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Referat Konzept - und Informationsschrift für die Klasse, Der Deutsche Widerstand 1933 - 1945

geschichte referate

geschichte referate

Inhaltsangabe




Konzept - und Informationsschrift für die Klasse


Referat:  Der Deutsche Widerstand 1933 - 1945


Vorbemerkung

Definition Widerstand

Allgemeine Darstellung des Deutschen Widerstandes

Widerstandsbewegungen

Erfolglose Attentate

Schlussbemerkung

Anhang zum Referat

Abschiedsbrief Willi Grafs

Widerstandsbewegungen

Entwurf einer Erklärung der Regierung Beck / Goerdeler 1944

Geplanter Aufruf Stauffenbergs bei Erfolg des Attentats gegen Hitler vom 20. Juli 1944

Lebenslauf Stauffenbergs

Flugblätter der Weißen Rose 1 - 6

Adressen für den Bezug Information für politische Bildung

Filmhinweise zum Thema: Der Deutsche Widerstand

Konzept - und Informationsschrift

Thema des Referates: Der Deutsche Widerstand 1933 - 1945

Gliederung :

Referat

Vorbemerkung

Definition Widerstand

Allgemeine Darstellung des Deutschen Widerstandes

Widerstandsbewegungen

Erfolglose Attentate

Schlussbemerkung

Bilder

Die Weiße Rose. Hier die      Geschwister Sophie und Hans Scholl mit Willi Graf.

Fremdwörter und Abkürzungen:

Ursupatoren = Jemand der widerrechtlich die Macht ergreift

OKW = Oberkommando der Wehrmacht

Partisanen = Verbände bewaffneter Widerstandskämpfer im feindlichen

Hinterland

Résistance = Widerstandsbewegung in Frankreich

Resistenza = Widerstandsbewegung in Italien

Im Referat können einige wichtige Sachverhalte bzw. Texte, wegen des enormen Umfanges, nicht im mündlichen Vortrag aufgenommen werden. Da diese aber zum Gesamtbeitrag des Referates gehören, sind sie als Anlage nachgeheftet und können bei Bedarf eingesehen werden. Dies wäre im einzelnen:

Abschiedsbrief Willi Grafs

Widerstandsbewegungen

Entwurf einer Erklärung der Regierung Beck / Goerdeler 1944

Geplanter Aufruf Stauffenbergs bei Erfolg des Attentats gegen Hitler am 20. Juli 1944

Lebenslauf Stauffenbergs

Flugblätter der Weißen Rose 1 - 6

Adressen für den Bezug Information für politische Bildung

Filmhinweise zum Thema: Der Deutsche Widerstand

Quellenangaben

Internet ( über Suchmaschine suchen nach "Wissenschaft", dann "Geschichte")

Grundgesetz für die BRD

Informationen zur politischen Bildung: Deutscher Widerstand 1933 - 1945 Nr. 243

Der Spielfilm Schindlers Liste

Helmut Gollwitzer / Käthe Kuhn und Reinhold Schneider: Du hast mich heimgesucht: Abschiedsbriefe und Aufzeichnungen des Widerstandes 1933 - 1945, München, Seite 84.

Der Deutsche Widerstand 1933 - 1945

Vorbemerkung:

Die Deutsche Widerstandsbewegung war sehr viel größer, als lange Zeit angenommen. Von jeher standen die - erfolglosen - Attentate gegen Hitler, verübt von Georg Elser im Münchener Bürgerbräukeller am 8. November 1939 und von Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944, im Mittelpunkt öffentlicher Diskussionen.

Oft vergessen werden dabei die unzähligen Menschen, die passiven Widerstand leisteten. Dies äußerte sich unter anderem durch politische Parolen gegen Hitler oder des NS - Staates, die auf Straßen oder Hauswände geschmiert wurden.

Vielzitiert in historischen Texten ist auch der passive Widerstand in Form von Rückzug in die innere Emigration, der eine Haltung der Nichtbeteiligung, stiller Abwehr und Verweigerung bedeutet.

Definition Widerstand:

Widerstand ist die aktive Auflehnung gegen ein Regime, das als unrechtmäßig, tyrannisch oder als vom Ausland aufgezwungen empfunden wird.

Widerstand ist das überstaatliche Grundrecht des einzelnen sich gegen verfassungswidrige oder gegen das Sittengesetz verstoßende Eingriffe der Staatsgewalt zu widersetzen, wenn der Widerstand das einzige Mittel ist das Recht zu erhalten oder wiederherzustellen.

Das Grundgesetz der BRD beinhaltet indirekt das Widerstandsrecht zur Erhaltung der Demokratie. Der Artikel 20 Absatz 4 besagt: Gegen jeden, der es unternimmt, die demokratische Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist

Allgemeine Darstellung des Deutschen Widerstandes:

Auszug einer Reichstagsrede des SPD-Abgeordneten Kurt Schumacher am 23. Februar 1932:

"Wenn wir irgend etwas beim Nationalsozialismus anerkennen, dann ist es die Tatsache, dass ihm zum erstenmal in der deutschen Politik die restlose Mobilisierung der menschlichen Dummheit gelungen ist."

Bereits vor Hitlers Ernennung zum Reichskanzler haben sich Widerstandsgruppierungen gegen ihn und seine Partei gebildet. Im Sommer 1932 wurden von der SPD-Führung in verschiedenen Ländern Kampfgruppen aufgestellt. Diese warteten am Tag der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, der 30. Januar 1933, auf den Befehl zum Kampf. Entsprechend den Anweisungen des deutschen Gewerkschaftsbundes waren etliche Gewerkschaftler zum Generalstreik bereit. Doch weder SPD-Führung noch der Gewerkschaftsbund war in der Lage den Startschuss zu geben, da beide in einer Zeit der Arbeitslosigkeit den Erfolg eines Streiks in Frage stellten.

Am 23. März 1933 erhielt Hitler vom Reichstag die volle Zustimmung zu dem von ihm geforderten Ermächtigungsgesetz, durch das er die Vollmacht erhielt, Gesetze ohne Zustimmung der Volksvertretung und ohne Berücksichtigung von Verfassungsbestimmungen zu erlassen. Von nun an hatte Hitler freie Hand seine Diktatur zu errichten.

Die Selbstständigkeit der Länder wurde aufgehoben, die Landtage wurden aufgelöst, die Geheime Staatspolizei wurde aufgebaut, durch Verhaftung von Funktionären und Besetzung der Gewerkschaftshäuser durch SA und SS die Gewerkschaften entmachtet.

Unter dem Druck der NSDAP lösten sich die verbliebenen Parteien im Reichstag auf.

Am 14. Juli wurde per Gesetz die Neugründung von Parteien verboten. Jede Tätigkeit oder kritische Außerung gegen den NS - Staat wurde von nun an als Staatsfeindlicher Akt streng bestraft. Die Basis des Deutschen Widerstandes der vor allem in den staatstragenden Schichten der Weimarer Republik, unter Gemeindemitgliedern und Geistlichen beider christlichen Bekenntnisse zu finden war, suchte nach der Ausschaltung aller legalen Oppositionsmöglichkeiten nach anderen Wegen des Widerstandes.

Die meisten Oppositionellen waren überzeugt, dass der Krieg eine Katastrophe für Deutschland werden müsse, und suchten nach Wegen, den Zusammenbruch zu vermeiden oder zumindest abzuschwächen.

Der Widerstand richtete sich vor allem gegen:

das Führerprinzip

das Einparteiensystem

die Unterdrückung aller Andersdenkenden

die Behinderung der Kirchen

die Vergewaltigung des Rechts

die verbrecherische Verfolgung der Juden und anderer rassischer Minderheiten

die Liquidierung politischer Gegner ohne Gesetz und Urteil

die Vernichtung lebensunwerten Lebens

die Korruption innerhalb der Parteiführung

die Expansionspolitik

Hitlers Eingriff in die militärische Kriegsführung seit 1941

die Terrorisierung der Zivilbevölkerung besetzter Gebiete

So viele Widerstandsbewegungen es gab, so unterschiedlich waren auch ihre Absichten. Während die einen Pläne zur Entmachtung bzw. Ermordung Hitlers entwarfen, suchten andere Unterstützung im Ausland. Wieder andere wollten die Entmachtung Hitlers abwarten und entwarfen Pläne für eine Neuordnung des Deutschen Reiches nach dem Krieg.

In einem Punkt allerdings waren sich alle Widerstandsgruppen einig; der Sturz des Hitlerregimes sei nur unter entscheidender Teilnahme der Wehrmacht möglich. Die Mitwirkung führender Offiziere der Wehrmacht an einem Staatsstreich scheiterte aber zum einen an den militärischen Erfolgen Hitlers in den ersten beiden Kriegsjahren, zum anderen daran weil die Offiziere sich den von ihnen geleisteten Eid verpflichtet fühlten.

Der Aufstandsversuch vom 20. Juli 1944, der später noch beschrieben wird, sollte nach vorübergehender Militärdiktatur, ein auf Recht und Freiheit gegründetes Staatssystem wiederherstellen. Über die Grundsätze der inneren Neuordnung Deutschlands im einzelnen bestanden keine einheitlichen Vorstellungen. Man hoffte, trotz der fehlenden Zusagen der Westmächte, gegen Räumung aller besetzten Gebiete und anderen Zugeständnissen zu einem Einvernehmen zu kommen, das die Reichseinheit und die Reichsgrenzen sichern würde.

Widerstandsbewegungen:

Nicht nur in Deutschland, sonder auch in den von der deutschen Wehrmacht während des 2. Weltkrieges besetzten Ländern, bildeten sich nach und nach Widerstandsgruppen, die zunehmend den deutschen Militärapparat bekämpften. Besondere militärische Maßnahmen gegen Partisanenverbände wurden in den besetzten Gebieten der Sowjetunion, in Jugoslawien, bei Aufständen in Warschau und in der Slowakei ergriffen. Trotz aller Härten, mit der vor allem die SS gegen aufgegriffene Partisanen oder deren Sympathisanten vorging, entfaltete aber auch in anderen Ländern die Widerstandsbewegung ihre Tätigkeit. Als die wohl bekanntesten sind hier die Résistance und die Resistenza, die Widerstandsbewegungen in Frankreich und Italien, zu nennen.

Die deutschen Widerstandsbewegungen hier im einzelnen aufzuführen würde den Rahmen des Referates sprengen. Eine Auflistung mit kurzer Beschreibung verschiedener Widerstandsbewegungen sind dem Referat als Anhang beigeheftet und können nachher, bei Bedarf, eingesehen werden.

Stellvertretend für alle anderen wird hier die Widerstandsgruppe Weiße Rose skizziert:

Die Weiße Rose wurde zum Symbol für den Widerstand aus jugendlichem Idealismus. Die Gruppe bestand aus Studenten, Gelehrten und Künstlern an der Münchener Universität. Sie bestand von 1942 - 1943. Die Mitglieder riefen mit Flugblättern zum passiven Widerstand gegen den Nationalsozialismus auf. Die Texte wechselten zwischen harten, mit Fakten belegten Anklagen des Hitlerregimes, langen Zitaten aus philosophischen und literarischen Klassikern und Passagen aus der Bibel. Ganz deutlich wird Hitler als der Bote des Antichristen hingestellt.

