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Seminararbeit
Virtual Community - Die neue Gemeinschaft
Reflexionen über eine Gesellschaft im digitalen Zeitalter
Inhalt
Keine Zeit für Nostalgie - Der Weg ins digitale Zeitalter
2. Mensch, digitalisiere Dich ! - Anforderungen an den neuen Menschen
3. Die Flucht ins 21. Jahrhundert - Informationsbahnen
4. Mehr Zeit für mehr Raum - Gemeinschaft in der virtuellen Realität
5. Anmerkungen
Einleitung
Das Informationszeitalter - unendliche Weiten. Jeder Mensch macht sich wohl Gedanken darüber, wie denn eine Welt aussehen mag, in der der Computer nicht nur eine führende Rolle einnehmen wird, sondern er darüber entscheidet, welche Rolle denn der Mensch der Zukunft noch einzunehmen hat. Der Computer entscheidet, wann wir aufstehen oder wann wir zur Arbeit gehen werden. Er registriert unsere Aufenthaltszeiten und unsere -orte an denen wir uns gerade befinden. Er ist es, der unsere Arbeits- und Lebensgewohnheiten und -rythmen bestimmt und beeinflussen wird. Auf seine Fürsprache entscheidet sich unsere berufliche Karriere. Er kontrolliert unsere Haushalte, unsere Betriebe und unsere Volkswirtschaften. Der Mensch wird nur noch ein Schattendasein führen und die Maschine plant, entwirft, verwaltet, beobachtet und reguliert.
Diese und ähnliche Zukunftsgedanken werden von führenden Wissenschaftlern und Experten aus allen Bereichen prognostiziert und publiziert. Eine, angesichts der Nähe der Zukunft, wenn man die Realisierbarkeit der Anwendungsmöglichkeiten für den Einsatz der modernen Techniken bedenkt, erschreckende Perspektive für den Menschen.
Doch der Mensch wird sich gemäß seiner Natur anpassen und auch im hereinbrechenden Informationszeitalter seine sozialen Lebensbereiche zu behaupten wissen. Diese werden den alten Sozialstrukturen nicht mehr vollkommen entsprechen, doch er wird eine Möglichkeit finden, den ihm wichtigen Raum zu definieren und sich dort aufzuhalten. Die digitale Stadt, die Telepolis, in der öffentlicher Raum digitalisiert wird und für jeden Cyberbürger zum Zufluchtsort werden könnte, ist genauso denkbar, wie das Fortbestehen traditioneller Treffpunkte in öffentlichen Cafés, Kneipen und Parkanlagen. Aber auch die Privat- und Arbeitswelt wird sich verändern, doch der Mensch wird seine führende Position nicht aufgeben. Er ist es immer noch, der entscheidet, wie unsere Umwelt zu gestalten ist. Selbst im digitalen Cyberraum wird er es sein, der seine Umwelt prägt und gestaltet. Und nicht der Computer!
Die Gestaltung einer Welt und eines ganzen Zeitalters ist eine schwierige Aufgabe, die sich der moderne Mensch gestellt hat. Er will Sozialbereiche, die sich während der 150 jährigen industriellen Entwicklung gebildet haben, grundlegend verändern oder ganz beseitigen. Bedenkt man hier lediglich den Abbau des Sozialstaates in Europa, der seine Grundfesten auf den Errungenschaften des Industrialismus aufgebaut hat, so wird einem das Ausmaß der Veränderung bewußt.
Die folgenden Kapitel werden einen kritischen Einblick in die Ansprüche der Zeit an eine Gesellschaft geben, die sich auf dem direkten Weg in eine neue, virtuelle Welt befindet. Welche Wege in eine neue Gemeinschaft stehen uns offen und wie wird das Leben im Informationszeitalter aussehen? Welche Chancen hat jeder einzelne und welchen Anforderungen muß er genüge Leisten, um im digitalen Zeitalter bestehen zu können? Wie wird der private Lebensraum und das Leben darin aussehen? Und welche Rolle spielt die Information im Informationszeitalter ?
