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Kurt Tucholsky ( - )
Das Leben und die Werke eines Schriftstellers
Kurzbiographie
Kurt Tucholsky wurde am 9 0 1 90 in Berlin geboren. Ab 8 9 besuchte Tucholsky das französische Gymnasium in Berlin, welches er 1 03 verlie , um bis 1 07 das königliche Wilhelms-Gymnasium in Berlin zu besuchen. Schon mit 7 Jahren veröffentlichte Tucholsky sein erstes Werk. Es trug den Namen 'Märchen' und wurde im 'Ulk' veröffentlicht.
Am 2 9 9 9 legte er nach privater Vorbereitung seine Reifeprüfung als Externer ab und begann dann im Jahre
9 sein juristisches Studium an der Universität in Berlin. 2 erschien sein nächstes Werk mit dem Titel
'Rheinsberg'. Von 913 bis 9 5 war Tucholsky in der Redaktion der 'Schaub hne' tätig.
Am 1 1 9 4 besteht er die juristische Doktorprüfung. Dann kam der 1.Weltkrieg und Tucholsky mußte 915 als Soldat in den Osten, von wo aus er 19 7 zuerst auf eine Fliegerschule im Baltikum und dann nach Rumänien versetzt wurde. Sein Dienstgrad war zuletzt der eines 'Vizefeldwebels'.
Nach dem Ende des Krieges war er von 9 8 bis 9 0 Chefredakteur des 'Ulk'. 1 23 wurde Tucholsky dann Volontär am Bankhaus von Bett, Simon & Co., bevor er im April 1 24 als Korrespondent der 'Weltb hne' und der 'Vossischen Zeitung' in Paris t tig war. Ab sofort verlagerte er sein Schaffen ins Ausland und besuchte Deutschland nur noch ab und zu.
Am 0 2 9 6 starb der Herausgeber der Weltb hne, Siegfried Jacobsohns, dessen Job Tucholsky nun übernahm.
9 wanderte er nach Schweden aus. Er lebte fortan in Hind†s bei Göteburg.
Nun kam die Zeit des Nationalsozialismus. Tucholsky wurde am 2 0 1 33 ausgebürgert, seine Bücher von den
Nazis verbrannt.
Am 2 2 9 5 beging Tucholsky Selbstmord. Er wurde auf dem Friedhof Mariefried bei Schloß Gripsholm beigesetzt.
Tucholsky veröffentlichte seine Werke unter verschiedenen Pseudonymen: Ignaz Wrobel, Peter Panter, Theobald Tiger und Kaspar Hauser.
Tucholsky war 25 Jahre (19 7-1 3 ) schriftstellerisch t tig. Er erstellte Gedichte, Chansons, Glossen, Erzählungen, einen Roman, Artikel, Essays und weitere kurze Texte, 'Schnipsel' genannt.
Insgesamt 'erschuf' Tucholsky ann hernd 5 0 Titel.
Seine Werke
Das erste veröffentlichte Stück war 'Märchen', welches 9 7 im 'Ulk' abgedruckt wurde. Das Märchen handelt von einer Flöte, die einem Kaiser gehörte und in der man Werke (Bilder) aller Maler der letzten Jahre zusammen sehen konnte. Die Maler waren Thoma, Böcklin, Leistikow, Frhr von Reznicek, Zille, Meunier und Orlik. Zum Schluß des Textes gibt es eine doppeldeutige Bemerkung: 'Und was machte der König ? Er pfiff drauf '.
Im Jahr 1 19 veröffentlichte Tucholsky das Gedicht 'Krieg dem Kriege'.
Das Gedicht spielt, wie viele seiner Werke, im 1.Weltkrieg. Es beschäftigt sich mit der Befehlsgewalt der Militärführung, die den einfachen Soldaten das Töten befiehlt und selbst ungeschoren davonkommt. Tucholsky ruft dazu auf, diesem Irrsinn ein Ende zu setzen und sich für eine friedliche Zukunft stark zu machen. Er sagt, man müsse dem Krieg den Krieg' erklären.