Die Texte wurden auf Matrize geschrieben, vervielfältigt und in einer Auflage von ca. 100 Stück an Bekannte und an ausgewählte Adressen verschickt. Die Mitglieder der Kerngruppe der Weißen Rose waren die Geschwister Sophie und Hans Scholl, Willi Graf, sowie der Musikwissenschaftler und Philosoph Professor Kurt Huber.

Nach der Meldung, dass Stalingrad gefallen sei, wagten sie es in den Nächten des 3., 8. und 15. Februar 1943 Parolen wie: Nieder mit Hitler an die Wände zu schmieren. Weil sie mit dem Fall Stalingrads den Zusammenbruch des Hitlerregimes vermuteten, verteilten die Geschwister Scholl am 18. Februar 1943 öffentlich in der Universität das letzte Flugblatt der Weißen Rose. Dieses enthielt unter anderem den Aufruf zur "Brechung des nationalsozialistischen Terrors aus der Macht des Geistes." Die beiden wurden sofort verhaftet. Die Gestapo hatte leichtes Spiel den ganzen Kreis zu erfassen, weil sie in den Zimmern der Geschwister Scholl Adressen der Mitglieder der Weißen Rose fanden. Die Geschwister Scholl, Professor Huber und viele andere wurden kurz darauf hingerichtet.

Abschiedsbrief Willi Grafs aus dem Gefängnis Stadelheim

12. Oktober 1943

" Meine geliebten Eltern, meine liebe Mathilde und Anneliese ! An diesem Tage werde ich aus dem Leben scheiden und in die Ewigkeit gehen. Vor allem schmerzt es mich, daß ich Euch diesen Schmerz bereiten muß. Trost und Stärke findet ihr bei Gott, darum werde ich bis zum letzten Augenblick beten, denn ich weiß, daß es für Euch schwerer sein wird als für mich. Ich bitte Euch, Vater und Mutter, von Herzen mir zu verzeihen was ich Euch an Leid und Enttäuschung zugefügt habe. Verzeiht und betet immer wieder für mich ! Seid stark und gefaßt - vertraut auf Gottes Hand, der Alles zum Besten lenkt, wenn es auch im Augenblick bitteren Schmerz bereitet. Wie sehr ich Euch geliebt habe, konnte ich Euch im Leben nicht sagen, nun aber, in den letzten Stunden sage ich Euch, daß ich Euch Alle von Herzen liebe und Euch verehrt habe. Die Liebe Gottes hält uns umfaßt, und wir vertrauen seiner Gnade. Möge Er uns ein gütiger Richter sein. Mein letzter Gruß Euch Allen, Gottes Segen über uns, in ihm sind wir und leben wir. Lebt wohl und seid stark und voller Gottvertrauen ! Ich bin in Liebe immer

Euer Willi "

Willi Graf wurde noch am selben Tag im Gefängnis München - Stadelheim ermordet.

Erfolglose Attentate:

Der Widerstand gegen die Hitlerdiktatur beschränkte sich nicht nur auf Meinungsäußerungen, es gab auch zahlreiche Attentatsversuche und Umsturzpläne. Generaloberst Ludwig Beck widersetzte sich Hitlers Kriegsplänen und trat während der Sudetenkrise 1938 zurück. Daraufhin entwarf er einen Plan zu einem Staatsstreich für den Fall, dass Hitler tatsächlich die Tschechoslowakei angreifen sollte. Wie schon weiter oben kurz angerissen, ließen die Erfolge Hitlers in der darauffolgenden Zeit den Staatsstreich jedoch platzen. Viele waren vom Hitler - Stalin - Pakt, dem Stahlpakt, sowie einigen anderen Erfolgen so fasziniert, dass sie zu einer Beteiligung am Staatsstreich nicht mehr bereit waren.

Eines der erfolglosen Attentate wurde von Georg Elser verübt. Am 8. November 1939 explodierte beim Treffen alter NSDAP - Kämpfer im Münchener Bürgerbräukeller, an dem auch Hitler teilnahm, eine Bombe. Hitler war jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht mehr dort. Er entging dem Attentat nur sehr knapp, was als Akt der Vorsehung gefeiert wurde. Während die Allgemeinheit an einen Propagandatrick glaubten, durch den die Unverletzlichkeit und Unangreifbarkeit des Führers dargestellt werden sollte, waren Hitler und Goebbels von der fixen Idee besessen, dass ausländische Auftraggeber hinter dem Attentat standen. Keines von beidem entsprach den Tatsachen. Georg Elser wurde an der Schweizer Grenze bei der illegalen Grenzüberschreitung gefasst. Bei seiner Durchsuchung fand man Aufzeichnungen über die Herstellung von Munition, Metallteile eines Zünders und eine Ansichtskarte des Münchener Bürgerbräukellers. Er wurde am 9. April 1945 im Konzentrationslager Dachau auf Befehl aus Berlin ermordet.

Der Vorschlag, Hitler bei einem Frontbesuch zu verhaften und standrechtlich abzuurteilen wurde abgelehnt.

Am 13. März 1943 schmuggelte man eine Bombe in Hitlers Flugzeug. Der als Cognacflasche getarnte Sprengsatz explodierte aber nicht.

Am 21. März 1943 versuchte der Abwehroffizier Oberst Rudolf - Christoph von Gersdorf, bei der Besichtigung einer Ausstellung von Beutewaffen, sich zusammen mit Hitler in die Luft zu sprengen. Der Versuch scheiterte, weil Hitler die Ausstellung vorzeitig verließ. Die Bombe wurde im letzten Moment entschärft.

Anfang 1944 wollten zwei junge Offiziere, Axel von dem Bussche und Ewald von Kleist, bei einer Vorführung neuer Uniformen Hitler beseitigen. Da Hitler nicht erschien, scheiterte auch dieser Plan.

Der Rittmeister Breitenbuch, Ordonnanzoffizier des Generalfeldmarschalls Busch, wollte Hitler bei einer Besprechung am 11. März 1944 erschießen. Auch dieser Versuch schlug fehl, weil die SS - Wachen den Ordonnanzen den Zutritt verweigerten.

Als dann am 6. Juni 1944 der Krieg als verloren galt und die Lage Deutschlands auch durch einen Sturz Hitlers fast gar nicht mehr verbessert werden konnte, entschloss sich Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg mit Generalmajor Henning von Tresckow zur Durchführung der Operation "Walküre", wie der Staatsstreich inoffiziell hieß. Am 11. Juli wird der Staatsstreich abgebrochen, weil Reichsführer - SS Himmler nicht anwesend ist, der mit in die Luft gesprengt werden soll. Am 15. Juli wird die Operation abgebrochen, weil Hitler die Lagebesprechung vorzeitig beendet.

Am 20. Juli 1944 trifft Stauffenberg im Hauptquartier Wolfsschanze ein, schärft die Bombe in seiner Aktentasche und stellt sie an ein Bein des Tisches im Raum, in dem die Besprechung mit Hitler bereits begonnen hat. Stauffenberg verlässt den Raum, die Bombe explodiert. Hitler überlebt und kommt mit geringen Verletzungen davon. Die in Berlin bereits ergriffenen Maßnahmen der Widerständler scheiterten, da dass Wachbataillon gegen die Aufständischen Stellung nahm, nachdem sich erwiesen hatte das Hitler noch lebte. Ein Zitat aus Hitlers Rede, die er in der Nacht nach dem Attentat über alle deutschen Sender hielt:

"Eine ganz kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich verbrecherischer dummer Offiziere hat ein Komplott geschmiedet, um mich zu beseitigen und zugleich mit mir den Stab der Deutschen Wehrmachtsführung auszurotten. Der Kreis, den diese Ursupatoren darstellen ist ein denkbar kleiner. Er hat mit der Deutschen Wehrmacht und vor allem mit dem Deutschen Heer nichts zu tun. Es ist ein ganz kleiner Klüngel verbrecherischer Elemente, die jetzt unbarmherzig ausgerottet werden"

Hitler machte seine Worte wahr. Die militärischen Führer des Aufstandes im OKW endeten durch Selbstmord oder wurden standrechtlich erschossen. Das NS-Regime ergriff umfassende Gegenmaßnahmen, in die Tausende verwickelt wurden. Die militärischen Führer der Widerstandsbewegung wurden aus der Wehrmacht ausgestoßen, die meisten von ihnen vom Volksgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet, ebenso wie die führenden Teilnehmer aus dem zivilen Bereich. Die noch nicht Abgeurteilten wurden, zum Teil während der letzten Tage der Kapitulation, in Konzentrationslagern oder Gefängnissen ermordet. Die genaue Zahl der Opfer kann nicht erfasst werden.

Schlussbemerkung:

Bei all den Widerstandsgruppierungen darf man nicht die Einzelpersonen vergessen, die von sich aus gegen das Hitlerregime Widerstand geleistet haben. So gab es z. B. nach Ausbruch des Krieges unzählige Befehlsverweigerungen aus moralischen Gründen. Die Namen der meisten dieser Soldaten, die lieber ihr eigenes Leben opferten, als das von Menschen die von der NS - Diktatur zur Ausrottung bestimmt waren, bleiben bis heute unbekannt.

Ein bekanntes Beispiel individuellen Widerstandes ist Oskar Schindler - ein Mann mit Zivilcourage. Zu Beginn des NS - Regimes verschafft er sich ein riesiges Vermögen indem er Juden in seiner Fabrik ausbeutet. Später nutzt er sein Vermögen aber dazu, führende SS - Funktionäre oder KZ - Lagerkommandanten zu bestechen und rettet damit viele Juden vor der Vernichtung in den Konzentrationslagern.

3. Anhang

Abschiedsbrief Willi Grafs

Widerstandsbewegungen

Entwurf einer Erklärung der Regierung Beck / Goerdeler 1944

Geplanter Aufruf Stauffenbergs bei Erfolg des Attentats gegen Hitler am 20. Juli 1944

Lebenslauf Stauffenbergs

Flugblätter der Weißen Rose 1 - 6

Adressen für den Bezug Information für politische Bildung

Filmhinweise zum Thema: Der Deutsche Widerstand

Abschiedsbrief Willi Grafs aus dem Gefängnis Stadelheim

12. Oktober 1943

Meine geliebten Eltern, meine liebe Mathilde und Anneliese ! An diesem Tage werde ich aus dem Leben scheiden und in die Ewigkeit gehen. Vor allem schmerzt es mich, daß ich Euch diesen Schmerz bereiten muß. Trost und Stärke findet ihr bei Gott, darum werde ich bis zum letzten Augenblick beten, denn ich weiß, daß es für Euch schwerer sein wird als für mich. Ich bitte Euch, Vater und Mutter, von Herzen mir zu verzeihen was ich Euch an Leid und Enttäuschung zugefügt habe. Verzeiht und betet immer wieder für mich ! Seid stark und gefasst - vertraut auf Gottes Hand, der Alles zum Besten lenkt, wenn es auch im Augenblick bitteren Schmerz bereitet. Wie sehr ich Euch geliebt habe, konnte ich Euch im Leben nicht sagen, nun aber, in den letzten Stunden sage ich Euch, daß ich Euch Alle von Herzen liebe und Euch verehrt habe.

