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Das Tourette - Syndrom
Inhalt
Was ist das Tourette-Syndrom?
Wer war Georges Gilles de la Tourette?
Übliche Symptome
URSACHEN:
Was passiert im Gehirn?
Stoffwechsel
Vererbbarkeit
TICS
Untersuchungen:
Notwendig
Im Einzelfall erforderlich
Behandlung:
Medikamente
Welche Nebenwirkungen haben diese Medikamente?
Alternative Behandlungsmöglichkeiten
Behandlung mit Nikotin
Primäre Formen
Was ist das Tourette-Syndrom?
veröffentlichte der französische Neurologe Gilles de la Tourette seine Studien über eine mitunter schon im frühen Kindesalter beginnende neuropsychiatrische Erkrankung. Unter seinem Namen wurde dieses Krankheitsbild in der ganzen Welt bekannt.
Das Tourette-Syndrom ist eine neuropsychiatrische
Erkrankung, die durch einen Überschuss an nervlicher Energie gekennzeichnet ist
und deren Symptom Ticstörungen sind. Es findet seinen
Ausdruck im Auftreten von multiplen motorischen Tics und zumindest einem
vokalen Tic. und liegt außerdem erst dann vor, wenn die Tics länger als zwölf
Monate andauern.
Bei den motorischen Tics handelt es sich um unwillkürliche, rasche, meistens
plötzlich einschießende Bewegungen, die immer wieder in gleicher Weise einzeln
oder auch serienartig auftreten können.
In dem Erscheinungsbild zeigt sich häufig eine Mischung zwischen Muskelkrämpfen
und Muskelzuckungen.
Die vokalen Tics äußern sich im Ausstoßen von bedeutungslosen Lauten bis hin zu
Wörtern und Sätzen, auf die die Betroffenen sehr wenig Einfluss nehmen können.
Die beschriebenen motorischen und vokalen Tics können hinsichtlich Ihrer
Anzahl, Ausprägung und Lokalisation auch in einem periodischen Wechsel
auftreten. Außerdem findet sich bei TS-Betroffenen auch häufig die Tendenz zu
Depressionen und Zwangserkrankungen.
Das Tourette-Syndrom kann in schwach
ausgeprägter Form auftreten, kann sich aber auch in erschreckend grotesker und
heftiger Weise äußern.
Es ist durch eine Erregung der Emotionen und Leidenschaften sowie durch eine
Turbulenz der ursprünglichsten, instinktgesteuerten Grundlagen des Verhalten
charakterisiert.
In seiner ausgeprägtesten Form erfasst es alle Teile unseres affektiven,
instinktiven und imaginativen Lebens, das heißt es beeinflusst das Denken,
Fühlen und Wollen der Betroffenen. In seinen weniger ausgeprägten und wohl
verbreiteteren Formen kommt es nur zu abnormen Bewegungen und Impulshandlungen,
die trotzdem etwas Befremdliches haben.
Die Beziehung zwischen Gehirnfunktion und Verhalten beim TS versucht man allerdings noch weiter zu erforschen. Dazu werden die modernen bildgebenden Verfahren wie Kernspintomographie und topographische Analyse der elektrischen Hirnaktivität genutzt. Auch untersucht man Gehirne verstorbener TS-Patienten.
Wer war Georges Gilles de la Tourette?
Georges Albert Edouard Brutus Gilles de la Tourette wurde am 30. Oktober 1857 in Saint-Gervais-les-Trois-Clochers im Departement Vienne geboren. In diesem kleinen Dorf, unweit von Loudun gelegen, beginnt das Leben dieses außergewöhnlichen Menschen und späteren Neurologen, der durch das nach ihm benannte Tourette-Syndrom in der ganzen Welt bekannt werden sollte.
Gilles war das älteste von vier Kindern, sein Vater Théodore übte den Beruf eines Kaufmanns aus. Er wurde in eine Familie hineingeboren, die bereits viele Arzte und Gelehrte hervorgebracht hatte.