1. Keine Zeit für Nostalgie - Der Weg ins digitale Zeitalter
Technische Entwicklungen haben von jeher die menschliche Lebensweise und -qualität beeinflußt. Angefangen bei der Entwicklung des Rads, durch das die Transportmöglichkeiten von Gütern und Menschen revolutioniert wurde, über die Buchdrucktechnik Gutenbergs, durch die das Bildungstum weltweite Verbreitung fand und Bildung individualisiert wurde, bishin zur Entwicklung des Computers, der alle Lebensbereiche menschlichen Handelns, Denkens und Kommunizierens beeinflußte.
Über alle Erfindungen in jedem Zeitalter wurden Diskussionen geführt um ihre Notwendigkeit, ihren Nutzen oder ihre Gefahr für den Menschen. Doch in den meisten Fällen war es nur eine Frage der Zeit und der Gewöhnung, bis eine Erfindung im öffentlichen Leben auftauchte, ihren Platz einnahm und nicht mehr wegzudenken war. Bei der Vielfalt technischer Erfindungen in den letzten 150 Jahren ist der Ausschluß (selbst nur weniger) technischer Gebrauchsgüter gar nicht mehr zu erdenken, da sich die Öffentlichkeit ein Leben ohne sie nicht mehr vorzustellen vermag: Kühlschränke, Herde, Aufzüge, Autos, Eisenbahnen, Flugzeuge u.s.w..
Technischer und ökonomischer Fortschritt sind die Hauptströmungen menschlicher Denkensweisen im 20. Jahrhundert. Ihre Errungenschaften während der industriellen Revolution haben Verhaltensmuster geprägt, an die sich der Mensch während dieser Epoche gewöhnt hat. Sein Arbeits- und Privatleben hat sich den Anforderungen seiner Zeit angepaßt und er denkt, arbeitet, konsumiert - kurz, er lebt in den Strukturen einer Zeit, die uns als Postindustrialismus bekannt ist. In 150 Jahren hat sich ein Sozialgefüge etabliert, das politisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich und kulturell miteinander verflochten ist. Alle Lebensbereiche faßten bisher ineinander und ergänzten bzw. ersetzten sich. Eine trügerische Harmonie unter deren Oberfläche die Zersplitterung einer Zeit zu erkennen ist, die ihre Anforderungen nicht an ein hereinbrechendes neues Zeitalter, das Informationszeitalter weitergeben kann. In einer epochalen Übergangszeit ist die Notwendigkeit des Umdenkens nicht einfach zu übergehen, indem man innovative Initiativen von Seiten der Politik oder der Wirtschaft fordert, um ein zentral gesteuertes System zukunftsorientierter Märkte zu erhalten. Damit würde man dem Markt 'Zukunft' seiner Entwicklung berauben; einer Entwicklung, die nicht einfach befohlen wurde, sondern sich 'aus dem Zusammenspiel technologischer Möglichkeiten mit ganz bestimmten wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Bedingungen' ergab.
Es ist vielmehr notwendig, daß jeder einzelne Mensch in größerer Eigeninitiative und Selbstverantwortung sein Leben bestreitet, als er es bis jetzt gewohnt gewesen sein mag. Und auch die politischen Parteien sowie die Konzerne müssen sich dem neuen Zeitalter anpassen. Denn der sich im Informationszeitalter herausbildende Arbeitsmarkt orientiert sich am ökonomischen Druck, der auf einer Volkswirtschaft lastet und die Arbeitswelt paßt sich zunehmend der technischen Machbarkeit an. Wie hoch der Druck bereits heute auf den Standort Europa ist, wird durch den zunehmenden Abbau des Sozialstaates deutlich. Der Einzelne wird deutlich stärker gefordert und muß zunehmend mehr Initiative ergreifen, um mit der Entwicklung Schritt halten zu können.
