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Trennungsschmerz:
C. Plinius grüßt seine geliebte Calpurnia.
Es ist unglaublich wie sehr ich von der Sehnsucht nach dir gefesselt werde.
Der erste Grund ist die Liebe, der zweite, daß wir es nicht gewohnt sind, voneinander getrennt zu sein. So kommt es, daß ich einen großen Teil der Nächte wach mit deinem Bild vor Augen verbringe und so kommt es auch, daß an den Stunden des Tages an denen ich es gewohnt war dich aufzusuchen, meine Füße mich, im wahrsten Sinne des Wortes von selbst zu deiner Wohnung tragen und so kommt es, daß ich schließlich traurig und schwermütig und wie ein Ausgeschlossener von der Leere deiner Wohnung zurückkehre.
Nur eine Zeit ist für mich frei von dieser Pein, nämlich wenn ich mich in der Politik in den Prozessen meiner Freunde aufreibe. Beurteile du, wie mein Leben verläuft, für das ich nur Ruhe in der Arbeit und Trost in Elend und Sorge finde.
C. Plinius grüßt seine geliebte Calpurnia.
Du schreibst, daß dich meine Abwesenheit nicht wenig traurig macht und du einen Trost darin hast, daß du meiner Büchlein statt meiner hältst und du sie auch oft an meinen Platz legst.
Es ist lieb, daß du uns vermißt und ich freue mich, daß du mit diesen Trostmitteln Ruhe findest; umgekehrt lese auch ich eifrig deine Briefe und nehme sie immer wieder wie neu in die Hand; und um so mehr entbrennt die Sehnsucht nach die. Denn wieviel Wonne steckt in Gesprächen eines Menschen, dessen Brief schon soviel Annehmlichkeit enthält.
Schreib du mir dennoch möglichst häufig, auch das mich so erfreut, daß es mich quält.
C. Plinius grüßt seinen Freund Cornelius Tacitus.
Du wirst lachen und es ist erlaubt, daß du lachst. Ich, der, den du kennst habe drei Eber (auch noch die wunderschönsten) gefangen.
"Selbst?", fragst du.
Selbst; nicht aber, daß ich gänzlich von meiner Untätigkeit und Ruhe abließ. Ich saß bei den Netzen. In der Nähe war weder ein Jagdspieß noch ein Speer, dafür aber Griffel und Schreibtafel; ich dachte über etwas nach und schrieb es auf, damit ich wenigstens die Schreibtafeln voll zurückbringe, wenn meine Hände schon leer sind.
Es gibt für dich keinen Grund, diese Art des Studierens zu verachten; es ist seltsam wie sehr der Geist von der intensiven Bewegung des Körpers angeregt wird: Schon die Wälder rundherum, die Einsamkeit und selbst die Stille, die für die Jagd erforderlich sind, sind große Anreize zum Denken. Daher, wenn du auf die Jagd gehst, ist es erlaubt, daß du nach meinem Beispiel genauso die Schreibtäfelchen mitnimmst, wie du schon den Brotbeutel und die Weinflasche bei dir trägst.
Du wirst erkennen, daß Diana nicht lieber auf den Bergen umherstreift als Minerva.
Lebe wohl!
Ich freue mich, daß ich dich gesund in Rom begrüßen kann. Wenn überhaupt jemals, dann jetzt bist du für mich äußerst gelegen gekommen.
Als ich kürzlich in Como, meiner Heimatstadt war, kam der noch nicht volljährige Sohn eines meiner Landsleute zu mir um mich zu begrüßen.
Ich fragte ihn: "Studierst du?"
Er antwortete: "Allerdings."
"Wo?"
"In Mediolanum."
"Warum nicht hier?"
Und sein Vater (er war nämlich dabei und er war es auch, der den Jungen zu mir gebracht hatte)sagte : "Weil es hier keine Lehrer gibt."
"Warum nicht? Denn es ist doch für euch, die ihr die Väter seid von größtem Interesse (und durch einen günstigen Zufall hörten es mehrere Väter), daß eure Kinder hauptsächlich hier lernen. Wo nämlich verweilt es sich angenehmer als in der Heimatstadt, wo werden die guten Sitten besser bewahrt als unter den Augen der Eltern und wo sind die Kosten niedriger als zu Hause?
Wäre es nicht eine Kleinigkeit, mit gesammeltem Geld Lehrer anzuwerben und das Geld, das ihr sowieso jetzt schon für Unterkunft, Reisekosten und für das ausgebt, was in der Fremde gekauft werden muß( und es wird ja schließlich alles in der Fremde gekauft) den Gehältern zuzuschlagen.
Und sogar ich, dar ich noch keine Kinder habe bin bereit für unsere Stadt, wie für eine Tochter oder Mutter den dritten Teil dessen, was ihr aufbringt zu spenden.
Ich könnte euch auch den ganzen Betrag versprechen, wenn ich nicht Angst hätte, daß meine Leistung irgendeinmal durch Bestechung verlorengeht, wie ich es an vielen Orten sehe, an denen die Lehrer auf Gemeindekosten eingestellt werden.
Man kann diesem Verderben entgegenwirken mit einem einzigen Heilmittel, nämlich wenn das Recht einzustellen allein den Eltern vorbehalten bleibt, und eben diesen die Gewissenhaftigkeit, richtig zu entscheiden durch den Zwang beigebracht wird, einen finanziellen Beitrag zu leisten. Denn sicher werden sie sorgfältig mit ihrem Besitz umgehen, wenn sie vielleicht mit dem Geld anderer nachlässig wären.
Und sie werden sich Mühe geben, daß nur einer Geld von mir annimmt, der dessen würdig ist, wenn er auch von ihnen selbst Geld annehmen wird.
Darum einigt euch, handelt zusammen und schöpft größeren Mut aus meiner Zuversicht, der ich wünsche, daß es möglichst viel sein mag, das ich beisteuern muß.
Nichts ehrenvolleres könnt ihr euren Kindern erweisen, nichts willkommeneres eurer Vaterstadt.
Sie sollen hier erzogen werden, die sie auch hier geboren worden sind, und sofort sollen sie sich daran gewöhnen, von Kindheit an den Heimatboden zu lieben und zu bevölkern. Und hoffentlich holt ihr so berühmte Lehrer herbei, daß für die benachbarten Städte Studiengänge von hier erbeten werden mögen und daß, wie jetzt eure Kinder in die Fremde, bald andere hier zusammenströmen mögen."
Ich glaubte, daß ich dies etwas tiefer, gewissermaßen vom Ursprung her darstellen sollte, damit du um so deutlicher siehst, wie angenehm es für mich wäre, wenn du das übernimmst worum ich dich bitte.
Ich bitte dich und gemessen an der Bedeutung dieser Sache frage ich dich, dich in der Menge der Studenten, die aus Bewunderung für dein Genie zu dir kommt nach Lehrern umzusehen, welche wir aber nur unter der Voraussetzung einladen können, daß ich keinem eine feste Zusage geben kann. Ich lasse den Eltern nämlich die freie Wahl; jene sollen entscheiden, jene sollen auswählen ; ich beanspruche für mich nur die Organisation und die Finanzierung.
Daher soll, wenn sich irgend jemand, der in sein Können vertraut hat finden lassen dieser unter der Bedingung hierher kommen, daß er von hier nichts sicheres mitnimmt, als sein Selbstvertrauen.
Leb wohl!
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