Seine Ausbildung beginnt er in der Internatsschule von Chatellerault, wo er als außerordentlich begabter, gleichzeitig jedoch auch als sehr unruhiger und aufsässiger Schüler auffiel. Der Unterricht war für ihn nicht weiter aufregend, da er sich die meiste Zeit sehr langweilte und so legte er in einem Jahr zwei Jahresabschlussprüfungen ab.
Nachdem er seinen Schulabschluss vorzeitig bestanden hatte, begann er bereits im Alter von 16 Jahren seine Studien an der Medizinischen Fakultät von Poitiers, die er mit überaus großem Erfolg abschließen konnte.
Im Jahre 1881 begab er sich nach Paris, um seine
medizinische Ausbildung fortzusetzen. Paul le Gendre, ein Freund von Gilles,
beschrieb ihn zu jener Zeit folgendermaßen: >>Er war ein geselliger,
umgänglicher Mensch, der sehr gut reden konnte; seine Stimme war laut, rau und
ein wenig heiser, und er war sehr temperamentvoll, mitunter aufbrausend und
konnte sehr ungeduldig sein. In Diskussionen explodierte er schon beim ersten Widerspruch
und selbst die große Anzahl von Gegnern seiner Darlegungen reichte nicht aus,
um ihn zu zügeln und zu mäßigen, und er war selbst aus den lautesten und
hitzigsten Diskussionen mühelos herauszuhören<<.
Gilles absolvierte problemlos sein Studium an der renommierten
Universitätsklinik Salpêtrière, und danach widmete er sich häufig auch seinen
Neigungen und Aktivitäten fern der Medizin. Begeistert von Literatur und Kunst,
hatte er viele Beziehungen zum Künstlermilieu, öffnete sich vielen neuen Ideen
und nahm an literarischen Diskussionen teil. Entscheidende Einflüsse auf seine
Karriere hatten Paul Brouardel, Professor für Rechtsmedizin und sein Lehrer
Jean-Martin Charcot, Arzt am berühmten Pariser Krankenhaus Salpêtrière und
Professor für Pathologische Anatomie an der Medizinischen Fakultät der
Sorbonne.
Die frühesten Inspirationen empfing er jedoch von Théophraste Renaudot, einem
vielseitig talentierten Arzt aus Loudun (lebte zur Zeit Ludwig XIII), der sich
sehr für arme und kranke Menschen einsetzte.
Für Tourette und seine Kollegen lag es auf der Hand, dass das Tourette-Syndrom eine Art von Besessenheit darstellte, bei der der Betroffene von primitiven Impulsen und Trieben beherrscht wurde. Diese Besessenheit hatte jedoch eine organische Grundlage und sie wurde durch eine ganz bestimmte neurologische Störung (damals noch unentdeckt) hervorgerufen.
Plötzlich, als sich Psychologie und Neurologie voneinander abspalteten, schien das TS völlig verschwunden zu sein, obwohl nach seiner Entdeckung Hunderte weitere Fälle beschrieben wurden. Erst in den siebziger Jahren wurde die TSA (Tourette's Syndrome Association) gegründet. Diese Organisation schaffte es auf die Misere der Tourette- Betroffenen aufmerksam zu machen und die Reaktionen der Öffentlichkeit darauf waren keineswegs negativ; man begann sich dafür zu interessieren und begeistern und so stieg die Mitgliederzahl der TSA von damaligen Fünfzig auf heutige mehrere Tausend Mitglieder.
ÜBLICHE SYMPTOME
Vokale Tics |
Motorische Tics |
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vokale
Tics |
komplexe vokale Tics
|
Gesichtstics |
komplexe motorische Tics
Tics der Gliedmaßen |
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Wiederholungsphänomene |
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Verhaltensprobleme |
Stimmungswechsel |
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Mentale Tics |
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Andere Symptome und verwandte Krankheiten |
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Koprolalie obszöne Worte Kopropraxie Berühren der eigenen Geschlechtsteile |
Rituale Gegenstände 'richtig' hinstellen |
Obszessive Gedanken mentale Echolalie: Worte, Phrasen |
||||||
Weiterhin: |
Achtung: © 1990 by Pennsylvania Tourette Syndrome
Association |
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URSACHEN
Was passiert im Gehirn?