Die Idee ist dabei das zündende Moment für den Fortschritt! Nicht in allen Fällen kann man von den Vorzügen einer Idee sprechen, wenn man die Entwicklung der Kernspaltung und die damit bekannten Risiken bedenkt. Doch gerade diese Erkenntnis bringt einen neuen Anstoß für die Weiterentwicklung technischer, wirtschaftlicher und sozialer Verfahrensweisen. Ursprung bleibt aber immer die Idee. Und in einer digitalisierten Informationsgesellschaft wird sie es sein, die dem Menschen neue Horizonte öffnen wird.
2. Mensch, digitalisiere Dich! - Anforderungen an den neuen Menschen
Die zunehmende Ausstattung privater Haushalte, Betriebe und öffentlicher Räume mit technischen Neuerungen verlangt eine beständige Aufmerksamkeit und eine hohe Anpassungsfähigkeit an die neuen Medieninstrumente. Der schnelle technische Fortschritt erfordert auch eine schnellere Lernfähigkeit.
Der ständige Umgang mit Computern und ihren individuellen Nutzungsmöglichkeiten verlangt nebenbei auch eine ständige Anpassung der Anwendunggebiete für die der Einsatz des Computers ursprünglich einmal vorgesehen sein mag. Die Aufmerksamkeit des Benutzers konzentriert sich dabei zunehmend auf den Markt, der seine neuesten technischen Errungenschaften in immer kürzer werdenden Zyklen vorstellt. Wer an diesem Markt teilnehmen möchte, muß sich durch besondere innovative Ideen auf dem technischen Markt oder auf dem Softwaremarkt behaupten können. Produkte, die die Leistungsfähigkeit bisher bestehender Systeme verstärken und ihre Kapazitäten weiter ausbauen können, rangieren in den Absatzmärkten an erster Stelle. Doch der Markt ist ein nicht zu sättigender Organismus. Unzählige Produkte werden ihm zugefügt und es obliegt dem Verbraucher, welches ihm speziell dienende Programm oder welche Hardware er dem Markt entreißen und für sich gewinnen kann.
Die Verwendungsmöglichkeiten der Programme sind so mannigfaltig, daß genau genommen keine Grenzen der Nutzung abzusehen oder zu definieren sind. Informationen können beliebig reproduziert werden, ohne daß es zu Mehrkosten auf Seiten der Hersteller kommen würde. Das Warenangebot im digitalen Kaufhaus ist kaum noch überschaubar und gerade dort fängt die Aufgabe für den Endverbraucher an.
Der Verbraucher muß sich in Eigenleistung einen Überblick über den digitalen Markt verschaffen. Er ist auf die Informationen angewiesen, die in einschlägiger Fachliteratur veröffentlicht werden und durch die er seine Fertigkeiten ausbilden kann. Seine Fortschritte sind von seinem Auffassungsvermögen, seiner Lernbereitschaft und seiner Praxis abhängig. Das bedeutet im einzelnen, daß die modernen Bildungssysteme die Vorraussetzung schaffen müssen, um den neuen Anforderungen einer Gesellschaft gerecht zu werden, die sich zunehmend durch den Umgang mit neuen Medien definiert. Weiterhin müssen Anreize geschaffen werden, die dem einzelnen die notwendige Motivation geben können, um sich auch in einer immer schneller verändernden Welt zurechtzufinden und zurecht finden zu wollen. Neue Arbeitsplatzmodelle und Leistungsbewertungskriterien müssen geschaffen werden, denn nur dadurch kann eine Volkswirtschaft bestehen, die sich zunehmend aus 'Wissensarbeitern' zusammensetzt. Zuletzt ist es auch die Aufgabe des einzelnen, eine intensive Nutzung seines Wissens zu praktizieren, indem er beständig seine Zeit mit den neuen Medien verbringt. Denn nur dann ist auch gewährleistet, daß er wettbewerbsfähig bleibt. In einem Wettbewerb um seine Existenz und um seinen gesellschaftlichen Platz.
