art und
Weise mit den angrenzenden amphibischen und terrestrischen Bereichen verbunden.
So besiedeln Larvenstadien vieler Insekten (Libellen, Eintagsfliegen u. a.) das
Gewässerbett des Fließgewässers. Eine Reihe von Vögeln und Säuge-tieren finden
ihre Nahrungsgrundlage im Gewässer.
Amphibischer Bereich
Der amphibische Bereich liegt zwischen Niedrig- und Mittelwasser und wird in
der Regel 150 Tage im Jahr überflutet. Für amphibische Bereiche sind
Wasser-standsschwankungen ein eintscheidender ökologischer Faktor. In
Fließgewäs-sern wird eine ausgeprägte Röhrichtzone nur im Unterlauf mit
flacheren Ufern ausgebildet. Sie leitet oft zu z. B. Gehölzbeständen im
weiteren Uferbereich ü-ber. Im amphibischen Bereich findet eine Reihe
geschützter Pflanzen und Tiere ihren Lebensraum. Vor allem bietet er einer
artenreichen Vogel- und Amphi-bienwelt Rückzugsgebiete.Feuchträume sind in
unserer intensiv genutzten Landschaft stark im Rückgang. Deshalb müssen nicht
nur bestehende Röhrichte geschützt werden, sondern auch geeignete Möglichkeiten
ihrer Neu- und Wiederansiedlung gesucht wer-den.
Terrestrischer Bereich
Dieser selten überflutete Bereich grenzt direkt an den amphibischen Bereich und
wird vom Gewässer beeinflusst. Beginnender Gehölzbewuchs stellt den Übergang
vom amphibischen zum terrestrischen Bereich dar. Bei natürlichen Gewässern sind
in diesem Bereich Pflanzen und Gehölze der gewässertypischen Auewälder
anzutreffen. Der Einfluss des Gewässers auf diesen Bereich wird bei Hochwasser
deutlich. Aus dem Fließgewässer gelangen organisches Substrat, Nährstoffe,
Organismen und Sedimente in diesen Bereich und umgekehrt. Das Bodenrelief wird
verändert.Es bilden sich entweder Erlen-, Weiden- oder Pappelbestände
(Weichholzaue) oder aber – bei entsprechendem Nährstoffreichtum
– Stieleichen, Eschen und Hainbuchen (Hartholzaue) aus. Die
Weichholzaue beginnt an der Mittelwasser-linie und erstreckt sich bis zu einer
Höhe, die durch mittleres Hochwasser er-reicht werden kann. Der Gehölzbestand
ist in diesem Bereich einer mehrtägigen Überflutung (in der Regel bis zu 100
Tage im Jahr) ausgesetzt. Die Hartholzaue wird nur an ganz wenigen Tagen im
Jahr bzw. überhaupt nicht überflutet.Klassische Auebereiche einschließlich
Auewiesen sind infolge der Flussregulie-rung seltener geworden.Besonderen Wert
im Sinne des Biotop- und Artenschutzes haben zeitweilig mit Fließgewässern in
Verbindung stehende Stillgewässer. Sie bilden insbesondere Laichplätze für
Fische und Amphibien. Dem Erhalt von Altarmen, Lachen und sonstigen
Stillwasserbereichen muss deshalb besondere Aufmerksamkeit ge-widmet werden.
Landschaftsökologische Bedeutung der Fließgewässer
Fließgewässer bilden mit ihren Auen – im weitesten Sinne mit ihren
Einzugs-gebieten – komplexe ÖS bzw. Biotopmosaike, die ursprünglich
ganz wesentlich durch wechselnde Wasserführung, die Dynamik des Wassers,
geprägt werden. Dieser Wechsel schafft reichstrukturierte und mannigfaltige
verzahnte Lebens-räume, z. B. mit Sand- und Kiesbänken, Inseln, Schlammflächen,
Steil- und Flachufern, Altwässern und unterschiedlich häufig überfluteten
Landbereichen, die ihrerseits eine große Vielfalt an Lebensgemeinschaften
beherbergen.Solche überwiegend intakten Fließgewässerökosysteme
- werden von einer Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten, sowie deren
Ge-meinschaften besiedelt
- sind Lebensraum zahlreicher „Rote Liste“ - Vertreter von
Flora und Fauna
- fungieren als Ausbreitungskorridore für viele Organismen und überörtliche
Lebensraumvernetzung
Gehölzbestandene Fließgewässer dienen der Windbremsung, der Beschattung des
Wasserlaufes, als Lebensraum u. a. für Organismen. Vor allem im besiedel-ten
wirtschaftlich intensiv genutzten Raum ist ein positiver Einfluss - von den
Verlauf der Fließgewässer nachzeichnenden Bäume, Sträucher und Wälder - zu
verzeichnen. Sie unterbrechen visuell Problemzonen (Produktionsflächen,
Bau-tenkomplexe) in der Aue und bilden ein bedeutendes Potential für die
menschli-che Erholung (kleinklimatische Wechsel, Voraussetzungen für Naturbeobach-tungen)
Die genannte ökologischen Funktionen und Wirkungen treffen weitgehend auch für
Fließgewässer im Siedlungsbereich zu, sofern sie nicht zu stark durch
Ein-engung, Begradigung, Befestigung usw. verändert worden sind und damit ihre
Verbindung zur Aue verloren haben bzw. keine Aue mehr existiert.