In der neurologischen Forschung wird
der hirnorganische Hintergrund zu dieser Erkrankung als eine
"Gehirnreifungsstörung mit einem Mangel an motorischen Hemmungsmechanismen"
bezeichnet.
Stoffwechsel
Einige Ursachen für TS finden sich im Thalamus, der sensorische Informationen weiterleitet und zusammen mit der Brücke (Pons) und der Medulla Oblongata (verlängertes Rückenmark), die das Zentrum für Atmung und Kreislauf ist, den Hirnstamm bildet. Weitere Ursachen liegen, wie es scheint, im Hypothalamus, der die inneren Zustände des Körpers reguliert und kontrolliert. Ebenfalls beteiligt sind das Limbische System, das Emotionen und motiviertes Verhalten reguliert, und die Amygdala, die eine mitwirkende Rolle bei der Kontrolle der Emotionen und des emotionalen Gedächtnisses spielt.
Also liegen die Ursachen für TS im Sitz der grundlegenden affektiven und instinktiven Determinanten der Persönlichkeit.
Die Schaltzentralen unseres Nervensystems, die Basalganglien, bei denen es sich um eine Ansammlung von Nervenzellen handelt, sind wesentlich mitverantwortlich für die Kontrolle von Bewegungen, weil sie die Botschaften, die mit Bewegungen und Antrieb zu tun haben beeinflussen. Wenn diese Bewegungskontrolle aufgrund einer Störung spontan nicht ausreichend erfolgen kann, dann passiert es, dass Bewegungsmuster in Form von Tics nach außen gelangen. Will jemand die Tics als Bewegungsmuster unterdrücken, muss er willentlich andere Bereiche seines Gehirns (Stirnhirn) einsetzen und aktivieren, um die mangelnde Kontrolle in den Basalganglien auszugleichen. Beim Vokaltic können bestimmte Muster von Lautäußerungen vom Gehirn nicht mehr gebremst werden. Selbst, wenn der Betroffene merkt, dass eine solche Lautäußerung 'auf dem Weg ist', kann er sie nicht mehr stoppen. Die meist extreme Lautstärke ist ein explosionsartiges Herausknallen von Lauten, manchmal auch von Wörtern, die als Gesamtmuster in unserem Gehirn vorhanden sind. Sie werden dort angestoßen, nicht automatisch gebremst und geraten dann unkontrolliert nach außen.
Außerdem sind die Stoffwechselvorgänge im Gehirn aus dem Gleichgewicht geraten. Das betrifft vor allem die, sich in den Basalganglien befindenden Rezeptoren für die Neurotransmitter Dopamin, Serotonin und Acetylcholin die beim Tourette-Syndrom unberechenbar sind. Normalerweise aber sollten sie gleichmäßig verteilt sein. Auf Grund eines Überschusses dieser Neurotransmitter muss also ein ständiges Aktionspotential stattfinden, weil die Ionenporen(Rezeptoren)der postsynaptischen Membran ständig geöffnet sind und somit werden die Neurotransmitter völlig unkontrolliert und "hemmungslos" ausgeschüttet, was wiederum das unkontrollierte Ausstoßen von bestimmten Verhaltensmustern erklärt.
Bei Kernspin-Untersuchungen in der Universität von Yale wurde festgestellt, dass die Gehirne von weiblichen Tourette-Patienten männlichen Gehirnen ähneln.
Sie besitzen größere Temporallappen, die für das Erinnerungsvermögen zuständig sind, des weiteren haben sie kleinere emotionale Kontrollzentren.
Eine Therapie, in der die männlichen Sexualhormone unterdrückt wurden, war aber nicht erfolgreich. Der Körper des Patienten gewöhnte sich schnell daran und nach kurzer Zeit kamen die Tics wieder.