Die Liebe Gottes hält uns umfaßt, und wir vertrauen seiner Gnade. Möge Er uns ein gütiger Richter sein. Mein letzter Gruß an Euch Allen, Gottes Segen über uns, in Ihm sind wir und leben wir. Lebt wohl und seid stark und voller Gottvertrauen ! Ich bin in Liebe immer

Euer Willi

Willi Graf wurde noch am selben Tag im Gefängnis München - Stadelheim ermordet

Widerstandsbewegungen

"Roter Stoßtrupp"

Der Rote Stoßtrupp bestand aus jungen Arbeitern, Angestellten und Studenten. Sie gaben ein gleichnamiges Blatt heraus, dass Informationen zusammenfasste, die vom NS - Regime unterdrückt oder verfälscht wurden. Unter anderem verfolgte man dadurch das Ziel zu verhindern, dass im Ausland der Eindruck entstehe es gäbe in Deutschland nur noch Nazis. In Privatwohnungen in Berlin wurde das Blatt mit Auflagen bis zu 250 Exemplaren vervielfältigt. Die Hefte gingen in fast alle Teile des Reiches, wo der Inhalt wiederum vervielfältigt wurde. Andere Tätigkeiten des Roten Stoßtrupps waren, dass die Gruppe politisch Verfolgten Unterschlupf gewährte und ihnen mit gefälschten Papieren, das Entkommen über die Grenze ermöglichte. Die Gruppe sammelte für Familien politisch gefangener oder Hingerichteten. Die Gruppe verfälschte oder entfernte Plakate vom NS - Regime. All diese Tätigkeiten geschahen unter ständiger Androhung von Einweisung ins KZ oder Verurteilung zum Tode wegen Hochverrats.

"Neu Beginnen"

Schon 1929 wurde die Gruppe Neu Beginnen unter dem damaligen Pseudonym " Miles " von Walter Löwenheim gegründet und konnte ihre Tätigkeit noch nach der Machtergreifung bis 1938 weiterführen. Sie fasste junge Kommunisten und Sozialdemokraten zusammen, die das Versagen der Arbeiterparteien gegenüber dem Faschismus kritisierten und die die Zusammenarbeit aller antifaschistischen und gegen die faschistische Parteiführung gerichteten Kräfte forderten. Die Berliner Leitung der Organisation schaffte Verbindungen zu anderen Städten. Im Mai 1933 wurde in Prag ein Auslandssekretariat eingerichtet. Ihre Programmschrift gab der Organisation ihren Namen "Neu Beginnen". 1938 fielen die führenden Funktionäre der Gestapo in die Hände und bekamen wegen "infamer unterirdischer Wühltätigkeit" hohe Zuchthausstrafen. Sie wurden nur deshalb nicht hingerichtet, weil die Organisation noch keine Breitenwirkung hatte.

Die katholische Arbeiterbewegung (KAB)

Die katholische Arbeiterbewegung sind die in Deutschland seit Mitte des 19. Jahrhunderts geschaffenen Zusammenschlüsse katholischer Arbeiter zu religiösen, sozial - und wirtschaftspolitischen Zwecken. Sie umfasst in der BRD die KAB mit Sitz im Ketteler-Haus in Köln, das katholische Werkvolk, den "Süddeutschen Verband kath. Arbeiter Vereine" mit Sitz in München ( gegründet 1945 ), die christliche Arbeiterjugend ( CAJ ) mit Sitz in Essen ( gegründet 1946 ).

Die KAB entschloss sich zu einem passiven Widerstand gegen das Regime. 1933 weigerte die Führung sich der Eingliederung in die "Deutsche Arbeitsfront" zuzustimmen. Es kam zu Unterdrückungsmaßnahmen der Regierung. Der Vorläufer der CAJ, die katholische Werkjugend Deutschlands wurde vom NS - Regime unterdrückt. Der Reichsverband wurde 1936 verboten. Die "Westdeutsche Arbeiterzeitung" musste 1933 ihr Erscheinen einstellen, das Nachfolgeorgan "Kettler - Wacht" 1938. Die KAB, das katholische Werkvolk und die christliche Arbeiterjugend sind heute seit 1951 zum "Kartellverband der KAB Deutschlands" vereinigt. Die kath. Arbeiterinnen haben innerhalb der Verbände einige Unterorganisationen.

Die Katholiken

Nachdem das Regime sich doch nicht an das am 20. Juli 1933 mit dem Vatikan abgeschlossene Konkordat hielt, - der Druck auf kath. Organisationen wurde verstärkt, Geistliche wurden regelrecht verfolgt usw. - , begann der Widerstand der kath. Kirche. Predigten wurden mit einem Doppelsinn verlesen, so dass man direkt wusste, dass die Ideologie des Nationalsozialismus verleumdet wurde. Das Regime reagierte mit Prozessen wegen angeblichen Sittlichkeitsdelikten oder angeblicher Devisenvergehen gegen die betreffenden Geistlichen. Die katholische Presse wurde zensiert und später ganz verboten. Die Antwort auf diese Aktionen gab Papst Pius XI am 14. März 1937 mit seiner berühmten Enzyklika, die mit den Worten beginnt: "Mit brennender Sorge und steigendem Befremden beobachten wir seit geraumer Zeit den Leidensweg der Kirche". Dieses Mal wurde unverhüllt also ohne Doppelsinn die Verletzung des Konkordats angeprangert. Am 21. März wurde diese Botschaft von allen Kanzeln verlesen. Hitlers Kampf gegen die Kirche brach nun richtig aus. Jeder Geistliche, der sich in seiner Predigt über die Enzyklika in irgendeiner Weise äußerte, wurde ins KZ gebracht. Jeder Glaubende, der sich öffentlich zum Glauben bekannte, durch Wallfahrten beispielsweise, wurde verhaftet. Höhepunkt des Kirchenkampfes war die Verurteilung der Willkür des Regimes, die Judenverfolgung und die Gräueltaten in den KZ, durch die Bischöfe. Bischof von Münster Clemens August von Galen erstattete sogar offiziell Anzeige wegen Mordes an Geisteskranken. Nur seine hohe Stellung und sein bekannter Name bewahrten ihn vor dem KZ. Andere Geistliche wie der Dompropst Bernhard Lichtenberg konnten ungehindert im KZ ermordet werden, weil sie unbekannter waren. Lichtenberg hatte öffentlich für Juden im KZ gebetet.

Kreisauer Kreis

Der Kreisauer Kreis war eine Gruppe der Widerstandsbewegung deren Mittelpunkt Helmuth James Graf von Moltke, Gutsherr in Kreisau, bildete. Der Kreis befasste sich mit der Erarbeitung von Grundsatzdokumenten für einen künftigen demokratischen Staats - und Gesellschaftsaufbau. Moltke wurde im Januar 1944, die anderen Mitglieder nach dem 20. Juli 1944 verhaftet. Jedes Mitglied, dem eine Verbindung zu Stauffenberg nachgewiesen wurde, wurde hingerichtet. Die meisten des Kreises bekamen Zuchthausstrafen. Die vom Kreisauer Kreis 1942 formulierte "Grundsätzliche Erklärung" wird als Schlüsseldokument des Widerstandes gegen Hitler angesehen. Ein Auszug aus diesem Dokument zeigt die Absicht des Kreises: "Die Regierung des Deutschen Reiches sieht im Christentum die Grundlage für die sittliche und religiöse Erneuerung unseres Volkes, für die Überwindung von Haß und Lüge, für den Neuaufbau der europäischen Völkergemeinschaft"

Widerstand in der Jugend

"Jugend soll von Jugend geführt werden" nach Hitlers Ansicht. Als Hitler ab1936 die HJ zur Staatsjugend erklärte, ab 1939 dann der Dienst in der HJ zur Pflicht wurde, verging die anfängliche Begeisterung über die Hitler Jugend den Jugendlichen schnell. Die zunehmende Militarisierung, die Vorbereitung der Jugend auf den Krieg, machte den Dienst in der HJ zur lästigen Pflicht. Die Jugendlichen versuchten sich dem Dienst so gut es ging zu entziehen. Manche Jugendliche organisierten sich sogar in Gruppen, die sich bewusst von der HJ durch ihre Freizeitgestaltung oder Kleidung abgrenzten. Die bekannteste dieser Widerstandsgruppen waren die EDELWEISS-PIRATEN

3.3 Entwurf einer Erklärung der "Regierung" Beck / Goerdeler 1944

Nachdem uns die Geschäfte der Reichsregierung übertragen sind, ist es unsere Pflicht, die Grundsätze bekanntzugeben, nach denen wir die Regierung führen werden, und die Ziele mitzuteilen, die wir erstreben.

Erste Aufgabe ist die Wiederherstellung der vollkommenen Majestät des Rechts. Die Regierung selbst muß darauf bedacht sein, jede Willkür zu vermeiden, sie muß sich daher einer geordneten Kontrolle durch das Volk unterstellen. Während des Krieges kann diese Kontrolle nur vorläufig geordnet werden. Einstweilen werden lautere, sachkundige Männer aus allen Ständen berufen werden; ihren Rat wollen wir einholen. Vor allem aber werden wir sie beauftragen, auf allen Gebieten genau die Erbschaft festzustellen, die wir übernommen haben. []

Wir wollen die Moral wiederherstellen, und zwar auf allen Gebieten des privaten wie öffentlichen Lebens.

Die Korruption ist in unserem früher so reinen Volk von hohen und höchsten Würdenträgern in einem bisher in der Welt nicht dagewesenen Umfang großgezogen. Während draußen unsere Soldaten kämpfen, bluten und fallen, ihre Glieder verlieren, führen Männer wie Göring und andere Größen ein Luxusleben, rauben Edelsteine, Gemälde und sonstige Wertstücke, füllen ihre Keller und Böden mit Vorräten, fordern das Volk zum Durchhalten auf und drücken sich und ihren Anhang feige vor dem Opfer dort draußen. []

Zur Sicherung des Rechts und des Anstandes gehört die anständige Behandlung aller Menschen. Die Judenverfolgung, die sich in den unmenschlichsten und unbarmherzigsten, tief beschämenden und gar nicht wiedergutzumachenden Formen vollzogen hat, ist sofort eingestellt. Wer geglaubt hat, sich am jüdischen Vermögen bereichern zu können, wird erfahren, daß es eine Schande für jeden Deutschen ist, nach einem unredlichen Besitz zu streben. Mit solchen Marodeuren und Hyänen unter den von Gott geschaffenen Geschöpfen will das deutsche Volk in Wahrheit auch gar nichts zu tun haben. []


Der Lüge sagen wir den Kampf an, die Sonne der Wahrheit soll ihre dicken Nebel auflösen. Unser Volk ist in der schamlosesten Weise über seine wirtschaftlichen, finanziellen und politischen sowie über die militärischen Ereignisse belogen worden. []

Die zerbrochene Freiheit des Geistes, des Gewissens, des Glaubens und der Meinung wird wiederhergestellt.