Als nächstes veröffentlichte er 9 4 das Werk 'Vision', das in einer Zeit spielt, zu der Tucholsky in Paris lebte. Er macht sich Gedanken, wie er den Menschen, mit denen er tagtäglich zu tun hat (z.B. dem Milchmann oder dem Schaffner , im 1.Weltkrieg gegenüber getreten wäre. Er wäre dann verpflichtet gewesen, diese Menschen zu töten, und die Franzosen wären verpflichtet gewesen, ihn zu töten.
Alle wissen es, nur keiner redet darüber in dieser Zeit des Friedens. Tucholsky macht sich Gedanken, wie lange dieser Friedenszustand noch anhält oder ab wann sich diese friedlichen Menschen wieder in eine 'tobende, heulende Masse' verwandeln und gegeneinander in den Krieg ziehen.
19 8 erschien der Text 'Kurt Tucholsky', in dem es nur eine Gegen berstellung gibt, von dem, was Tucholsky (und seine Pseudonyme) liebt beziehungsweise. haßt.
'Das Dritte Reich', das war der Titel des Gedichtes, das 9 0 veröffentlicht wurde. Der Text ist sehr sarkastisch verfa t, und handelt von der Entstehung des dritten Reiches:
Es mußte einfach mal wieder was Neues her, mit dem sich der nationale Mann identifizieren kann. Man müsse, statt
massig, mehr rassisch werden und mehr national denken. Tucholsky schreibt auch von der 'Rückeroberung' der Sudentendeutschen, der Saardeutschen, Eupendeutschen und Dänendeutschen. Und um diese Ziele zu erreichen braucht man eben den Krieg
Schon ein Jahr später (1 31) erschien das nächste Gedicht unter dem Titel 'Joebbels'.
Das Gedicht ist im Berliner Dialekt' geschrieben und handelt von Joseph Goebbels, der ab 19 3 Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda' war. Goebbels war Mitglied der NSDAP. In seinem Gedicht zieht Tucholsky Goebbels 'mächtig durch den Kakao': Er sagt, Goebbels sei bloß ein 'ganz kleines Licht', welches man wohl 'zu früh aus dem Nest' genommen habe. Tucholsky sagt, Goebbels habe nur 'eine mächtig große Fresse', sei nicht
'ganz richtig' und kein Führer, sondern nur ein 'Porzellanzerschmeißer'.
Auffällig an diesem Gedicht ist die etwas 'derbe' Ausdrucksweise und der 'Berliner Slang'. Dadurch hebt sich das
Gedicht von den sonst üblichen Schreibweisen in Gedichten besonders ab.
Im gleichen Jahr wie 'Joebbels', also , erschien das Gedicht 'An das Publikum'. Tucholsky hat hier wieder ein sehr sarkastisches Gedicht geschrieben. Es handelt 'von den dummen Menschen , dem Publikum, das sich alles vorsetzen läßt, wovon die Unternehmer sagen 'Das Volk will es so ! . Er geht mit dem Volk hart ins Gericht und stellt es als unmündige Feiglinge dar, das sich aus Angst vor den Konsequenzen und den Reichsverbänden 'ganz ruhig' verhält. Tucholsky ist der Meinung, daß ein Volk, welches sich nicht gegen solche Machenschaften wehrt, selbst Schuld an seiner Situation ist.
2 erschien dann 'Hitler und Goethe - Ein Schulaufsatz'.
Tucholsky schrieb diesen Text in der Ausdrucksweise eines Schuljungen. Der ganze Text ist in 8 Absätze eingeteilt. Die Einleitung (Absatz I) beschreibt der Junge das Problem, das er in diesem Aufsatz 'in Angriff' nimmt.
Im Text wird Goethe mit Hitler verglichen. In der Erklärung (Absatz II) wird gesagt, daß Hitler der grö te Deutsche
und Goethe nicht tadellos sei. In der Begründung (Absatz III) wird gesagt, daß Hitler, im Gegensatz zu Goethe, sein Leben fürs Volk aufs Spiel setzt. Hitler bestehe aus 3 Teilen: einem legalen, einem wirklichen und einem 'Goebbels'. Im Gegensatz (Absatz IV) beschreibt Tucholsky die verschiedenen Lebens- und Schaffensweisen Hitlers und Goethes.
