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Anno Domini
Freie Literatur
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Alle Rechte an dem folgenden Text verbleiben beim Author des Textes. Ein Abdruck oder anderweitige Veröffentlichung bedarf unbedingt der Einwilligung des Authors.
Eigene Veröffentlichungen im Rahmen der Freien Literatur sollten im Aufbau diesem Dokument ähneln und insbesondere den obigen rechtlichen Hinweis und ein kurzes Vorwort enthalten.
Vorwort:
Die folgende Kurzgeschichte entstand im Rahmen eines Philosopie--Grundkurses, welchen ich im 12. Schuljahr belegen ,,musste``. Aufgabe war es eine Kurzgeschichte zum Thema ,,Liebe und zwischenmenschliche Beziehungen`` zu verfassen. Der gesamte Text entstand einen Tag vor dem letzten Abgabetermin (also bitte nicht so pingelig bei Stil und Inhalt ).
Anno Domini
Heather schrie. Schweratmend schnellte sie hoch und sah sich mit weit aufgerissenen Augen um. Erst nach einigen Minuten wurde sie sich ihrer selbst wieder einigermaßen bewußt. Langsam konnte sie ihre Umgebung wieder klar erkennen, aber immer noch atmete sie schwer und zuckte bei jedem noch so leisem Geräusch zusammen. Nach einer Viertelstunde erst fand sie die Kraft, sich langsam zu erheben. Sie setzte sich aufrecht auf die Bettkante, ließ ihre Füße baumeln und schlug die Hände vors Gesicht. Wieder ein Alptraum. Kaum eine Nacht hatte sie in letzter Zeit durchschlafen können. Immer wieder war sie aus abstrusen Alpträumen hochgeschreckt, und jeder Traum war schlimmer als der vorhergegangene, schien es ihr. Sie stand schwankend auf und bewegte sich auf die Waschnische in der anderen Ecke ihres Zimmers zu. Ihre Wohnung bestand nur aus diesem einen Zimmer. Heather lebte im 212. Stock in einer Einraumwohnung eines Hochhauses. Das war das einzige, was sie sich hatte leisten können, denn den Rest ihres Gehaltes musste Heather für Grundnahrungsmittel ausgeben, die in letzten zehn Jahren zu den teuersten Gütern überhaupt avanciert waren.
Heather tauchte den Kopf für einige Sekunden in das mit eiskaltem Wasser gefüllten Waschbecken. Erst danach fühlte sie sich stark genug, sich mit ihrem Alptraum zu beschäftigen, aber alles, was von ihm noch übriggeblieben war, waren dunkle, schemenhafte Bilder. Nach einigen Minuten gab sie es auf und begann, obwohl es noch viel zu früh war, sich für den Tag fertigzumachen. Als sie sich angezogen hatte, warf sie sich auf ihr Bett, drehte das Gesicht zur Decke und dachte an nichts. An manchen Tagen brachte es Heather eine fast schon perverse Freude, sich dieser inneren Leere hinzugeben, für einen Moment wie tot zu sein. Aber dieses Gefühl brachte ihr auch Kummer und Schmerz. Jedesmal mehr.
Heather sprang auf, begab sich zu ihrer Wohnungstür und trat nach einem vorsichtigen, prüfenden Blick in den übelriechenden Flur des 212. Stocks hinaus. Zwei Tote allein in diesem Monat, in diesem Hochhaus -- dieser Gedanke schoß Heather immer wieder durch den Kopf, wenn sie ihre Wohnung verließ. Die Kriminalität hatte in den letzten Jahren gigantische Ausmaße angenommen, und deshalb war Heather immer vorsichtig, wenn sie den mit Abfall halb versperrten Flur bis zum Fahrstuhl durchquerte.
Im Fahrstuhl selbst traf sie nur einen kleinen, scheinbar übelgelaunten Mann an, der sich mißtrauisch in die andere Ecke des Fahrstuhls verzog, als sie eintrat. Freunde zu suchen in diesem gigantischen Hochhaus, hatte sie schon längst aufgegeben, aber daß ihr andere fast nur mit Mißtrauen, ja sogar Angst begegneten, versetzte ihr jedesmal einen Stich. Ich lebe mit 100.000 Menschen unter einem Dach, und ich kenne nicht einen einzigen mit Namen, hatte sie einmal lachend festgestellt. Hinterher hatte sie sich besoffen, nur um all die Menschen zu vergessen, die sie nicht einmal kannte. Der Aufzug kam ruckelnd zum Stehen. Heather stockte der Atem, als die Türen sich öffneten.