Die Kirchen erhalten wieder das Recht, frei für ihr Bekenntnis zu wirken. Sie werden in Zukunft vom Staate getrennt leben, weil sie nur in Selbständigkeit und unter Fernhaltung von aller aktiven politischen Betätigung ihrer Aufgabe gerecht werden können, []

Die Presse soll wieder frei sein. Im Krieg muß sie sich den Beschränkungen unterwerfen, die in jedem Kriege für ein Land unerläßlich sind. Jeder, der eine Zeitung liest, soll erfahren, wer hinter dieser Zeitung steht. Der Presse wird es nicht wieder gestattet sein, bewußt oder fahrlässig die Unwahrheit zu sagen. []

Es ist vor allem die deutsche Jugend, die nach der Wahrhaftigkeit ruft. Wenn es eines Beweises für die göttliche Natur des Menschen bedürfte, hier haben wir ihn. Selbst die Kinder wenden sich in natürlicher Erkenntnis dessen, was wahr und gelogen ist, beschämt und empört von der ihnen zugemuteten Unwahrhaftigkeit der Gesinnung und Rede ab. Es war wohl das größte Verbrechen, diesen Wahrhaftigkeitssinn und mit ihm den Idealismus unserer Jugend zu mißachten und zu mißbrauchen. Wir wollen ihn daher schützen und stärken - der Jugend und ihrer Erziehung gilt eine unserer Hauptsorgen. []

Die Wirtschaft kann im Kriege nur in der bisherigen Verfassung der Zwangswirtschaft und der bewachten Kreise fortgeführt werden. Solange ein Mangel an lebenswichtigen Gütern besteht, ist, wie jeder einsehen wird, eine freiere Wirtschaft nicht möglich, es sei denn, daß man über die Lebensinteressen der Minderbemittelten kaltherzig zur Tagesordnung übergehen wollte. Wir werden auch alle Maßnahmen aufheben, die zu tief in die Freiheiten des einzelnen eingegriffen haben und die ohne Überlegung und zwingende Notwendigkeit die wirtschaftliche Existenzen in Handel, Handwerk, Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft vernichtet haben. []

9. Daraus ergibt sich der Inhalt der auf Ausgleich gerichteten Staatspolitik, Sozialpolitik. Sie soll unverschuldete Schwäche schützen und die Möglichkeit geben, sich solidarisch gegen die Widrigkeiten dieses Lebens zu sichern. Sie soll ferner da eintreten, wo das Interesse, Ersparnisse zu erhalten, in Widerspruch gerät mit dem Interesse, die Arbeitskraft der jetzt Lebenden zu sichern. []

10. Grundvoraussetzung gesunder Wirtschaft ist die Ordnung der öffentlichen Haushalte. Die Ausgaben müssen sich im Rahmen der echten Einnahmen halten, die Staat, Gaue, Kreise und Gemeinden in ihren Bürgern beziehen können. Es erfordert Anstrengung, Charakter, Verzicht und Kampf, um diese Ordnung wiederherzurichten; aber sie ist die wichtigste und unerläßliche Grundlage gesicherter Währung und allen wirtschaftlichen Lebens. Von ihr hängt der Wert aller Ersparnisse ab. Ohne sie ist auch der Außenhandel nicht möglich, auf den wir seit mehr als hundert Jahren angewiesen sind.                                                                                                       Wir sehen in den wachsenden Schuldenlasten aller kriegführenden und neutralen Staaten eine ungeheuer große Gefahr. Sie bedrohen die Währungen. Jeder Staat wird sich nach dem Kriege vor eine ganz außerordentlich schwierige Aufgabe gestellt sehen. Wir hoffen, für die Schuldentilgung Lösungen finden zu können, wenn es gelingt, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit der Völker wiederherzustellen. []

11. Aber noch ist Krieg. In ihm gebührt unser aller Arbeit, Opfer und Liebe den Männern, die das Vaterland verteidigen. Ihnen haben wir alles an seelischen und materiellen Werten zuzuführen, was wir irgend schaffen können. Mit ihnen stehen wir in Reih und Glied, aber nunmehr alle wissen, daß nur die zur Verteidigung des Vaterlandes und zum Wohle des Volkes notwendigen, nicht aber die der Eroberungssucht und dem Prestigebedürfnis eines Wahnsinnigen dienende Opfer verlangt werden, und daß wir diesen Krieg fernerhin mit reinen Händen, in Anstand, mit der Ehrenhaftigkeit, die jeden Soldaten auszeichnet, führen werden. []


Gehen wir wieder den Weg des Rechts, des Anstandes und der gegenseitigen Achtung! In solchem Geist wollen wir alle unsere Pflicht erfüllen. Folgen wir ernsthaft und in allem den in unser Gewissen geschriebenen Geboten Gottes, auch dann, wenn sie uns hart ankommen, tun wir alles, um verwundete Seelen zu heilen und Leid zu mindern. Dann allein können wir die Grundlage für eine gesicherte Zukunft auch unseres Volkes in einer wieder von Vertrauen, von gesunder Arbeit und friedlichen Gefühlen erfüllten Völkerfamilie schaffen.

Geplanter Aufruf Stauffenbergs bei Erfolg des Attentats gegen Hitler vom 20. Juli 1944

Hitlers Gewaltherrschaft ist gebrochen. Ungeheuerliches hat sich in den letzten Jahren vor unseren Augen abgespielt. Nicht vom deutschen Volke gerufen, sondern durch Intrigen schlimmster Art an die Spitze der Regierung gekommen, hat Hitler durch dämonische Künste und Lügen, durch ungeheuerliche Verschwendung, die allen Vorteile zu bringen schien, in Wahrheit uns aber in Schulden und Mangel stürzte, in unserem Volke Geister und Seelen verwirrt, ja selbst außerhalb Deutschlands verhängnisvolle Täuschung erzeugt. Um sich an der Macht zu halten, hat er eine Schreckensherrschaft errichtet. Unser Volk durfte einst stolz auf seine Redlichkeit und Rechtlichkeit sein. Hitler aber hat die göttlichen Gebote verhöhnt, das Recht zerstört, den Anstand verfemt, das Glück von Millionen vernichtet. Er hat Ehre und Würde, Freiheit und Leben anderer für nichts erachtet. Zahllose Deutsche, aber auch Angehörige anderer Völker, schmachten seit Jahren in Konzentrationslagern, den größten Qualen ausgesetzt und häufig schrecklichen Foltern unterworfen.

In diesem Kriege haben Machtrausch, Selbstüberheblichkeit und Eroberungswahn ihren letzten Ausdruck gefunden. Tapferkeit und Hingabe unserer Soldaten sind schmählich mißbraucht. Ungeheure Opfer des ganzen Volkes sinnlos vergeudet. Wider den Rat der Sachverständigen hat Hitler ganze Armeen seiner Ruhmsucht, seinem Machtdünkel, seiner gotteslästerlichen Wahnidee geopfert, berufenes und begnadetes Werkzeug der Vorsehung zu sein.

So durfte es nicht weitergehen! Unserer Väter wären wir nicht würdig, von unseren Kindern müßten wir verachtet werden, wenn wir nicht den Mut hätten, alles, aber auch alles zu tun, um die furchtbare Gefahr von uns abzuwenden und wieder Achtung vor uns selbst zu erringen.

Unser Ziel ist die wahre, auf Achtung, Hilfsbereitschaft und soziale Gerechtigkeit gegründete Gemeinschaft des Volkes. Wir wollen Gottesfurcht an Stelle von Selbstvergottung, Recht und Freiheit an Stelle von Gewalt und Terror, Wahrheit und Sauberkeit an Stelle von Lüge und Eigennutz. Wir wollen unsere Ehre und damit unser Ansehen in der Gemeinschaft der Völker wiederherstellen. Wir wollen mit besten Kräften dazu beitragen, die Wunden zu heilen, die dieser Krieg allen Völkern geschlagen hat, und das Vertrauen zwischen ihnen wieder neu beleben. Die Schuldigen, die den guten Ruf unseres Volkes geschändet und soviel Unglück über uns und andere Völker gebracht haben, werden bestraft werden. []

3.5 Lebenslauf Stauffenbergs

Claus Schenk Graf von Stauffenberg ( 1907 - 1944 ) stammte aus einer traditionsbewussten katholischen schwäbischen Adelsfamilie. Er besuchte wie seine Brüder, die Zwillinge Berthold und Alexander, ein humanistisches Gymnasium in Stuttgart und schlug anschließend die Laufbahn eines Berufsoffiziers ein. Bereits auf der Kriegsakademie lernte er Albrecht Ritter Merz von Quirnheim, einen späteren Mitverschwörer gegen Hitler, kennen. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten erlebte Stauffenberg als Kavallerieleutnant in Bamberg.

Stauffenberg war zunächst kein ausgesprochener Gegner des neuen Regimes. Er bejahte sogar einige der Grundideen des Nationalsozialismus wie den Gedanken des Führertums, die Volksgemeinschaft oder die Betonung des grundverwurzelten Bauerntums. Doch sehr bald gehörte er zu den Kritikern Hitlers. Seit Winter 1938/39 war er entschlossen, selbst zum Sturz Hitlers beizutragen. Dem aktiven Widerstand schloss er sich erst im September 1942 an. Er stand unter dem Eindruck der Massenmorde an Juden, von denen er spätestens im Sommer dieses Jahres erfuhr, der hohen Verluste der Wehrmacht in Russland und der Zivilbevölkerung im Osten.

Im Mai 1940 bis Anfang 1943 diente Stauffenberg dem Generalstab des Heeres. 1943 ( Februar bis April ) wieder an der Front, wurde er in Afrika schwer verwundet. Er verlor dabei die rechte und einen Teil der linken Hand und das linke Auge. Nach monatelangem Lazarettaufenthalt übernahm er am 1. Oktober 1943 die Position eines Chefs des Stabes im allgemeinen Heeresamt des Oberkommandos des Heeres unter General Olbricht, der schon länger Gegner des Hitlerregimes war. General Olbricht brachte Stauffenberg in Verbindung mit Carl Goerdeler und Ludwig Beck. Stauffenberg wurde zur treibenden Kraft der Verschwörer und entschloss sich Anfang Juli 1944, selbst den Anschlag auf Hitler durchzuführen. Durch seine neue Stellung als Chef des Stabes bei General Fromm, dem Befehlshaber des Ersatzheeres, hatte er ständigen Zugang zu den militärischen Lagebesprechungen in Hitlers Hauptquartier. Der Anschlag am 20. Juli 1944 scheiterte, Hitler wurde nur leicht verletzt. Noch am selben Abend wurde Stauffenberg zusammen mit einigen Mitverschwörern erschossen. Sein Bruder Berthold wurde am 10. August hingerichtet. Stauffenbergs Frau Nina und ihre drei Kinder, zwischen vier und zehn Jahre alt, wurden in "Sippenhaft" genommen.