3. Die Flucht ins 21. Jahrhundert - Informationsbahnen
Die informelle Selbstverantwortung, die der moderne Mensch bisher noch nicht erfahren hat, erfordert ein Höchstmaß an Information. Doch diese Informationen, die für jeden Menschen zunehmend an Bedeutung gewinnen, können nicht in ausreichendem Maß individualisierend gefiltert werden, sondern nur über Massenmedien verbreitet und somit jedem zumindest zugänglich gemacht werden. Eines dieser Verbreitungsmedien auf die es im digitalen Zeitalter besonders ankommen wird ist das Internet.
Das Internet, das ursprünglich in den 60er Jahren von den Amerikanern als militärisches Kommunikationssystem entwickelt wurde, um im Kalten Krieg einen strategischen Vorsprung vor dem Sowjetblock zu besitzen, wurde schnell zu einem Medium der internationalen Kommunikation. Das Netz der Netze besteht aus einer Vielzahl von kleinen Netzen, die, aufgrund ihrer Dezentralisierung und der raschen Entwicklung der Telekommunikationsdienstleistungen in den 80er Jahren, eine unkontrollierte Verbreitung innerhalb nur weniger Jahre ermöglichten. 1983 waren es gerade 500 Rechner, die an das Datennetz angebunden waren, während bereits 1987 28000 Hostcomputer im digitalen Datenverbund standen. Nach 1987 stieg die Zahl der Netzcomputer überproportional, so daß bereits 1991 eine Million und 1995 fast fünf Millionen Netzcomputer in über 75 Ländern einen Zugang zum Internet ermöglichten. Somit konnten Akademiker, Studenten und später auch jeder über einen Personalcomputer verfügende Bürger, der via Modem an das Internet angeschlossen war, auf die unendlich großen Datenreserven oder Informationsressourcen zugreifen und für seine Zwecke urbar machen.
Im Internet können sowohl Texte, wie auch Töne und Bilder als digitale Pakete versendet werden, die einen intensiven Informationsaustausch ermöglichen. Die dezentrale Beschaffenheit des Netzes erlaubt auch einen Ausfall verschiedener Knotenpunkte, ohne daß die anderen Netzeinheiten davon betroffen werden. Die Informationspakete suchen sich einen neuen Weg durch das Netzraster, bis sie an ihrem Bestimmungspunkt angelangt sind.
Die Dezentralität des Netzes macht eine demokratische Kontrolle des Datenflusses fast unmöglich. Internationale Reglements lassen sich kaum finden, da die unterschiedlichen Gesetzgebungen in den Ländern auf einen Nenner gebracht werden müßten.
Aber gerade durch diese geringen Kontrollmechanismen ermöglichte sich eine rasche Nutzung des Internets für soziale Kommunikationsstrukturen der Internetnutzer. Sie entdeckten, daß das Netz eine Plattform für privaten und beruflichen Austausch darstellten konnte. Die sich daraus entwickelnden digitalen Gemeinschaften rückten näher zusammen und entwickelten ihren ganz persönlichen kulturellen Austausch. Howard Rheingold, Journalist und Fachmann für Computertechnologie, stellt in seinen Publikationen dieses Phänomen einleuchtend dar und beschreibt die drei Arten des kommunikativen Austauschs der Online-Gemeinschaften: einfache Diskussionsgruppen, Chat-Gruppen und Multi-User-Dungeons.