Die Türpfosten,
auf die sie durch die geöffnetten Aufzugstüren blickte, waren über und über mit
Blut bespritzt, welches langsam den Türpfosten hinunterlief. Etwas weiter auf
dem Boden lag der zusammengekrümmte Körper einer Frau. An der Stelle, an der
vorher ihr Kopf gewesen sein mußte, existierte nur noch eine blutige Matsche.
Heather war wie gelähmt. Sie starrte mit aufgerissenen Augen auf die Leiche.
Sie hatte diese Frau nie gekannt, und dennoch krampfte sich in ihrer Brust
etwas zusammen, etwas Unbeschreibliches. Eine unheimliche Trauer übermannte
sie, hielt sie fest, füllte ihre sonstige Leere aus. All die unbestimmten
Gefühle, die sie schon in ihren Alpträumen bedroht hatten, brachen durch,
wüteten in ihr. Sie war unfähig, sich zu bewegen, zu reagieren, und wie in
Trance nahm sie wahr, daß der kleine Mann angefangen hatte zu sprechen.
,,Sauberer Kopfschuß,`` stellte dieser fest. ,,Das hat man davon,`` sprach er
weiter, ,,wenn man zu hoch hinaus will. Sie war wohl jemandem im Weg. Pech
gehabt.`` Er lachte wie ein Mensch, der froh war, daß es nicht ihn erwischt
hatte. Nun breitete er seine Zeitung über der Blutlache aus und gelangte so,
trockenen Fußes, aus dem Fahrstuhl. Erst nach einer Viertelstunde vermochte
Heather dasselbe zu tun, und sie verließ den Aufzug, ohne noch einmal einen
Blick auf die Leiche zu werfen. Erst im Zug zur Arbeit, beim Blick durchs
Zugfenster auf die riesigen, schwarzen, bedrohlichen Arbeits- und Wohnbunker,
fand sie sich dazu in der Lage, das Geschehene irgendwie aufzuarbeiten. Wozu eigentlich
leben, fragte sie sich. Für die Wohnung? Für den Job? Für diese Leere? Die Tote
hatte es hinter sich. Irgendwie. Heather versank immer wieder in ihre innere
Leere, bis sie schließlich nur noch dumpf aus dem Fenster starrte, alle
Ereignisse hinter sich lassend, an nichts mehr dachte. Und das tat gut. Es tat
nicht weh.
Sie erreichte
ihren Arbeitsplatz etwas zu spät, aber noch rechtzeitig, um den nächsten Schock
zu erleben. Als sie das Großraumbüro betrat, war die Luft erfüllt vom
kreischenden Gezeter einer Frau.
,,Das könnt ihr nicht machen. Ich brauche den Job,`` schrie sie immer wieder,
hoch, schrill und verzweifelt. Als Heather näherkam, erkannte sie, daß es Marie
war, die hysterisch schrie. Marie war die einzige Frau, die Heather in ihrem
Büro namentlich kannte und mit der sie sich schon einige Male mehr als nur
oberflächlich unterhalten hatte. Mit ihr standen zwei Mitarbeiter des
Sicherheitsdienstes vor ihrem Arbeitsplatz, die wenig liebevoll den Inhalt von
Maries Schreibtisch in zwei Plastiksäcke beförderten. Marie war puterrot im
Gesicht, und Tränen rannen ihre Wangen hinunter, während sie heiser immer
wieder wiederholte:
,,Das geht nicht. Ich brauche den Job.``
,,Was geht hier vor?`` fragte Heather , obwohl sie es nur zu gut ahnte.
,,Die Mitarbeiterin 42-C31 wurde entlassen und wird durch Jung--Mitarbeiterin
12-Z44 ersetzt,`` antwortete einer der Sicherheitsbeamten leicht gereizt.