Flugblätter der Weißen Rose 1 - 6

Das 1. Flugblatt

Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique <regieren> zu lassen. Ist es nicht so, daß sich jeder ehrliche Deutsche heute seiner Regierung schämt, und wer von uns ahnt das Ausmaß der Schmach, die über uns und unsere Kinder kommen wird, wenn einst der Schleier von unseren Augen gefallen ist und die grauenvollsten und jegliches Maß unendlich überschreitenden Verbrechen ans Tageslicht treten? Wenn das deutsche Volk schon so in seinem tiefsten Wesen korrumpiert und zerfallen ist, daß es, ohne eine Hand zu regen, im leichtsinnigen Vertrauen auf eine fragwürdige Gesetzmäßigkeit der Geschichte das Höchste, das ein Mensch besitzt und das ihn über jede andere Kreatur erhöht, nämlich den freien Willen, preisgibt, die Freiheit des Menschen preisgibt, selbst mit einzugreifen in das Rad der Geschichte und es seiner vernünftigen Entscheidung unterzuordnen - wenn die Deutschen, so jeder Individualität bar, schon so sehr zur geistlosen und feigen Masse geworden sind, dann, ja dann verdienen sie den Untergang. Goethe spricht von den Deutschen als einem tragischen Volke, gleich dem der Juden und Griechen, aber heute hat es eher den Anschein, als sei es eine seichte, willenlose Herde von Mitläufern, denen das Mark aus dem Innersten gesogen und die nun ihres Kernes beraubt, bereit sind, sich in den Untergang hetzen zu lassen. Es scheint so - aber es ist nicht so; vielmehr hat man in langsamer trügerischer, systematischer Vergewaltigung jeden einzelnen in ein geistiges Gefängnis gesteckt, und erst als er darin gefesselt lag, wurde er sich des Verhängnisses bewußt. Wenige nur erkannten das drohende Verderben, und der Lohn für ihr heroisches Mahnen war der Tod. Über das Schicksal dieser Menschen wird noch zu reden sein. Wenn jeder wartet, bis der andere anfängt, werden die Boten der rächenden Nemesis unaufhaltsam näher und näher rücken, dann wird auch das letzte Opfer sinnlos in den Rachen des unersättlichen Dämons geworfen sein. Daher muß jeder einzelne seiner Verantwortung als Mitglied der christlichen und abendländischen Kultur bewußt in dieser letzten Stunde sich wehren, soviel er kann, arbeiten wider die Geißel der Menschheit, wider den Faschismus und jedes ihm ähnliches System des absoluten Staates. Leistet passiven Widerstand, wo immer Ihr auch seid, verhindert das Weiterlaufen dieser atheistischen Kriegsmaschine, ehe es zu spät ist, ehe die letzten Städte ein Trümmerhaufen sind, gleich Köln, und ehe die letzte Jugend des Volkes irgendwo für die Hybris eines Untermenschen verblutet ist. Vergeßt nicht, daß ein Volk diejenige Regierung verdient, die es erträgt !

Aus Friedrich Schiller <Die Gesetzgebung des Lykurgus und Solon>: " Gegen seinen eigenen Zweck gehalten, ist die Gesetzgebung des Lykurgus ein Meisterstück der Staats - und Menschenkunde. Er wollte einen mächtigen, in sich selbst gegründeten, unzerstörbaren Staat; politische Stärke und Dauerhaftigkeit waren das Ziel, wonach er strebte, und dieses Ziel hat er so weit erreicht, als unter seinen Umständen möglich war. Aber hält man den Zweck, welchen Lykurgus sich vorsetzte, gegen den Zweck der Menschheit, so muß eine tiefe Mißbilligung an die Stelle der Bewunderung treten, die uns der erste, flüchtige Blick abgewonnen hat. Alles darf dem Besten des Staates zum Opfer gebracht werden, nur dasjenige nicht, dem der Staat selbst nur als ein Mittel dient. Der Staat selbst ist niemals Zweck, er ist nur wichtig als eine Bedingung, unter welcher der Zweck der Menschheit erfüllt werden kann, und dieser Zweck der Menschheit ist kein anderer als Ausbildung aller Kräfte des Menschen, Fortschreitung. Hindert eine Staatsverfassung, daß alle Kräfte, die im Menschen liegen, sich zu entwickeln, hindert sie die Fortschreitung des Geistes, so ist sie verwerflich und schädlich, sie mag übrigens noch so durchdacht und in ihrer Art noch so vollkommen sein. Ihre Dauerhaftigkeit selbst gereicht ihr alsdann viel mehr zum Vorwurf als zum Ruhme, sie ist dann nur ein verlängertes Übel; je länger sie Bestand hat, um so schädlicher ist sie.

Auf Unkosten aller sittlichen Gefühle wurde das politische Verdienst errungen und die Fähigkeit dazu ausgebildet. In Sparta gab es keine eheliche Liebe, keine Mutterliebe, keine kindliche Liebe, keine Freundschaft - es gab nichts als Bürger, nichts als bürgerliche Tugend.

Ein Staatsgesetz machte den Spartanern die Unmenschlichkeit gegen ihre Sklaven zur Pflicht; in diesen unglücklichen Schlachtopfern wurde die Menschheit beschimpft und mißhandelt. In dem spartanischen Gesetzbuch selbst wurde der gefährliche Grundsatz gepredigt, Menschen als Mittel und nicht als Zwecke zu betrachten - dadurch wurden die Grundfesten des Naturrechts und der Sittlichkeit gesetzmäßig eingerissen Welch schöneres Schauspiel gibt der rauhe Krieger Gaius Marcius in seinem Lager vor Rom, der Rache und Sieg aufopfert, weil er die Tränen der Mutter nicht fließen sehen kann! Der Staat (des Lykurgus) könnte nur unter der einzigen Bedingung fortdauern, wenn der Geist des Volkes stillstünde; er könnte sich also nur dadurch erhalten, daß er den höchsten und einzigen Zweck eines Staates verfehlte"

Aus Goethes "Des Epimenides Erwachen", zweiter Aufzug, vierter Auftritt :

Genien:

Doch was dem Abgrund kühn entstiegen, Kann durch ein ehernes Geschick

Den halben Weltkreis Übersiegen,

Zum Abgrund muß es doch zurück.

Schon droht ein ungeheures Bangen,

Vergebens wird er widerstehn!

Und alle, die noch an ihm hangen,

Sie müssen mit zu Grunde geh´n.

Hoffnung:

Nun begegn´ ich meinen Braven,

Die sich in der Nacht versammelt,

Um zu schweigen, nicht zu schlafen,

Und das schöne Wort der Freiheit

Wird gelispelt und gestammelt,

Bis in ungewohnter Neuheit

Wir an unsrer Tempel Stufen

Wieder neu entzückt es rufen:

Freiheit ! Freiheit !

Wir bitten Sie, dieses Blatt mit möglichst vielen Durchschlägen abzuschreiben und weiterzuverteilen !

Das 2. Flugblatt

Man kann sich mit dem Nationalsozialismus geistig nicht auseinandersetzen, weil er ungeistig ist. Es ist falsch, wenn man von einer nationalsozialistischen Weltanschauung spricht, denn wenn es diese gäbe, müßte man versuchen, sie mit geistigen Mitteln zu beweisen oder zu bekämpfen - die Wirklichkeit aber bietet uns ein völlig anderes Bild: schon in ihrem ersten Keim war diese Bewegung auf den Betrug des Mitmenschen angewiesen, schon damals war sie im Innersten verfault und konnte sich nur durch die stete Lüge retten. Schreibt doch Hitler selbst in einer frühen Auflage "seines" Buches (ein Buch, das in dem übelsten Deutsch geschrieben worden ist, das ich je gelesen habe; dennoch ist es von dem Volke der Dichter und Denker zur Bibel erhoben worden) : "Man glaubt nicht, wie man ein Volk betrügen muß, um es zu regieren." Wenn sich nun am Anfang dieses Krebsgeschwür des deutschen Volkes noch nicht allzusehr bemerkbar gemacht hatte, so nur deshalb, weil noch gute Kräfte genug am Werk waren, es zurückzuhalten. Wie es aber größer und größer wurde und schließlich mittels einer letzten gemeinen Korruption zur Macht kam, das Geschwür gleichsam aufbrach und den ganzen Körper besudelte, versteckte sich die Mehrzahl der früheren Gegner, flüchtete die deutsche Intelligenz in ein Kellerloch, um dort als Nachtschattengewächs, dem Licht und der Sonne verborgen, allmählich zu ersticken. Jetzt kommt es darauf an, sich gegenseitig wiederzufinden, aufzuklären von Mensch zu Mensch, immer daran zu denken und sich keine Ruhe zu geben, bis auch der letzte von der äußersten Notwendigkeit seines Kampfes wider dieses System überzeugt ist. Wenn so eine Welle des Aufruhrs durch das Land geht, wenn "es in der Luft liegt", wenn viele mitmachen, dann kann in einer letzten, gewaltigen Anstrengung dieses System abgeschüttelt werden. Ein Ende mit Schrecken ist immer noch besser als ein Schrecken ohne Ende. Es ist uns nicht gegeben, ein endgültiges Urteil über den Sinn unserer Geschichte zu fällen. Aber wenn diese Katastrophe uns zum Heile dienen soll, so doch nur dadurch : durch das Leid gereinigt zu werden, aus der tiefsten Nacht heraus das Licht zu ersehnen, sich aufzuraffen und endlich mitzuhelfen, das Joch abzuschütteln, das die Welt bedrückt. Nicht über die Judenfrage wollen wir in diesem Blatte schreiben, keine Verteidigungsrede verfassen, nein, nur als Beispiel wollen wir die Tatsache kurz anführen, die Tatsache, daß seit der Eroberung Polens dreihunderttausend Juden in diesem Land auf bestialische Art ermordet worden sind. Hier sehen wir das fürchterlichste Verbrechen an der Würde des Menschen, ein Verbrechen, dem sich kein ähnliches in der ganzen Menschengeschichte an die Seite stellen kann. Auch die Juden sind doch Menschen - man mag sich zur Judenfrage stellen wie man will - , und an Menschen wurde solches verübt. Vielleicht sagt jemand, die Juden hätten ein solches Schicksal verdient; diese Behauptung wäre eine ungeheure Anmaßung; aber angenommen, es sagte jemand dies, wie stellt er sich dann zu der Tatsache, daß die gesamte polnische adlige Jugend vernichtet worden ist (gebe Gott, daß sie es doch nicht ist! ) ? Auf welche Art, fragen Sie, ist solches geschehen ? Alle männlichen Sprößlinge aus adeligen Geschlechtern zwischen 15 und 20 Jahren wurden in Konzentrationslagern nach Deutschland zu Zwangsarbeit, alle Mädchen gleichen Alters nach Norwegen in die Bordelle der SS verschleppt! Wozu wir dies Ihnen alles erzählen, da Sie es schon selber wissen, wenn nicht diese, so andere gleich schwere Verbrechen des fürchterlichen Untermenschentums ? Weil hier eine Frage berührt wird, die uns alle zutiefst angeht und allen zu denken geben muß. Warum verhält sich das deutsche Volk angesichts all dieser scheußlichsten, menschenunwürdigsten Verbrechen so apathisch? Kaum irgend jemand macht sich Gedanken darüber. Die Tatsache wird als solche hingenommen und ad acta gelegt. Und wieder schläft das deutsche Volk in seinem stumpfen, blöden Schlaf weiter und gibt diesen faschistischen Verbrechern Mut und Gelegenheit, weiterzuwüten - und diese tun es. Sollte dies ein Zeichen dafür sein, daß die Deutschen in ihrem primitivsten menschlichen Gefühlen verroht sind, daß keine Saite in ihnen schrill aufschreit, im Angesicht solcher Taten, daß sie in einen tödlichen Schlaf versunken sind, aus dem es kein Erwachen mehr gibt, nie, niemals? Es scheint so und ist es bestimmt, wenn der Deutsche nicht endlich aus dieser Dumpfheit auffährt, wenn er nicht protestiert, wo immer er nur kann, gegen diese Verbrecherclique, wenn er mit diesen Hunderttausenden von Opfern nicht mitleidet. Und nicht nur Mitleid muß er empfinden, nein, noch viel mehr: Mitschuld. Denn er gibt durch sein apathisches Verhalten diesen dunklen Menschen erst die Möglichkeit, so zu handeln, er leidet diese "Regierung", die eine so unendliche Schuld auf sich geladen hat, ja, er ist doch selbst schuld daran, daß sie überhaupt entstehen konnte! Ein jeder will sich von einer solchen Mitschuld freisprechen, ein jeder tut es und schläft dann wieder mit ruhigstem Gewissen. Aber er kann sich nicht freisprechen, ein jeder ist schuldig, schuldig, schuldig! Doch ist es noch nicht zu spät, diese abscheulichste aller Mißgeburten von Regierungen aus der Welt zu schaffen, um nicht noch mehr Schuld auf sich zu laden. Jetzt, da uns in den letzten Jahren die Augen vollkommen geöffnet worden sind, da wir wissen, mit wem wir es zu tun haben, jetzt ist es allerhöchste Zeit, diese braune Horde auszurotten. Bis zum Ausbruch des Krieges war der größte Teil des deutschen Volkes geblendet, die Nationalsozialisten zeigten sich nicht in ihrer wahren Gestalt, doch jetzt, da man sie erkannt hat, muß es die einzige und höchste Pflicht, ja heiligste Pflicht eines jeden Deutschen sein, diese Bestien zu vertilgen. Der, dessen Verwaltung unauffällig ist, dessen Volk ist froh. Der, dessen Verwaltung aufdringlich ist, dessen Volk ist gebrochen. Elend, ach, ist es, worauf Glück sich aufbaut. Glück, ach, verschleiert nur Elend. Wo soll das hinaus? Das Ende ist nicht abzusehen. Das Geordnete verkehrt sich in Unordnung, das Gute verkehrt sich in Schlechtes. Das Volk gerät in Verwirrung. Ist es nicht so, täglich, seit langem? Daher ist der Hohe Mensch rechteckig, aber er stößt nicht an, er ist kantig, aber verletzt nicht, er ist aufrecht, aber nicht schroff. Er ist klar, aber will nicht glänzen.