Heute werden durch hohen finanziellen und technischen Aufwand die nicht
na-turnahen Gewässer in einem angemessenen Zeitraum in naturnahe Zustände
zu-rückgeführt = Renaturierung (§ 78 SächsWG)
Hochwasser und Schadensursachen
Hochwasser sind Teil des natürlichen Wasserkreislaufes. Hochwasser tritt im-mer
dann ein, wenn große Wassermengen in kurzen Zeiträumen in Bach- und Flusstälern
dem Gefälle folgend zusammenlaufen. Quellen des Hochwassers sind Regen und das
bei Tauwetter aus Schnee freigesetzte Schmelzwasser.
Bei Hochwasser werden auch immer große Mengen von Schlamm und Geröll
mitgeführt, die aus Flächen des Einzugsgebietes oder aus dem Gewässerbett
abgeschwemmt werden. Neben den insgesamt transportierten Wassermengen
entscheidet das zeitliche Aufeinandertreffen der Wassermengen an einem
be-stimmten Ort über den höchsten dort erreichten Abfluss.Maßgebend für die
Höhe von Hochwasser sind neben der zeitlichen und räum-lichen Verteilung des
Niederschlages die Speicherwirkung von Bewuchs, Bo-den, Gelände und
Gewässernetz. Jeder dieser Speicher ist in der Lage, bestimm-te Wassermengen
für eine bestimmte Zeit zurückzuhalten. Ein großes natürli-ches
Speichervermögen bringt langsame Hochwasseranstiege und vergleichs-weise
gedämpftes HW, kleine Speichervermögen bringen schnelle Hochwas-seranstiege und
größere HW. Zum Speicher zählen Bewuchs, Boden Gelände und Gewässernetz.
Bewuchs
Regen bleibt zuerst an Bäumen und Pflanzen hängen, bevor er den Boden
er-reicht. Der Bewuchs ist damit v. a. zu Beginn des Niederschlages
speicherwirk-sam. Grasland speichert zwei, Wald bis zu fünf Liter Niederschlag
pro m2. Nach Regen verdunstet das an Pflanzen haftende Wasser, so dass bei
einer Fol-ge von Niederschlägen der Bewuchsspeicher auch mehrfach wirksam
werden kann.
Boden
Der Boden ist ein leistungsfähiger Wasserspeicher, der bis zum 100fachen der
Wassermenge des Bewuchses speichern kann. Maßgebend für die
Speicherei-genschaften sind Hohlräume im Boden in Abhängigkeit von Humusgehalt,
Bo-denart, Bodenmächtigkeit und Bodendichte. Der Bewuchs hält den Boden auch in
Steillagen fest und unterstützt durch Durchwurzelung die Wasseraufnahme im
Boden.Bei HW ist die aktuelle Wasseraufnahmefähigkeit durch die bereits vorher
ge-speicherte Wassermenge begrenzt. Der Boden verhält sich wie ein Schwamm. Er
kann zunächst viel Wasser aufnehmen, bei anhaltenden Niederschlägen aber immer
weniger. Bei Wassersättigung kann auch der natürliche Boden kein zu-sätzliches
Wasser mehr speichern. Die Leistung des Bodens ist damit insbeson-dere auch von
vorangegangener Witterung abhängig. Auch Bodenfrost schränkt die aktuelle
Wasseraufnahmefähigkeit stark ein. Wegen größerer Bodenfeuchte nimmt der Boden
im Winter ohnehin weniger Niederschlag als im Sommer auf. In
niederschlagsfreien Zeiten wird auch aus dem Bodenspeicher Wasser durch
Verdunstung in die Luft zurückgegeben.
Gelände
Steiles Gelände bietet wenig Flächenrückhalt und lässt Wasser schnell
zusam-menlaufen. Das Angebot von Flächenrückhalt ist im Bergland von Natur aus
begrenzt, dagegen wird im Flachland mehr Wasser gespeichert.Der Flächenrückhalt
wird unterstützt durch Bewuchs und bestimmte Formen der Bodenbewirtschaftung.
Im Gelände werden bis zu zehn Liter Nieder-schlag/m2 auf der Fläche zurückgehalten.
Eine Schneedecke kann den Flächenrückhalt vervielfachen. Andererseits kommt das
als Schnee gespeicherte Wasser bei anhaltendem Tauwetter zusätz-lich zum
Abfluss.
Gewässernetz
Fließgewässer und ihre Auen haben in der Folge der natürlichen Speicher eine
weitere wichtige Funktion. Im Flachland und bei ausgedehnten Überflutungsau-en
ist die Speicherwirkung des Gewässernetzes am größten. Sie ist umso
wir-kungsvoller, je früher ein Gewässer in die Aue ausufert. Mit ablaufendem HW
läuft der Gewässerspeicher wieder leer. Mit dem Gewässerspeicher wird die Höhe
und v. a. die Laufzeit des HWs beeinflusst und damit das Zusammentref-fen der
HW aus den Haupt- und Nebenflüssen.
Alle vier Speichermedien erfüllen ihre Funktion innerhalb bestimmter
natürli-cher Grenzen. Ist ein Speicher erschöpft, wird ein Folgespeicher
stärker belastet. Erst wenn die Speicher von Bewuchs, Boden, Gelände und
Gewässernetz insge-samt überlastet sind, verschärft sich die Abflusssituation
sprunghaft.
Die ökologischen Folgen von HW sind bedenklich: Auf den überfluteten Gebie-ten
können sich Schadstoffe aus den Flüssen ablagern, z. B. Schwermetalle und
organische Giftstoffe. Zudem können als Folgen des Hochwassers auch
ausge-laufenes Heizöl und freigesetzte Chemikalien aus Produktionsanlagen die
Um-welt belasten.
Schutz vor HW bieten z. B. Rückhaltebecken, Talsperren, Deiche und Mauern. Oder
die Flüsse und Bäche werden renaturiert.
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