,,Sie kriegt den Job, doch nur weil sie den Chef geb hat,`` brüllte Marie.
,,Diese Hure,`` kreischte sie verzweifelt. Aber das `Sich Hochschlafen' bzw.
`Hochmorden' hatte sich längst als legitim etabliert, das wußte Heather. Sie
versuchte Marie erst einmal zu beruhigen, auf sie einzureden. Als die Beamten
begannen, die Plastiksäcke mit Maries Habseligkeiten zum Aufzug zu schleifen,
konnte jedoch auch Heather Marie nicht mehr aufhalten, die sich losriß und mit
wutverzerrtem, tränenüberströmtem Gesicht auf die Sicherheitsbeamten
losstürmte. Aus den wirren Wortfetzen, die Heather von Marie aufschnappte,
verstand sie nur: ,,Wie soll ich überleben?``, ,,Hure!``, ,,herzlose Bestien.``
Heather konnte es nicht mehr ertragen. Sie fühlte die Wut in sich hochkochen.
Schon mehrfach hatte sie erlebt, daß Leute vom Arbeitsplatz verschwanden, aber
nie war sie selbst dabeigewesen, ja nicht einmal ihre Kollegen, außer denen,
die davon profitiert hatten, war jemals etwas von solchen Geschehnissen
ansehbar, denn sie blieben immer, wie auch jetzt, unbeteiligt, Zuschauer. Jetzt
erst bemerkte Heather, wieviel ihr das bißchen Freundschaft mit Marie
bedeutete; sie war der kleine Motor gewesen, der sie trotz ihrer inneren Leere,
trotz der sinnlosen Umgebung, jeden Morgen hatte aufstehen lassen, der sie
daran hinderte, das Atmen aufzugeben. Heather wollte Marie nicht verlieren, sie
durfte Marie nicht verlieren. Sie stürmte los.
Es war zu spät. Aus dem Handgemenge zwischen Marie und den Beamten hob sich der Arm eines der Beamten mit der Pistole in der Hand, und der Griff der Waffe sauste mit roher Gewalt in Maries Gesicht nieder. Knochen splitterten, Blut spritzte, und Marie sank lautlos zu Boden. Heather stürzte auf Marie, während die Beamten es eilig hatten, den Fahrstuhl zu erreichen.
Heather klinkte aus. Alles, was sich in den letzten Jahren in ihr angestaut hatte, brach mit einem Mal hervor. Sie ließ ihrer tiefen Abneigung gegenüber der Welt, in der sie lebte, freien Lauf. Sie schrie, rannte auf und ab, heulte, schnodderte und keifte. Sie brüllte ihre Kollegen an, beschimpfte sie, schlug auf sie ein und steigerte sich dabei immer wieder mehr in einen tosenden Wirbel von Schmerz und Zorn, der sie mitriß, bis auf einmal alles um sie herum in ein schwarzes Nichts zerbarst, und sie bewußtlos wurde.
Heather wachte in einem halbdunkelen Raum auf, den sie nach einem zweiten Blick als Krankenhauszimmer erkannte. Sie bemühte sich, aus den dunkelen Fetzen ihrer Erinnerung, die sich mit Stücken ihrer Alpträume vermischt hatten, ein klares Bild herauszufiltern, was ihr mislang, bis ihr Marie durch den Kopf schoß. Sie wollte aufspringen und das Krankenhaus nach ihr durchsuchen, aber sie überlegte sich, daß, da Marie keinen Job mehr hatte, kein Krankenhaus der Welt sie noch aufnehmen würde, da sie nicht würde zahlen können. Sozialleistungen jeder Art waren schon lange abgeschafft. Marie würde zusehen müssen, daß sie sich zu den Slums durchkämpfen konnte. Dort bestand wenigstens die Chance, daß sie vielleicht überleben würde. Wenn sie länger in der Stadt blieb, würde einer der umherstreunenden Gangs sie wahrscheinlich bald in die Finger bekommen. Heather versuchte sich zu beherrschen, aber sie konnte nicht mehr, und sie begann zu weinen, und erst Stunden später erlöste sie ein wirrer Halbschlaf von ihrem Schmerz.