Im Gleichnis (Absatz V) wird auf die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Personen eingegangen. Es wird z.B.
gesagt, daß sie beide in Weimar gewohnt haben und Schriftsteller waren.
Der Absatz Beispiel (Absatz VI) beschreibt ein Erlebnis, daß der Junge, der diesen Aufsatz schreibt, mit Hitler hatte. Hitler strich dem Jungen über seinen Scheitel und dieser war mächtig stolz auf 'seinen F hrer'.
Der vorletzte Absatz ist der Beleg (Absatz VII), in der der 'Beweis' geliefert wird, daß Hitler der größte Deutsche und besser als Goethe gewesen sei. Hitler sorge für Brot und Freiheit, Goethe habe h chstens lyrische Gedichte geschrieben und sei für das Volk sozusagen 'nutzlos'.
Im Schluß (Absatz VIII) wird gesagt, daß dieser Vergleich zwischen Goethe und Hitler sehr zu ungunsten Goethes
ausgefallen sei und Deutschland froh sein könne nur einen so großen Deutschen, nämlich Hitler, zu haben.
Von 1 31 stammt der Text 'Der Mensch'. Hier beschreibt Tucholsky das seltsame Leben der Menschen. Er berichtet davon, daß der Mensch es sich z.B. nicht aussuchen könne, ob und wann er geboren werde. Er handelt davon, daß der Mensch nur Krach macht und nie zuhört und davon, daß der Mensch gerne Komplimente und Schmeicheleien hört, usw.
Auch der Konflikt zwischen den Menschen verschiedener Altersklassen wird im Text behandelt. Sterben ist für den
Menschen etwas schreckliches, weil er nicht weiß, was danach kommt.
Im letzten Satz sagt Tucholsky, daß es außer Menschen noch Sachsen und Amerikaner gibt, diese könne er aber nicht beschreiben, da es Zoologie erst in der n chsten Klasse gäbe.
Der Text ist, wie für Tucholsky üblich, sehr satirisch bis sarkastisch geschrieben und regt zum Nachdenken und
Amüsieren an.
'Was darf Satire . So hei t der 1 19 erschienene 'Schnipsel' von Tucholsky.
In diesem Text setzt er sich ausführlich mit dem Begriff 'Satire' auseinander. Er beschreibt, was Satire ist, und welche Ziele sie verfolgt. Er kam zu dem Schluß, daß die Satire in Deutschland ein noch viel zu schlechtes Ansehen
hat, daß das deutsche Volk mit Satire nicht umgehen könne und das die Nachbarl nder schon viel 'verwachsener' mit der Satire sind, was z.B. Propagandaplakate in Frankreich deutlich machen.
Zum Schluß des Textes stellt Tucholsky noch einmal die Frage 'Was darf Satire ' und liefert gleich die Antwort: Alles !
Doch 9 2 'erweiterte' er seinen 9 erschienenen Text 'Was darf Satire . Er schrieb nun, daß auch Satire ihre Grenzen habe und zwar nach oben hin beim Buddha und nach unten hin bei den faschistischen Mächten in Deutschland, da man, so Tucholsky wörtlich, 'mit Satire gar nicht so tief schießen kann
Zum Thema Satire gab es 9 8 auch eine Entscheidung des Reichsgerichts vom 5 6 9 8, die besagt, daß Satire eine starke Übertreibung des Inhaltes darstellt. Die Satire muß aber als solche zu erkennen sein, d.h. ein Leser oder Beschauer muß den tatsächlichen Inhalt der Satire erkennen können. Das Gericht entschied auch, daß eine Satire keine strafbare Handlung darstellt. Um herauszufinden, ob ein Text eine strafbare Handlung, im besonderen eine Beleidigung enthält, muß zuerst der satirische Text entfernt werden, damit dann der 'Rohtext' beurteilt werden kann.
Ziele seines Wirkens
Tucholsky wollte mit seinen satirischen und 'bissigen' Texten die Menschen zum Nachdenken und zum
Überdenken ihrer eigenen Situation anregen.