Vererbbarkeit
Verschiedene Studien weisen daraufhin, dass es auch eine erbliche Form des TS gibt. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um ein vererbtes Gen. In der Wechselwirkung dieses Gens, (d.h. der erblichen Anlage zum TS) mit anderen Faktoren (z.B. Umwelteinflüsse wie Infektionen, Reifung) tritt die Krankheit, mit Verschiedenartigkeit der Symptome, bei den einzelnen Familienmitgliedern auf. Eine Person mit einem TS überträgt mit einer 50%igen Wahrscheinlichkeit mit jeder getrennten Schwangerschaft das Gen auf eines seiner Kinder. Allerdings kann diese genetische Prädisposition (erbliche Belastung) sich später als ein TS unterschiedlicher Ausprägung zeigen: als leichte Tic-Störung oder als Zwangsstörung ohne Tics. Es ist bekannt, dass sich in den Familien von TS-Patienten sehr häufig Familienmitglieder mit leichten Tic-Störungen und zwanghaften Verhaltensweisen finden. Das Geschlecht der Kinder beeinflusst ebenfalls, wie das Gen wirksam wird. Bei Söhnen ist das Risiko um ein 3-4 -faches größer, dass durch ein vererbtes Gen dann auch wirklich Symptome entwickelt werden. Allerdings entwickeln lediglich etwa 10% der Kinder, denen ein TS-Gen vererbt wurde, eine schwer ausgeprägte TS-Symptomatik. Neben der erblichen Form des TS gibt es aber auch nicht-erbliche Formen, d.h. sogenannte sporadische Formen des TS. Die Ursachen sind bis jetzt völlig unbekannt. In manchen Fällen könnte das Syndrom infolge von Schlaganfällen, Hirntumoren, Vergiftungen(Kohlenmonoxydvergiftungen) oder Infektionen hervorgerufen werden.
Tics sind kurzdauernde, abrupt einsetzende, nicht-rhythmische, wiederkehrend auftretende, unwillkürliche, kurzzeitig unterdrückbare Bewegungen (motorische Tics), die nicht zweckgebunden sind und auch im Schlaf vorkommen können. Sind pharyngeale, laryngeale, also den Kehlkopf betreffende, oder orale Muskelabschnitte von den Tics betroffen, kann es zu Lautäußerungen kommen (vokale Tics). Unterschieden werden einfache Tics, die einzelne Muskelgruppen betreffen (Nase rümpfen, Blinzeln, Schulterzucken, Räuspern, etc.) von komplexen Tics mit Beteiligung mehrerer Muskelgruppen und Auftreten koordinierter Bewegungsabläufe (z.B. Rumpfbeugen, Fingergesten). Im Gegensatz zu anderen hyperkinetischen Bewegungsstörungen geht Tics typischerweise ein Gefühl der Anspannung (auch Muskelspannung, Kribbeln) voraus und die Betroffenen sind meist in der Lage, unwillkürliche Bewegungen zumindest für eine gewisse Zeit zu unterdrücken.
Beim Tourette-Syndrom beginnen multiple motorische und vokale Tics bereits in der Kindheit oder jungem Erwachsenenalter(immer vor dem 21. Lj. meist im 6.od.7.Lj.)
Häufig ist das Tourette-Syndrom von Zwangssymptomen und einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) begleitet.
Die
überwiegende Mehrzahl kindlicher Tics verschwindet innerhalb eines Jahres
vollständig und bedarf keiner medikamentösen Therapie.
In den meisten Fällen bleibt die Atiologie (Krankheitsursache) völlig unklar.
Pathophysiologisch (Lehre von den krankhaften Lebensvorgängen und gestörten
Funktionen im menschlichen Organismus) wird eine Störung im Bereich der
Nebennierenrinde entstammender (cortico-striataler) Verbindungen angenommen.
