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Die Kirche im Mittelalter
Für die einfachere Bevölkerung war im Mittelalter nicht so sehr der religiöse Inhalt der christlichen Botschaft verlockend, sondern eher das Geheimnisvolle im Kult, in der Messe. Im Mittelpunkt stand die Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien, denen zahlreiche "Wunder" zugeschrieben wurden. Die Leute versprachen sich aber nicht nur von Pilgerfahrten Beistand und Hilfe, sondern sie glaubten genauso an Zwerge, Geister und verschiedene Heilquellen.
Einer der bedeutendsten Theologen am Beginn des Mittelalters war Augustinus (354-430). Seine Philosophie war ein christlicher Platonismus. Er übersetzte viele der antiken Schriften ins Lateinische und empfahl, die Erkenntnisse der "Heiden" zu verwenden, um die neue Lehre zu verbreiten.
Überhaupt wurde das Christentum stark mit vorchristlichen Bräuchen vermischt. Daraus entstanden Bräuche, die auch heute noch gepflegt werden, wie z. B. Weihnachten. Erst später entwickelte sich das Christentum zur allein herrschenden Weltanschauung und allmählich entstand eine christliche Einheitskultur.
Zu Anfang, hatte das einfache Volk nicht viel mit Gott und Jesus zu tun. Nur die Mönche und Nonnen, die Priester und Bischöfe konnten sich mit den zentralen Glaubensinhalten auseinandersetzen. Sie lasen in der Bibel und spendeten die Sakramente. Dem einfachen Volk war dies verwehrt; die Bibel durfte nicht in die Volkssprache übersetzt werden, und die Messe wurde in lateinischer Sprache gehalten.
Doch nicht einmal alle Priester hatten diese Möglichkeiten. Viele einfachere Landgeistliche wurden von ihren adeligen Grundherren unterdrückt, und oftmals konnten sie nicht einmal schreiben und kaum lesen. Sie lebten mit ihren Frauen und Kindern und betrieben nebenbei teilweise auch noch ein Gewerbe. Die Stellung der Geistlichen im 12. Jh. war somit ziemlich verweltlicht.
Doch gab es natürlich auch hier Ausnahmen. Immer wieder ließen sich religiös ergriffene Menschen die Bibel übersetzen und zogen predigend durchs Land. In der zweiten Hälfte des 12. Jhdts. gab es die größte Ketzerbewegung des Mittelalters, die der Katharer. Sie predigten, dass das Seelenheil nur durch absolute Enthaltsamkeit schon im irdischen Leben zu erreichen wäre. Außerdem waren sie nicht nur gegen die Amtskirche, sondern sie vertraten auch eine andere Meinung in Bezug auf die Bibel. Doch die Kirche schaute nicht lange zu und führte zur gewaltsamen Unterwerfung dieser Strömungen die Inquisition (Untersuchung) ein.
Viele der Ketzer wurden daraufhin am Scheiterhaufen verbrannt.
Eine bedeutende Frau des Mittelalters war Hildegard von Bingen (1098-1179). Sie war Abtissin und arbeitete nebenbei als Schriftstellerin, Arztin und Botanikerin. Von ihren Zeitgenossen wurde sie "das Orakel und der lebendige Tempel Gottes" genannt. In späteren Jahren betätigte sie sich in dieser von der Männerwelt dominierten Zeit als Beraterin von Kaisern, Päpsten und Fürsten.
Einen der ersten Bettelorden gründete der hl. Dominikus (1170-1221). Für Dominikus zählte vor allem die Predigt. Er hielt viel vom scharfsinnigen Denken und gelehrten Auseinandersetzungen. So wurden seine Anhänger eher Gelehrte und Prediger.
Die wohl radikalste Glaubenserneuerung wurde durch Franz von Assisi (1181-1226) ausgelöst. Er predigte Buße und ein einfaches Leben und sprach damit viele junge Menschen an, die sich am weltlichen Prunk der Amtskirche stießen. Seine Anhänger zogen durch die Städte mit leeren Händen, genauso wie die Jünger Jesu. Trotzdem unterwarf er sich der Amtskirche und gründete den Orden der "minderen Brüder" (fratres minores = Minoriten). Bereits im 13. Jh. gab es überall in Europa Minoritenklöster. Später wurden der Orden der Klarissen und der Dominikanerinnen gegründet.
Der wichtigste Theologe des Mittelalters war Thomas von Aquin (1225-1274). Er wollte die Phiolosophie des Aristoteles mit dem Christentum vereinen und den großen Widerspruch zwischen Glaube und Wissen auflösen.
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