Die erste Krankenhauswoche verstrich wie die meisten Krankenhauswochen in festgesetzter Routine, und Heather vegetierte mehr schlecht als recht vor sich hin. Einzig und allein ein Pfleger fiel ihr auf, der sie anders behandelte als die anderen Pfleger. Er war immer freundlich zu ihr, lächelte sie an und führte lange Unterhaltungen und Diskussionen mit ihr. Sein Name war Steve, und in Heathers letzte Krankenhauswoche schienen die beiden unzertrennlich. Er brachte ihr Blumen, begleitete sie auf ihren Spaziegängen durch die Korridore und tat alles, sie bei Laune zu halten.
Heather fühlte
sich unsicher. Sie war immer noch verbittert, deprimiert, aber die Freundschaft
zu Steve gab ihr mehr als sie jemals gehabt hatte. Sie hatte sich verkriechen
wollen, hatte in ihrer Einsamkeit ertrinken wollen, aber Steve bedeutete ihr
etwas, er half ihr, ihren Schmerz zu überwinden. Heather fühlte sich innerlich
zerrissen. Noch nie hatte sie für einen Menschen mehr als nur Freundschaft
empfunden. Es fiel ihr schwer, sich zu öffnen, aber Steve schien sie mehr und
mehr auszufüllen. Ihr Leben hatte einen Sinn gefunden. Stündlich ging es ihr
besser. Sie dachte nicht mehr an das Blut im Fahrstuhl, an das krachende
Geräusch der splitternden Knochen, sondern sie dachte an Steve, an den nächsten
Tag, und sie freute sich.
,,Warum tust du das für mich?`` fragte sie ihn einmal, als er sie durch den
künstlichen Park des Erdgeschosses begleitete.
,,Was?`` fragte Steve zurück.
,,Alles,`` antwortete Heather, und Steve erwiderte lächelnd: ,,Ich mag dich
halt,`` und da konnte nun auch Heather nicht mehr anders als lächeln. Steve
nahm ihren Arm. Heather wußte nicht, wie sie reagieren sollte, und so ließ sie
es geschehen.
Zwei Wochen später
wurde Heather entlassen. Panische Angst erfüllte sie, als sie daran dachte, an
ihren Arbeitsplatz zurückzukehren, alle ihre Angste, all das Erlebte stürzte wieder
auf sie ein. Marie verfolgte sie nachts in ihren Alpträumen, peinigte sie,
quälte sie. Heather fürchtete nichts mehr, als wieder in die trübe Leere ihres
Alltags zurückzukehren. Sie konnte es nicht. Sie wußte, daß sie es nicht
überstehen konnte. Sie sprach mit Steve über ihre Probleme, und sie war
erleichtert, als er versprach, jeden Tag bei ihr vorbeizuschauen. Einzig und
allein die Freude auf Steves Besuch am Abend gab ihr die Kraft, sich durch den
Müll bis zum Fahrstuhl durchzuarbeiten, den Tag mit ihren stummen
Arbeitskollegen zu überstehen, die dumpfe Stadt zu ertragen, und die Augen vor
den Schrecklichen zu schließen und weiterzumachen. Und Steve kam jeden Abend.
Sie aßen zusammen, schwatzten, lachten, schmusten und liebten sich. Heather
konnte wieder atmen, wieder leben, überleben. Auch an ihrem Arbeitsplatz
besuchte Steve Heather, und sie war über jede Sekunde, die sie sich aus dem
dumpfen Kreis ihrer Kollegen befreien konnte, glücklich. Wenn Steve lächelnd
aus dem Aufzug,der zum Großraumbüro Heathers führte trat, begann für Heather
der Tag. Alles, was vorher gewesen war, und alles, was nachher folgen sollte,
drängte Heather beiseite, Steve war da, und das zählte. Steve gesellte sich zu
Heather, und sie lachten, tuschelten, waren glücklich.
,,So kann es von mir aus immer weitergehen,`` sagte Heather an einem dieser
Nachmittage glücklich lächelnd zu Steve, aber er erwiderte ihren Blick
nicht,sondern blickte stumm zu Boden.