Laotse : "Wer unternimmt, das Reich zu beherrschen und es nach seiner Willkür zu gestalten; ich sehe ihn sein Ziel nicht erreichen; das ist alles.

Das Reich ist ein lebendiger Organismus; es kann nicht gemacht werden, wahrlich! Wer daran machen will, verdirbt es, wer sich seiner bemächtigen will, verliert es. Von den Wesen gehen manche voraus, andere folgen ihnen, manche atmen warm, manche kalt, manche sind stark, manche schwach, manche erlangen Fülle, andere unterliegen. Der Hohe Mensch daher läßt ab von Übertriebenheit, läßt ab von Überhebung, läßt an von Übergriffen

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Das 3. Flugblatt

Salus publica suprema lex

Alle idealen Staatsformen sind Utopien. Ein Staat kann nicht rein theoretisch konstruiert werden, sondern er muß ebenso wachsen, reifen wie der einzelne Mensch. Aber es ist nicht zu vergessen, daß am Anfang einer jeden Kultur die Vorform des Staates vorhanden war. Die Familie ist so alt wie die Menschen selbst, und aus diesem anfänglichen Zusammensein hat sich der vernunftbegabte Mensch einen Staat geschaffen, dessen Grund die Gerechtigkeit und dessen höchstes Gesetz das Wohl Aller sein soll. Der Staat soll eine Analogie der göttlichen Ordnung darstellen, und die höchste aller Utopien, die civitas dei, ist das Vorbild, dem er sich letzten Endes nähern soll. Wir wollen hier nicht urteilen über die verschiedenen möglichen Staatsformen, die Demokratie, die konstitutionelle Monarchie, das Königtum usw. Nur eines will eindeutig und klar herausgehoben werden: jeder einzelne Mensch hat einen Anspruch auf einen brauchbaren und gerechten Staat, der die Freiheit des einzelnen als auch das Wohl der Gesamtheit sichert. Denn der Mensch soll nach Gottes Willen frei und unabhängig im Zusammenleben und Zusammenwirken der staatlichen Gemeinschaft sein natürliches Ziel, sein irdisches Glück in Selbständigkeit und Selbsttätigkeit zu erreichen suchen. Unser heutiger "Staat" aber ist die Diktatur des Bösen. "Das wissen wir schon lange", höre ich Dich einwenden, "und wir haben es nicht nötig, daß uns dies hier noch einmal vorgehalten wird." Aber, frage ich Dich, wenn Ihr das wißt, warum regt Ihr Euch nicht, warum duldet Ihr, daß diese Gewalthaber Schritt für Schritt offen und im verborgenen eine Domäne Eures Rechts nach der anderen rauben, bis eines Tages nichts, aber auch gar nichts übrigbleiben wird als ein mechanisiertes Staatsgetriebe, kommandiert von Verbrechern und Säufern? Ist Euer Geist schon so sehr der Vergewaltigung unterlegen, daß Ihr vergeßt, daß es nicht nur Euer Recht, sondern Eure sittliche Pflicht ist, dieses System zu beseitigen? Wenn aber ein Mensch nicht mehr die Kraft aufbringt, sein Recht zu fordern, dann muß er mit absoluter Notwendigkeit untergehen. Wir würden es verdienen, in alle Welt verstreut zu werden wie der Staub vor dem Winde, wenn wir uns in dieser zwölften Stunde nicht aufrafften und endlich den Mut aufbrächten, der uns seither gefehlt hat. Verbergt nicht Eure Feigheit unter dem Mantel der Klugheit. Denn mit jedem Tag, da Ihr noch zögert, da Ihr dieser Ausgeburt der Hölle nicht widersteht, wächst Eure Schuld gleich einer parabolischen Kurve höher und immer höher. Viele, vielleicht die meisten Leser dieser Blätter sind sich darüber nicht klar, wie sie einen Widerstand ausüben sollen. Sie sehen keine Möglichkeiten. Wir wollen versuchen, ihnen zu zeigen, daß ein jeder in der Lage ist, etwas beizutragen zum Sturz dieses Systems. Nicht durch individualistische Gegnerschaft, in der Art verbitterter Einsiedler, wird es möglich werden, den Boden für einen Sturz dieser "Regierung" reif zu machen oder gar den Umsturz möglichst bald herbeizuführen, sondern nur durch die Zusammenarbeit vieler überzeugter, tatkräftiger Menschen, Menschen, die sich einig sind, mit welchen Mitteln sie ihr Ziel erreichen können. Wir haben keine reiche Auswahl an solchen Mitteln, nur ein einziges steht uns zur Verfügung - der passive Widerstand. Der Sinn und das Ziel des passiven Widerstandes ist, den Nationalsozialismus zu Fall zu bringen, und in diesem Kampf ist vor keinem Weg, vor keiner Tat zurückzuschrecken, mögen sie auf Gebieten liegen, auf welchen sie auch wollen. An allen Stellen muß der National - sozialismus angegriffen werden, an denen er nur angreifbar ist. Ein Ende muß diesem Unstaat bald bereitet werden - ein Sieg des faschistischen Deutschland in diesem Kriege hätte unabsehbare, fürchterliche Folgen. Nicht der militärische Sieg über den Bolschewismus darf die erste Sorge für jeden Deutschen sein, sondern die Niederlage der Nationalsozialisten. Dies muß unbedingt an erster Stelle stehen. Die größere Notwendigkeit dieser letzten Forderung werden wir Ihnen in einem unserer nächsten Blätter beweisen. Und jetzt muß sich jeder entschiedene Gegner des Nationalsozialismus die Frage vorlegen: Wie kann er gegen den gegenwärtigen "Staat" am wirksamsten ankämpfen, wie ihm die empfindlichsten Schläge beibringen? Durch den passiven Widerstand - zweifellos. Es ist klar, daß wir unmöglich für jeden einzelnen Richtlinien für sein Verhalten geben können, nur allgemein andeuten können wir, den Weg zur Verwirklichung muß jeder selber finden. Sabotage in rüstungs - und kriegswichtigen Betrieben, Sabotage in allen Versammlungen, Kundgebungen, Festlichkeiten, Organisationen, die durch die nationalsozialistische Partei ins Leben gerufen werden. Verhinderung des reibunglosen Ablaufs der Kriegsmaschine (einer Maschine, die nur für einen Krieg arbeitet, der allein um die Rettung und Erhaltung der nationalsozialistischen Partei und ihrer Diktatur geht). Sabotage auf allen wissenschaftlichen und geistigen Gebieten, die für eine Fortführung des gegenwärtigen Krieges tätig sind - sei es in Universitäten, Hoch - schulen, Laboratorien, Forschungsanstalten, technischen Büros. Sabotage in allen Veranstaltungen kultureller Art, die das "Ansehen" der Faschisten im Volke heben könnten. Sabotage in allen Zweigen der bildenden Künste, die nur im geringsten im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus stehen und ihm dienen. Sabotage in allem Schrifttum, allen Zeitungen, die im Solde der "Regierung" stehen, für ihre Ideen, für die Verbreitung der braunen Lüge kämpfen. Opfert nicht einen Pfennig bei Straßensammlungen (auch wenn sie unter dem Deckmantel wohltätiger Zwecke geführt werden), denn dies ist nur eine Tarnung. In Wirklichkeit kommt das Ergebnis weder dem Roten Kreuz noch den Notleidenden zugute. Die Regierung braucht das Geld nicht, ist auf diese Sammlungen finanziell nicht angewiesen - die Druckmaschinen laufen ja ununterbrochen und stellen jede beliebige Menge von Papiergeld her. Das Volk muß aber dauernd in Spannung gehalten werden, nie darf der Druck der Kandare nachlassen! Gebt nichts für die Metall - , Spinnstoff - und andere Sammlungen. Sucht alle Bekannten auch aus den unteren Volksschichten von der Sinnlosigkeit einer Fortführung, von der Aussichtslosigkeit dieses Krieges, von der geistigen und wirtschaftlichen Versklavung durch den Nationalsozialismus, von der Zerstörung aller sittlichen und religiösen Werte zu überzeugen und zum passiven Widerstand zu veranlassen!

