HUNDERTWASSER
Hundertwasser, Friedensreich,
eigentlich Friedrich Stowasser, (1928-2000), österreichischer Graphiker, Maler
und Architekt, der vor allem durch seine ökologisch inspirierten Wohnprojekte
bekannt wurde. Friedensreich Regentag Dunkelbunt, wie er sich gelegentlich auch
nennt, wurde am 15. Dezember 1928 in Wien geboren. Einen Teil des Jahres
verbringt er jedoch in Neuseeland.
Er begann bereits als Fünfjähriger mit auffälligem Talent
zu zeichnen. Von 1943 bis 1948 zeichnete er bevorzugt Naturobjekte und
Landschaften, daneben Selbstporträts und Porträts seiner Mutter. Zwei
Ausstellungen zu den Werken Gustav Klimts und Egon Schieles 1948
in Wien beeinflussten ihn stark und führten ihn, an die sezessionistische
(siehe Jugendstil)Tradition
anknüpfend, zu dem dekorativen, abstrakten Stil, der sein Hauptwerk bis heute
kennzeichnet. 1948 und 1949 studierte er an der Wiener Akademie (bei Robin
C. Andersen), wo er auch einige Aktzeichnungen schuf. 1949 reiste er
erstmals nach Italien; anschließend ging er (bis 1950) nach Paris. 1951 folgten
Reisen nach Marokko und Tunis, von 1968 bis 1972 mit einem eigenen Schiff (von
Sizilien nach Venedig sowie nach Tunis, Zypern und Israel). Hierbei entwickelte
er seine lebensreformerischen, ökologisch orientierten Vorstellungen.
1967 begann er mit farbigen Graphiken und Metallprägungen,
die bald auch in größeren Auflagen (über 10 000) sein Atelier verließen
(Hundertwasser arbeitet mit dem Siebdruck- und dem
Metallfolien-Prägedruckverfahren). Hundertwasser trat besonders in den
siebziger Jahren durch ökologisch orientierte Manifeste und Projekte an die
Öffentlichkeit. Seinem ersten frühen Manifest gegen die "Bluffzivilisation"
(1952) folgte u. a. 1979 das Manifest gegen die "Scheißkultur. Die heilige
Scheiße".
Hundertwassers Werke zeigen neben starker Farbigkeit und
der Inspiration durch natürliche Formen eine obsessive Beschäftigung mit
abstrakten, dynamischen Spiralen, in die Gebäude, Landschaften und
Menschengestalten umgesetzt werden. Seine Ornamente in Gold- und Silbertönen
sowie fluoreszierendem Rot und Grün sind durch südostasiatische und persische
Einflüsse geprägt.
Bemerkenswert sind daneben vor allem seine verspielt
wirkenden, aber dabei auf das Wohlbefinden der Bewohner ausgerichteten
architektonischen Entwürfe, in denen sich phantasievolles Bauen mit
programmatischer Naturnähe verbindet. Das zwischen 1983 und 1985 gestaltete Hundertwasserhaus
in Wien ist eines von vielen Beispielen, die sich vornehmlich in Österreich und
Süddeutschland befinden. Charakteristisch ist neben organischen Formen und
einer expressiven Farbigkeit der reichhaltige Bewuchs mit Bäumen und anderen
Pflanzen, die sich häufig auch auf den Dächern der Gebäude befinden. 1988 wurde
die Pfarrkirche Sankt Barbara in Bärnbach (Österreich) nach seinen Entwürfen
umgestaltet, und in den neunziger Jahren entstand in Österreich eine in die
natürliche Landschaft integrierte, ausgedehnte Kur- und Ferienanlage. 1997
wurde mit der Umgestaltung eines Gymnasiums in Wittenberg begonnen und für 1998
ist eine große U-förmige Wohnanlage in Darmstadt projektiert. Hundertwasser
starb am 19. Februar 2000 an Bord des Kreuzfahrtschiffes Queen
Elizabeth 2 auf der Überfahrt von Neuseeland nach Europa.