Tucholsky beschäftigte sich in seinen Texten viel mit dem 1.Weltkrieg und mit dem Nationalsozialismus. Gerade in dieser Zeit war es für einen Schriftsteller gefährlich, sich in so satirischer und sarkastischer Weise mit diesen Themen, besonders dem Nationalsozialismus, auseinanderzusetzen. Er scheute auch nicht davor zurück, einflußreiche Personen direkt mit seinen Texten 'anzugreifen , wie es z.B. der Text 'Joebbels' von 1 31 zeigt, in dem er direkt gegen Joseph Goebbels 'vorgeht'.
Aufgrund dieser für seine Zeit sehr kritischen Text wurde er von den Nationalsozialisten verbannt und seine B cher wurden verbrannt.
Die Meinungen ber Tucholsky gingen weit auseinander. Manche liebten seine Werke, andere haßten sie. Bei der Bücherverbrennung am 2 9 3 wurden Tucholsky's Werke mit dem Satz 'Gegen Frechheit und Anmaßung, für Achtung und Ehrfurcht vor dem unsterblichen deutschen Volksgeist !' verbrannt. Am 3 0 1 33 entschied der Reichsminister des Inneren die Ausbürgerung Tucholskys.
Der Vorstand des 'Börsenvereins der deutschen Buchh ndler' erließ nun die Weisung an alle Buchhändler, Tucholskys Werke (und die der 11 anderen Schriftsteller, deren Werke verbrannt worden waren) sofort aus den Regalen zu nehmen. Es wurde eine gründliche Säuberung des Buchbestandes der letzten 5 Jahre angeordnet. Das gesamte deutsche und antideutsche Schriftgut sollte auf das Vorkommen dieser Schriftsteller überprüft werden.
Viele Menschen waren gegen Tucholsky und seine Werke.
Alfred Rosenberg schrieb 9 7, daß Tucholsky gleich unter 5 Namen (seinen Pseudonymen) gegen den Patriotismus kämpfte. Rosenberg sagte, Tucholsky, bzw. sein Pseudonym Ignaz Wrobel, müsse sofort inhaftiert werden, um 'auf andere Gedanken zu kommen .
Auch bei Alexej Tolstoi hatte Tucholsky eine schlechte 'Stellung'. Tolstoi sagte, Tucholsky könne 'der Heine des
20.Jahrhunderts' werden.
Josef Nadler war der n chste, der sich gegen Tucholsky wandte: Er meinte, daß noch nie ein Volk jemals so geschmäht worden sei wie das deutsche durch Tucholsky.
Golo Mann erklärte, daß es Tucholsky an Takt, Bescheidenheit und an Schöpferkraft fehle und das es in den 0er
Jahren eher zu viele von Tucholskys 'Art' gegeben habe.
Es gab aber auch Menschen, die Tucholsky und seine Werke sehr zu schätzen wissen, wie z.B. Wilhelm Herzog. Dieser sagte 1 3 , daß Tucholsky ein Schriftsteller mit ungewöhnlicher Begabung war. Tucholsky trug zu kritischer Vernunft mit berlegener Heiterkeit bei und bereicherte das Leben vieler Leser.
Auch Arnold Zweig ußerte sich positiv ber Tucholsky: Er bezeichnete ihn als 'einen bezaubernden Schriftsteller'. Für Ernst Rowohlt war Tucholsky einer der liebsten Autoren, der ein warmblütiger und in jedem Sinne menschlicher
Freund gewesen sei.
Georg Grosz sagte ber Tucholsky, daß dieser einer der wenigen war, die den wirklichen Berliner Witz verstanden und auch wirkliche Berliner Dialoge schreiben konnte.
19 3 wurde berlegt, eine Stra e nach Tucholsky zu benennen. Doch der CDU-Stadtverordnete Menges meinte, daß Tucholskys Werke auch heutzutage (also 1 63) noch 'zersetzend in ihren Außerungen' seien und daß es 'eine Taktlosigkeit' wäre, eine Straße nach ihm zu benennen.
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