Den nächsten Nachmittag wartete Heather vergeblich auf Steve. Sie wurde unruhig. Etwas konnte nicht stimmen. Er war bisher jeden Nachmittag gekommen. Wenn es ihn bloß nicht erwischt hat, dachte Heather. Sie ließ ab von ihrer Arbeit und wanderte unruhig das Büro auf und ab, immer wieder hoffnungsvoll einen Blick zum Aufzug werfend. Angst stieg in ihr hoch. Wenn irgendein karrieregeiler Fatzke ihn `beseitigt' hat, weiß ich nicht, was ich tue, dachte Heather bei sich. Angst umkrampfte sie immer mehr, verzehrte sie. Etwas Unfaßbares schien ihren ganzen Körper einzuquetschen. Sie schwitzte. Steve durfte nichts passiert sein. Heather begann zu fluchen. Irgendwie mußte sie ihrer Angst Luft machen, aber es half nichts, noch immer fühlte sie sich wie eingeschnürt. Wieder allein zu sein würde sie nicht durchstehen. Sie konnte nicht, sie wollte nicht.
Heather hielt es
nicht mehr aus. Sie packte ihren Krempel zusammen und stürmte los in Richtung
des Büros des Abteilungsleiters. Sie wollte sich den Rest des Tages freinehmen,
um Steve zu suchen. Ihr fiel auf, daß Steve ihr nie gesagt hatte, wo er wohnte.
Sie wußte überhaupt recht wenig von ihm. Egal. Sie mußte hier raus, raus aus
diesem stickigen Büro. Vielleicht würde er in ihrer Wohnung auf sie warten, er
hatte ja einen Schlüssel. Ja, er würde bestimmt zu Hause auf sie warten.
Heather beschleunigte ihren Lauf und stürzte schließlich Hals über Kopf, ohne
anzuklopfen, in das Büro des Abteilungsleiters.
,,Ich brauche den Rest des Tages frei!`` keuchte sie in das verdutzte Gesicht des
Abteilungsleiters.
Dieser erholte
sich nach einigen Sekunden und sagte dann:
,,Ich wollte sie sowieso gerade rufen lassen``.
,,Später,`` stieß Heather hervor. ,,Bitte, ich muß nach Hause.``
,,Dies ist wichtiger,`` antwortete der Abteilungsleiter kurz angebunden, und
seine plötzliche Härte machte Heather stutzig. ,,Setzen Sie sich!`` befahl er,
und Heather ließ sich ohne Widerrede in einen der Sessel fallen. ,,Sie wissen
es vielleicht nicht,`` begann der Abteilungsleiter jetzt wieder freundlicher,
aber Sie sind in den letzten Wochen einem Sicherheitstest unterzogen worden``.
Heather schwieg verwirrt. ,,Vermissen Sie nicht etwas?`` fragte der
Abteilungsleiter mit dümmlich schadenfrohem Grinsen, als er Heathers
Datenbankzugriffskarte vor sie hinwarf. ,,Der Sicherheitsbeamte, der Sie
überprüft hat, meint, es war ein Kinderspiel, die Karte zu entwenden. Sie sind
somit ein untragbares Sicherheitsrisiko geworden, und deshalb sehen wir uns
gezwungen, uns von Ihnen zu trennen. Sie sind hiermit entlassen. Guten Tag.``
Damit wandte sich der Abteilungsleiter wieder interessiert seinen Unterlagen
zu.
Heather war
unfähig, etwas zu sagen oder zu tun. Sie fühlte sich völlig taub, völlig
benebelt.
,,Wie ist sein Name?`` fragte sie wie in Trance.
,,Steve Jordan,`` antwortete der Abteilungsleiter. ,,Ein ehrgeiziger Mann. Er
will hoch hinaus,`` fügte er noch hinzu, widmete sich dann aber wieder voll und
ganz seinen Unterlagen.
Erst im Zug
erwachte Heather wieder aus ihrer Trance, die sie nebelartig umgeben hatte. Sie
hatte keine Ahnung, wie sie es bis zum Zug geschafft hatte, und es war ihr auch
egal. Sie starrte trübe auf die an ihr vorbeihuschende Stadt. Sie dachte an das
Blut im Fahrstuhl, an Marie, an Steve, an alles, an nichts.
Es war ihre letzte Fahrt mit dem Zug.
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