Aristoteles, <<Über die Politik>> : "ferner gehört es, dahin zu streben, daß ja nichts verborgen bleibe, was irgendein Untertan spricht oder tut, sondern überall Späher ihn belauschen ferner alle Welt miteinander zu verhexen und Freunde mit Freunden zu verfeinden und das Volk mit den Vornehmen und die Reichen unter sich. Sodann gehört es zu solchen tyrannischen Maßregeln, die Untertanen arm zu machen, damit die Leibwache besoldet werden kann, und sie, mit der Sorge um ihren täglichen Erwerb beschäftigt, keine Zeit und Muße haben, Verschwörungen anzustiften Ferner aber auch solche Einkommensteuern, wie die in Syrakus auferlegten, denn unter Dionysios hatten die Bürger dieses Staates in fünf Jahren glücklich ihr ganzes Vermögen in Steuern ausgegeben. Und auch beständig Kriege zu erregen, Ist der Tyrann geneigt"

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Das 4. Flugblatt

Es ist eine alte Weisheit, die man Kindern immer wieder aufs neue predigt, daß, wer nicht hören will, fühlen muß. Ein kluges Kind wird sich aber nur einmal am heißen Ofen verbrennen. In den vergangenen Wochen hatte Hitler sowohl in Afrika als auch in Rußland Erfolge zu verzeichnen. Die Folge davon war, daß der Optimismus auf der einen, die Bestürzung und der Pessimismus auf der anderen Seite des Volkes mit einer der deutschen Trägheit unvergleichlichen Schnelligkeit anstieg. Allenthalben hörte man unter den Gegnern Hitlers, also unter dem besseren Teil des Volkes, Klagerufe, Worte der Enttäuschung und der Entmutigung, die nicht selten in dem Ausruf endigten : "Sollte nun Hitler doch?" Indessen ist der deutsche Angriff auf Agypten zum Stillstand gekommen, Rommel muß in einer gefährlichen, exponierten Lage verharren, aber noch geht der Vormarsch im Osten weiter. Dieser scheinbare Erfolg ist unter den grauenhaftesten Opfern erkauft worden, so daß er schon nicht mehr als vorteilhaft bezeichnet werden kann. Wir warnen daher vor jedem Optimismus. Wer hat die Toten gezählt, Hitler oder Goebbels - wohl keiner von beiden. Täglich fallen in Rußland Tausende. Es ist die Zeit der Ernte, und der Schnitter fährt mit vollem Zug in die reife Saat. Die Trauer kehrt ein in die Hütten der Heimat, und niemand ist da, der die Tränen der Mutter trocknet, Hitler aber belügt die, deren teuerstes Gut er geraubt und in den sinnlosen Tod getrieben hat. Jedes Wort, das aus Hitlers Munde kommt, ist Lüge. Wenn er Frieden sagt, meint er den Krieg, und wenn er in frevelhaftester Weise den Namen des Allmächtigen nennt, meint er die Macht des Bösen, den gefallenen Engel, den Satan. Sein Mund ist der stinkende Rachen der Hölle, und seine Macht ist im Grunde verworfen. Wohl muß man mit rationalen Mitteln den Kampf wider den nationalsozialistischen Terrorstaat führen; wer aber heute noch an der realen Existenz der dämonischen Mächte zweifelt, hat den metaphysischen Hintergrund dieses Krieges bei weitem nicht begriffen. Hinter dem Konkreten, hinter dem sinnlich Wahrnehmbaren, hinter allen sachlichen, logischen Überlegungen steht das Irrationale, der Kampf wider den Dämon, wider den Boten des Antichrist. Überall und zu allen Zeiten haben die Dämonen im Dunkeln gelauert auf die Stunde, da der Mensch schwach wird, da er seine ihm von Gott auf Freiheit gegründete Stellung im ordo eigenmächtig verläßt, da er dem Druck des Bösen nachgibt, sich von den Mächten höherer Ordnung loslöst und so, nachdem er den ersten Schritt freiwillig getan, zum zweiten und dritten und immer weiter getrieben wird mit rasend steigernder Geschwindigkeit - überall und zu allen Zeiten der höchsten Not sind Menschen aufgestanden, Propheten, Heilige, die ihre Freiheit gewahrt hatten, die auf den Einzigen Gott hinwiesen und mit seiner Hilfe das Volk zur Umkehr mahnten. Wohl ist der Mensch frei, aber er ist wehrlos wider das Böse ohne den wahren Gott, er ist wie ein Schiff ohne Ruder, dem Sturme preisgegeben, wie ein Säugling ohne Mutter, wie eine Wolke, die sich auflöst.

Gibt es, so frage ich Dich, der Du ein Christ bist, gibt es in diesem Ringen um die Erhaltung Deiner höchsten Güter ein Zögern, ein Spiel mit Intrigen, ein Hinaus - schieben der Entscheidung in der Hoffnung, daß ein anderer die Waffen erhebt, um Dich zu verteidigen? Hat Dir nicht Gott selbst die Kraft und den Mut gegeben zu kämpfen? Wir müssen das Böse dort angreifen, wo es am mächtigsten ist, und es ist am mächtigsten in der Macht Hitlers.

"Ich wandte mich und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne; und siehe, da waren Tränen derer, so Unrecht litten und hatten keinen Tröster; und die ihnen Unrecht taten, waren so mächtig, daß sie keinen Tröster haben konnten. Da lobte ich die Toten, die schon gestorben waren, mehr denn die Lebendigen, die noch Leben hatten"

Novalis : "Wahrhafte Anarchie ist das Zeugungselement der Religion. Aus der Vernichtung alles Positiven hebt sie ihr glorreiches Haupt als neue Weltstifterin empor Wenn Europa wieder erwachen wollte, wenn ein Staat der Staaten, eine politische Wissenschaftslehre uns bevorstände! Sollte etwa die Hierarchie das Prinzip des Staatenvereins sein? Es wird so lange Blut über Europa strömen, bis die Nationen ihren fürchterlichen Wahnsinn gewahr werden, der sie im Kreis herumtreibt, und von heiliger Musik getroffen und besänftigt zu ehemaligen Altären in bunter Vermischung treten, Werke des Friedens vernehmen und ein großes Friedensfest auf den rauchenden Wallstätten mit heißen Tränen gefeiert wird. Nur die Religion kann Europa wieder aufwecken und das Völkerrecht sichern und die Christenheit mit neuer Herrlichkeit sichtbar auf Erden in ihr friedenstiftendes Amt installieren."

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, daß die Weiße Rose nicht im Solde einer ausländischen Macht steht. Obgleich wir wissen, daß die nationalsozialistische Macht gebrochen werden muß, suchen wir eine Erneuerung des schwerverwundeten deutschen Geistes von innen her zu erreichen. Dieser Wiedergeburt muß aber die klare Erkenntnis aller Schuld, die das deutsche Volk auf sich geladen hat, und ein rücksichtsloser Kampf gegen Hitler und seine allzuvielen Helfershelfer, Parteimitglieder, Quislinge usw. vorausgehen. Mit aller Brutalität muß die Kluft zwischen dem besseren Teil des Volkes und allem, was mit dem Nationalsozialismus zusammenhängt, aufgerissen werden. Für Hitler und seine Anhänger gibt es auf dieser Erde keine Strafe, die ihren Taten gerecht wäre. Aber aus Liebe zu kommenden Generationen muß nach Beendigung des Krieges ein Exempel statuiert werden, daß niemand auch nur die geringste Lust je verspüren sollte, Ahnliches aufs neue zu versuchen. Vergeßt auch nicht die kleinen Schurken dieses Systems, merkt euch die Namen, auf daß keiner entkomme! Es soll ihnen nicht gelingen, in letzter Minute noch nach diesen Scheußlichkeiten die Fahne zu wechseln und so zu tun, als ob nichts gewesen wäre!

Zu Ihrer Beruhigung möchten wir noch hinzufügen, daß die Adressen der Leser der Weißen Rose nirgendwo schriftlich niedergelegt sind. Die Adressen sind willkürlich Adreßbüchern entnommen.

Wir schweigen nicht, wir sind Euer böses Gewissen; die Weiße Rose läßt Euch keine Ruhe !

Das 5. Flugblatt

Aufruf an alle Deutsche !

Der Krieg geht seinem sicheren Ende entgegen. Wie im Jahre 1918 versucht die deutsche Regierung alle Aufmerksamkeit auf die wachsende U-Boot-Gefahr zu lenken, während im Osten die Armeen unaufhörlich zurückströmen, im Westen die Invasion erwartet wird. Die Rüstung Amerikas hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht, aber heute schon übertrifft sie alles in der Geschichte seither Dagewesene. Mit mathematischer Sicherheit führt Hitler das deutsche Volk in den Abgrund. Hitler kann den Krieg nicht gewinnen, nur noch verlängern! Seine und seiner Helfer Schuld hat jedes Maß unendlich überschritten. Die gerechte Strafe rückt näher und näher! Was aber tut das deutsche Volk? Es sieht nicht und es hört nicht. Blindlings folgt es seinen Verführern ins Verderben. Sieg um jeden Preis! haben sie auf ihre Fahne geschrieben. Ich kämpfe bis zum letzten Mann, sagt Hitler - indes ist der Krieg bereits verloren. Deutsche! Wollt Ihr und Eure Kinder dasselbe Schicksal erleiden, das den Juden widerfahren ist? Wollt Ihr mit dem gleichen Maß gemessen werden wie Eure Verführer? Sollen wir auf ewig das von aller Welt gehaßte und ausgestoßene Volk sein? Nein! Darum trennt Euch von dem nationalsozialistischen Untermenschentum! Beweist durch die Tat, daß Ihr anders denkt! Ein neuer Befreiungskrieg bricht an. Der bessere Teil des Volkes kämpft auf unserer Seite. Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt! Entscheidet Euch, ehe es zu spät ist! Glaubt nicht der nationalsozialistischen Propaganda, die Euch den Bolschewisten - schreck in die Glieder gejagt hat! Glaubt nicht, daß Deutschlands Heil mit dem Sieg des Nationalsozialismus auf Gedeih und Verderben verbunden sei! Ein Verbrechertum kann keinen deutschen Sieg erringen. Trennt Euch rechtzeitig von allem, was mit dem Nationalsozialismus zusammenhängt! Nachher wird ein schreckliches, aber gerechtes Gericht kommen über die, so sich feig und unentschlossen verborgen hielten. Was lehrt uns der Ausgang dieses Krieges, der nie ein nationaler war? Der imperialistische Machtgedanke muß, von welcher Seite er auch kommen möge, für alle Zeit unschädlich gemacht werden. Ein einseitiger preußischer Militarismus darf nie mehr zur Macht gelangen. Nur in großzügiger Zusammenarbeit der europäischen Völker kann der Boden geschaffen werden, auf welchem ein neuer Aufbau möglich sein wird. Jede zentralistische Gewalt, wie sie der preußische Staat in Deutschland und Europa auszuüben versucht hat, muß im Keime erstickt werden. Das kommende Deutschland kann nur förderalistisch sein. Nur eine gesunde förderalistische Staatenordnung vermag heute noch das geschwächte Europa mit neuem Leben zu erfüllen. Die Arbeiterschaft muß durch einen vernünftigen Sozialismus aus ihrem Zustand niedrigster Sklaverei befreit werden. Das Truggebilde der autarken Wirtschaft muß in Europa verschwinden. Jedes Volk, jedes einzelne hat ein Recht auf die Güter der Welt! Freiheit der Rede, Freiheit des Bekenntnisses, Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür verbrecherischer Gewaltstaaten, das sind die Grundlagen des neuen Europa.