4. Mehr Zeit für mehr Raum - Gemeinschaft in der virtuellen Realität
Das Leben in einer virtuellen Gemeinschaft wird durch die zunehmende Nutzung der online-Foren immer realistischer. Immer mehr Internetnutzer besuchen die im Netz angebotenen Diskussionsgruppen, in denen jeder seinen Beitrag zu einem spezifischen Thema hinterlassen kann, und welcher später von jedem weiteren Besucher aufgegriffen bzw. wiederverwendet werden kann. Andere kommunizieren synchron in Chatforen, in denen es ebenfalls abertausende Themenangebote gibt, zu denen jedes Chatmitglied seine Meinung mitteilen kann. Die Themenpalette reicht von kulturellen, politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Inhalten bishin zu sexuellen Interessen. Nicht selten werden diese Chatforen als Flirtgelegenheit benutzt, um wenigstens im digitalen Kosmos die realen Hemmnisse zu überwinden und eine online-Bekanntschaft machen zu können. Meistens benutzen die Chat-Teilnehmer einen falschen Namen für ihre virtuelle Persönlichkeit. Die neu geschaffene Identität ermöglicht ihnen auch ganz neue Verhaltensmuster, die sie in der Realität nicht oder nur beschränkt verwirklichen können.
Die Teilnehmer der Chatforen, die kurz als IRC (Internet Relay-Chat) -Teilnehmer bezeichnet werden, finden immer wieder neue Abspaltungen über Chat-Themen, so daß zunehmend mehr Kanäle angeboten werden müssen. Die Themenpalette wird immer individueller und immer häufiger diskutieren nur noch zwei Individuen auf einem Kanal.
Die Verbreitung der Chatforen verlangte auch ein Ordnungskriterium, an dem sich die Teilnehmer zu halten hatten. Nicholas Negroponte beschreibt dieses als 'Netiquette', eine Art Verhaltensregel, die den gemeinsamen Umgang in Digitalien einfacher machen soll. Somit war also auch ein gemeinsamer Code für das Zusammenleben in der künstlich geschaffenen Gemeinschaft gefunden worden.
Die IRC´s sind die Vorläufer für die digitalen Spielwelten im Internet. In diesen Welten nehmen die Teilnehmer das Aussehen einer virtuellen Figur an und füllen das Verhalten dieser Figur mit ihrer eigenen Persönlichkeit. In diesen Multi-User-Dungeons (Mud) verkörpern sie einen Teil einer virtuellen Gemeinschaft, in der sie umherlaufen, Bekanntschaften bilden, Häuser kaufen und beziehen oder ganze Familien gründen. Mittels der graphischen Darstellungsmöglichkeiten im Internet bewegen sich die virtuellen Persönlichkeiten in einer animierten Trickwelt, in der die Kommunikation nicht nur über Worte funktioniert, sondern auch über nonverbale Inhalte wie z.B. Kopfnicken oder Augenzwinkern.
Immer mehr Netzreisende verbringen fast mehr Zeit in solchen Netzwelten als an ihrem Arbeitsplatz. Die amerikanische Wissenschaftssoziologin Sherry Turkle vom MIT (Massachusetts Institute of Technologie) hat das Verhalten von Netzreisenden in den Spielwelten jahrelang untersucht. Sie beschreibt auf der Grundlage von Interviews und eigenen Online-Erfahrungen, wie die virtuelle Persönlichkeit eines Mud-Teilnehmers zunehmend an Gleichberechtigung neben der realen Persönlichkeit gewinnt. Die Mensch-Maschine Beziehung gilt ihr als eine Erweiterung des menschlichen Bewußtseins. Ausdruck dafür findet sie in der Idee, daß der Computer die physische Gegenwart eines Individuums erweitert.
Mehr Zeit zu opfern, um einen größeren Raum als unsere physische Wirklichkeit zu entdecken und zu besiedeln, nämlich die unbekannten Welten der digitalen Netze, den Cyberraum mit seinen bis heute unerschöpften Nutzungsmöglichkeiten für jeden Datenreisenden, ist nicht mehr Utopie, sondern schlicht und einfach Realität. So paradox uns das auch erscheinen mag, sosehr müssen wir uns doch an den Gedanken gewöhnen: Die Realität bietet uns nicht mehr den einzigen Raum, in dem ein gemeinschaftliches Leben möglich erscheint.