Eine organische Ursache ist auch deshalb anzunehmen, da ein EEG
Bereitschaftspotential vor einfachen Tics, im Gegensatz zu Willkürbewegungen,
fehlt. Genetische Faktoren scheinen, wie schon gesagt, eine wichtige
Rolle zu spielen, denn sehr selten treten Tics als sekundäre Erkrankung auf. In
Betracht kommen medikamentös-induzierte Tics, postenzephalitische(nach einer
Gehirnhautentzündung) oder posttraumatische Tics. Gelegentlich finden sich Tics
auch nach Kohlenmonoxydvergiftungen oder einem Schlaganfall.
Notwendig
Im Einzelfall erforderlich
Behandlung
Medikamente
Tiaprid ist eine Molekülvariante von Sulpirid und unterscheidet sich von klassischen Neuroleptika, die auf der postsynaptischen Membran angreifen durch Effekte auf präsynaptischen Dopaminrezeptoren.
Haloperidol ist ein klassisches Neuroleptikum. Es blockiert die Rezeptoren(Bindungsstellen)von Dopamin und verringert dadurch seine Wirkung. Haloperidol wirkt beruhigend, antriebsdämpfend und angstlösend. Es reduziert Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Bei einigen Arten von Bewegungsstörungen wirkt Haloperidol regulierend. Außerdem wirkt es gegen Erbrechen.
Clonidin wirkt auf den Sympathikus, ein Teil unseres unbewussten Nervensystems, der die Produktion der Neurotransmitter Adrenalin und Noradrenalin(Dopamin ist die biochemische Vorstufe zu Noradrenalin) steuert. Somit ist es ein Antisympathotonikum, dass Nervensignale des Sympathikus im Gehirn dämpft. Dadurch sinkt die Menge der Neurotransmitter Adrenalin und Noradrenalin im Körper. Die Blutgefäße entspannen und erweitern sich, und das Herz schlägt langsamer und weniger kraftvoll. Beides führt dazu, dass der Druck in den Blutgefäßen abnimmt - der Blutdruck sinkt.
Clonazepam wird zur Behandlung von
Krampfanfällen(Epilepsie) eingesetzt. Es verstärkt die Wirkung des
Neurotransmitters Gamma-Amino-Buttersäure im Gehirn, der die Weiterleitung von
erregenden Nervenimpulsen und damit die Gehirnaktivität dämpft. Das Auftreten
von epileptischen Anfällen wird so verhindert.
Clonazepam wird auch zur Unterbrechung eines epileptischen Anfalls verwendet.
Zu diesem Zweck wird der Wirkstoff gespritzt. Chemisch gesehen, gehört
Clonazepam zur Gruppe der Benzodiazepine, die hauptsächlich als Schlaf- und
Beruhigungsmittel eingesetzt werden.
Clonazepam wirkt bei unterschiedlichen Arten von Epilepsie (Grand-mal und
Petit-mal-Anfälle).
Bei langfristiger Behandlung kann sich jedoch eine Toleranz (Gewöhnung)
entwickeln. Das Medikament wirkt nicht mehr so gut, es können vermehrt
Krampfanfälle auftreten. Dadurch ist Clonazepam in diesem Fall nur Mittel der
zweiten Wahl oder wird in Kombination mit anderen Antiepileptika eingesetzt,
wenn eine Therapie nicht anschlägt.
Methylphenidat wird gegen Überaktivität bei
Kindern und gegen zwanghafte Schlafanfälle bei Erwachsenen eingesetzt.
Auch wenn es paradox klingt, aber das Medikament hat bei Kindern und
Erwachsenen gegenteilige Wirkungen.
Methylphenidat ist ein Psychostimulans aus der Gruppe der Amphetamine. Es setzt
verschiedene Neurotransmitter im Gehirn frei. Dadurch wird beim Erwachsen die
Leistungsfähigkeit gesteigert und die zwanghaften Schlafanfälle verschwinden.
Bei Kindern hat Methylphenidat eine eher dämpfende, modulierende Wirkung bei
starker Überaktivität.
Nach längerem Gebrauch und in hoher Dosierung kann die Wirkung nachlassen.