Unterstützt die Widerstandsbewegung, verbreitet die Flugblätter !

Das 6. Flugblatt

Kommilitonen ! Kommilitoninnen !

Erschüttert steht unser Volk vor dem Untergang der Männer von Stalingrad. Dreihundertdreißigtausend deutsche Männer hat die geniale Strategie des Weltkriegsgefreiten sinn - und verantwortungslos in Tod und Verderben gehetzt. Führer, wir danken dir ! Es gärt im deutschen Volk : Wollen wir weiter einem Dilettanten das Schicksal unserer Armeen anvertrauen ? Wollen wir den niederen Machtinstinkten einer Parteiclique den Rest der deutschen Jugend opfern ? Nimmermehr ! Der Tag der Abrechnung ist gekommen, der Abrechnung der deutschen Jugend mit der verabscheuungswürdigsten Tyrannis, die unser Volk je erduldet hat. Im Namen der deutschen Jugend fordern wir vom Staat Adolf Hitlers die persönliche Freiheit, das kostbarste Gut des Deutschen zurück, um das er uns in der erbärmlichsten Weise betrogen hat. In einem Staat rücksichtsloser Knebelung jeder freien Meinungsäußerung sind wir aufgewachsen. HJ, SA, SS haben uns in den fruchtbarsten Bildungsjahren unseres Lebens zu uniformieren, zu revolutionieren, zu narkotisieren versucht. "Weltanschauliche Schulung" hieß die verächtliche Methode, das aufkeimende Selbstdenken in einem Nebel leerer Phrasen zu ersticken. Eine Führerauslese, wie sie teuflischer und bornierter zugleich nicht gedacht werden kann, zieht ihre künftigen Parteibonzen auf Ordensburgen zu gottlosen, schamlosen und gewissenlosen Ausbeutern und Mordbuben heran, zur blinden, stupiden Führer - gefolgschaft. Wir "Arbeiter des Geistes" wären gerade recht, dieser neuen Herrenschicht den Knüppel zu machen. Frontkämpfer werden von Studentenführern und Gauleiteraspiranten wie Schuljungen gemaßregelt, Gauleiter greifen mit geilen Späßen den Studentinnen an die Ehre. Deutsche Studentinnen haben an der Münchner Hochschule auf die Besudelung ihrer Ehre eine würdige Antwort gegeben, deutsche Studenten haben sich für ihre Kameradinnen eingesetzt und standgehalten.. Das ist ein Anfang zur Erkämpfung unserer freien Selbstbestimmung, ohne die geistige Werte nicht geschaffen werden können. Unser Dank gilt den tapferen Kameradinnen und Kameraden, die mit leuchtendem Beispiel vorangegangen sind ! Es gibt für uns nur eine Parole : Kampf gegen die Partei ! Heraus aus den Parteigliederungen, in denen man uns weiter politisch mundtot halten will ! Heraus aus den Hörsälen der SS - Unter und - Oberführer und Parteikriecher ! Es geht uns um wahre Wissenschaft und echte Geistesfreiheit ! Kein Drohmittel kann uns schrecken, auch nicht die Schließung unserer Hochschulen. Es gilt den Kampf jedes einzelnen von uns um unsere Zukunft, unsere Freiheit und Ehre in einem seiner sittlichen Verantwortung bewußten Staatswesen. Freiheit und Ehre ! Zehn lange Jahre haben Hitler und seine Genossen die beiden herrlichen deutschen Worte bis zum Ekel ausgequetscht, abgedroschen, verdreht, wie es nur Dilettanten vermögen, die die höchsten Werte einer Nation vor die Säue werfen. Was ihnen Freiheit und Ehre gilt, haben sie in zehn Jahren der Zerstörung aller materiellen und geistigen Freiheit, aller sittlichen Substanzen im deutschen Volk genugsam gezeigt. Auch dem dümmsten Deutschen hat das furchtbare Blutbad die Augen geöffnet, das sie im Namen von Freiheit und Ehre der deutschen Nation in ganz Europa angerichtet haben und täglich neu anrichten. Der deutsche Name bleibt für immer geschändet, wenn nicht die deutsche Jugend endlich aufsteht, rächt und sühnt zugleich, ihre Peiniger zerschmettert und ein neues geistiges Europa aufrichtet. Studentinnen ! Studenten ! Auf uns sieht das deutsche Volk ! Von Uns erwartet es, wie 1813 die Brechung des Napoleonischen, so 1943 die Brechung des nationalsozialistischen Terrors aus der Macht des Geistes. Beresina und Stalingrad flammen im Osten auf, die Toten von Stalingrad beschwören uns !

"Frisch auf mein Volk, die Flammenzeichen rauchen !"

Unser Volk steht im Aufbruch gegen die Verknechtung Europas durch den Nationalsozialismus, im neuen gläubigen Durchbruch von Freiheit und Ehre.

3.7 Adressen für den Bezug "Information für politische Bildung"

Bundeszentrale für politische Bildung

Berliner Freiheit 7

53111 Bonn


Franzis - Druck GmbH

Postfach 150740

80045 München

(Berufsangabe erforderlich)


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Die Hefte werden kostenlos abgegeben.

Filmhinweise zum Thema "Der Deutsche Widerstand"

Dokumentarfilme :

Ursachen des Nationalsozialismus - Zerstörung der Republik

Produktion : Boehner-Film, BRD 1964. Laufzeit : 27 Minuten

Der Film dokumentiert den Weg von der Republik zur Diktatur und behandelt in einem geschichtlichen Abriß die Jahre der Weimarer Republik vom Kriegsende 1918 bis zur Machtergreifung Hitlers 1933. Es werden u. a. folgende Themenkomplexe illustriert :

Dolchstoßlegende

Spartakusaufstand

Kapp - Putsch

Erfüllungspolitik

Hitler / Putsch

Inflation

Vielparteienstaat

Vertrag von Locarno

Präsidialkabinette Papen / Schleicher

Weltwirtschaftskrise

Massenarbeitslosigkeit

Hindenburg

Machtergreifung

Ursachen des Nationalsozialismus - Massenverführung durch Propaganda

Produktion : Boehner-Film, BRD 1964. Laufzeit : 22 Minuten

Die Bedeutung des politischen Kampfmittels "Propaganda" wurde von Hitler frühzeitig erkannt. Der Film zeigt, wie jedes Mittel der Massenbeeinflussung ( Presse, Plakate, Aufmärsche, Abzeichen und Symbole, Feiern usw. ) zielbewußt in den Dienst der NS-Politik genommen wurde. An einer Reihe von Beispielen dieser Propaganda aus der Zeit vor und nach der Machtergreifung wird dokumentiert, welcher Stellenwert dem gesprochenen Wort in der Massenbeeinflussung beigemessen wurde.

Das ruhelose Gewissen

Produktion : Hava Kohav Beller, USA 1992. Laufzeit : 95 Minuten

Dokumentation über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Dritten Reich, die die motivierende Geisteshaltung und die Handlungen einzelner Persönlichkeiten innerhalb des deutschen Widerstandes untersucht und die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf die Konflikte lenkt, die zwischen individueller Eigenverantwortung und dem Anspruch eines totalitären Systems entstanden.

Widerstand in Deutschland

Produktion : BBC, London/BR, BRD 1968. Laufzeit : 81 Minuten

Der Film besteht überwiegend aus Interviews mit Persönlichkeiten, die dem NS-Regime Widerstand geleistet haben. Er versucht, die oft gestellte Frage zu beantworten, warum die demokratischen Kräfte in Deutschland die Machtübernahme Hitlers nicht verhindert haben, und berichtet über Leben und Leidensweg der Männer und Frauen des Deutschen Widerstandes.

Der 20. Juli vor dem Volksgerichtshof

Produktion : Matthias-Film, BRD 1955. Laufzeit : 37 Minuten

Auf Hitlers Befehl wurde ein Film über den Prozeß gegen die Führer des Aufstandes vom 20. Juli 1944 hergestellt. Die vorliegende Dokumentation ist aus Ausschnitten dieses Films montiert worden. Unter dem Vorsitz des Präsidenten des Volksgerichtshofs, Dr. Roland Freisler, wurden elf Angeklagte zum Tode verurteilt.

Spielfilme :

Assisi Untergrund

Produktion : Golan Global Production, USA 1984. Laufzeit : 109 Minuten

Assisi, Stadt des heiligen Franziskus und der heiligen Klara am 10.9.1943 : Franziskanerpater Rufino erhält einen ungewöhnlichen Auftrag. Er soll jüdische Flüchtlinge in alliiertes Gebiet bringen und vor dem mörderischen Zugriff der SS retten. Es ist der Beginn einer abenteuerlichen und lebensgefährlichen Rettungsaktion.

Die Mitläufer

Produktion : E.M.L. Film u. Fernsehproduktion, BRD 1984. Laufzeit : 95 Minuten

Zehn Spielhandlungen zeigen - jeweils unter eigenem Titel und daher auch getrennt einsetzbar - beispielhaft Alltagssituationen während der Zeit des Nationalsozialismus. Im Widerstreit zwischen Zivilcourage einerseits sowie Angst, Opportunismus und unbedingtem Gehorsam andererseits geben die Protagonisten dem Zuschauer die Möglichkeit, eigene Verhaltensweisen zu hinterfragen.

Der besondere Filmtip :

Schindlers Liste

Produktion : Amblin, USA 1993. Laufzeit : 185 Minuten

Schindlers Liste ist weit mehr als ein Kassenknüller, ein Oscar-Sieger, ein Kinoereignis. Die Geschichte des sudetendeutschen Industriellen, Glücksjägers und Kriegsgewinnlers Oskar Schindler, der Juden aus dem Krakauer Getto in seiner Fabrik erst ausbeutet und dann vor der Vernichtung in den Konzentrationslagern rettet, weist über die Leinwand hinaus. Sie ist längst zum Anlaß geworden, hinter das historische Schicksal, hinter die Story zu schauen und noch einmal Geschichtsunterricht über die Epoche des Nationalsozialismus, über das politisch instrumentierte Phänomen des Antisemitismus und über die Chancen der Zivilcourage und des individuellen Widerstandes zu nehmen.

Bezugsmöglichkeiten :

Die oben aufgeführten Dokumentar - und Spielfilme können von der Bundeszentrale für politische Bildung zur Verfügung gestellt werden ( Adresse steht weiter oben bei  3.7 ). Sie sind auch bei allen Landesbildstellen, Landesfilmdiensten, beim Deutschen Filmzentrum in Bonn und bei verschiedenen Kreis - und Stadtbildstellen für den nichtgewerblichen Einsatz erhältlich.



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