5. Anmerkungen
Florian Rötzer beschreibt in Kapitel 4 die Bedeutung der digitalen Stadt für die Informationsgesellschaft. Seiner Beschreibung nach ist die reale Urbanität dem Untergang geweiht und nur noch eine touristische Kulisse. Die Telepolis hat dem realen Lebensraum bereits den Rang abgelaufen und die 'Telekommunikation ersetzt bei gleichzeitiger Globalisierung und Dezentralisierung die räumliche Nähe', S. 140 ff.
Heuser, Uwe J.: die Antriebstransformatoren für den Umbruch vom Industriezeitalter ins Informationszeitalter sind innovative Ideen, Dezentralisierung und Flexibilität. Sie sind natürlich erwachsen und erfordern dennoch eine Anpassung unserer Denk-, Lern- und Verhaltensmuster, die noch den wirtschaftlichen Strukturen des Industrialismus entsprechen, S.96
Heuser, Uwe J.: Je näher die technische Realisierbarkeit an die wirtschaftliche Umsetzung rückt, desto wahrscheinlicher wird auch der Einsatz neuer Technologien. Denn die ökonomische Effizienz einer Volkswirtschaft beruht u.a. auf ihrer technischen Ausstattung. Heuser erkennt ganz deutlich die Folgen für den Arbeitnehmer und die Chancen für die Unternehmer, eine neue Technologie für eine neue Arbeitsmarktpolitik zu nutzen, S. 69
Heuser, Uwe J: S. 13 ff. Eine Einführung in die Grundlagen der Ideenökonomien, ihrer Entstehung sowie der Bewußtwerdung über die Macht der Idee in der Informationsgesellschaft
Negroponte, Nicholas: auch Negroponte erkennt den ökonomischen Vorteil der unendlichen Reproduzierbarkeit von Ideendatenträger. Ist erstmal die Idee (also die Software) auf einem Datenträger, steht der Industrie es frei, in welcher Auflage die Software produziert werden soll. Hierbei kommt es auf den Markt und die Nachfrage an, nicht aber auf den Rohstoff des Datenträgers, ob dieser denn irgendwann nicht mehr vorhanden sein könnte, S. 19ff.
Ein in den 50er Jahren geprägter Begriff von Peter Drucker. Nach ihm hat der Wissensarbeiter Ideen produktiv ein oder umzusetzen. Analytisches und konzeptionelles Arbeiten sind die Grundlagen der Wissensarbeiter.
Der Economist beschreibt in einem Special 'The Accidental Superhighway' den genauen Aufbau des Internets, seiner Geschichte und seiner Gefahren, S. 20
Auch Heuser zieht einen roten Faden durch die Geschichte des Internets und erklärt in verständlicher Art die Struktur des Internets, welches aufgrund seiner gigantischen Auswirkungen und Nutzungspotentiale als das Netz der Netze bezeichnet wird, S.115
Ebd. S. 117 ff
Negroponte gibt hier Aufschluß über Verhaltensweisen im Internet. Die Netiquette soll eine Grundlage für die Kommunikation innerhalb der online-Gemeinschaft darstellen, S. 191
Die virtuelle Realität bekommt hier eine Anerkennung als tatsächliche Erweiterung der menschlichen Erlebenswelt. Der Computer ermöglicht dem Menschen einen Ausbruch aus der physischen Welt und erweitert sein Erlebensspektrum um die Weite der rechnergesteuerten Wirklichkeiten, S. 20
6. Literatur
Rötzer, Florian: Die Telepolis. Urbanität im digitalen Zeitalter, Mannheim 1995
Heuser, Uwe J.: Tausend Welten. Die Auflösung der Gesellschaft im digitalen Zeitalter, Berlin 1996
Negroponte, Nicholas: being digital, New York 1995 (dt. Total Digital. Die Welt zwischen 0 und 1 oder Die Zukunft der Kommunikation, München 1995)
The Economist: 'The Accidential Superhighway'. A Survey of the Internet, 01.07.95
Turckle, Sherry, Life on the Screen, Identity in the Age of the Internet, NewYork 1995
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