Vereinzelt treten auch stereotype Verhaltensmuster auf. Deshalb muss die
Behandlung in regelmäßigen Abständen unterbrochen werden.
Bei missbräuchlicher, hochdosierter Anwendung macht Methylphenidat abhängig. Es
führt ausserdem dazu, dass man die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit nicht mehr
erkennen kann. Schlimmstenfalls bricht der Körper als Folge der Überlastung
zusammen.
Bei bestimmungsgemäßer Anwendung sind diese Risiken gering.
Clomipramin wird zur Behandlung depressiver
Erkrankungen, bei Zwangsstörungen und bei chronischen Schmerzzuständen
angewendet.
Clomipramin verstärkt die Wirkung der Neurotransmitter Serotonin und
Noradrenalin.
Clomipramin zählt zur Arzneistoffgruppe der trizyklischen Antidepressiva:
antidepressiv wirkende Arzneistoffe mit ähnlicher chemischer Struktur. Es
besetzt im Gehirn die Rezeptoren für Serotonin und Noradrenalin und verändert
damit ihren Einfluss auf den Gehirnstoffwechsel.
Clomipramin wirkt stimmungsaufhellend, leicht antriebsteigernd und angstlösend.
Bei chronischen Schmerzen ist oft die Verarbeitung der Schmerzsignale im Gehirn
gestört. Der Neurotransmitter Serotonin spielt wohl eine große Rolle beim
Aufbau eines Filters für eingehende Schmerzsignale. Die Behandlung mit
Clomipramin kann möglicherweise die ständige Einnahme von Schmerzmitteln
ersetzen. Das Arzneimittel muss dann regelmäßig über einen langen Zeitraum
genommen werden.
Fluvoxamin wird zur
Behandlung depressiver Erkrankungen und bei Zwangsstörungen angewendet.
Fluvoxamin ist ein Selektiver-Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI): Er blockiert
Transportstoffe, die Serotonin nach erfolgter Signalübertragung wieder in die
Speicherplätze zurückbefördern. Serotonin verbleibt länger am Wirkort, und seine
Wirksamkeit steigt.
Fluvoxamin wirkt stimmungsaufhellend und hat in der Regel keinen beruhigenden
oder dämpfenden Effekt. Unwillkürlich wiederkehrende und oft als quälend
empfundene Gedanken oder Handlungen als Kennzeichen von Zwangsstörungen können
durch Fluvoxamin reduziert oder verhindert werden. Die Wirkung setzt nach etwa
einer Woche ein - die volle Wirksamkeit entfaltet sich möglicherweise erst nach
zwei bis vier Wochen.
Beim TS wirkt es gegen zwanghafte (als unsinnig erlebte) Gedanken oder Handlungen, gegen die sich der Patient kaum wehren kann (Zwangsstörungen).
Paroxetin wird zur Behandlung depressiver
Erkrankungen und bei Zwangsstörungen und Panikstörungen angewendet.
Auch Paroxetin verstärkt die Wirkung der Neurotransmitter Serotonin und
Noradrenalin und ist ebenfalls ein Selektiver-Serotonin-Wiederaufnahmehemmer
(SSRI) also wirkt es ähnlich wie Fluoxetin und Fluvoxamin.
Fluoxetin wird zur Behandlung
depressiver Erkrankungen, bei Zwangsstörungen und bei Essstörungen angewendet.
Fluoxetin wirkt ähnlich wie Fluvoxamin.
Die
stimmungsaufhellende Wirkung scheint auch für die erfolgreiche Behandlung von
Essstörungen verantwortlich zu sein.
Sulpirid wirkt gegen
Schizophrenie und andere Psychosen und in niedrigerer Dosierung auch gegen
Depressionen und Schwindel.
Die, auf der Anlage 1 markierten, Schaltzentralen im Gehirn und im Rückenmark
regeln das Denken, Fühlen und Wollen des Menschen. Außerdem koordinieren sie
die Bewegungen des Körpers und verständigen sich untereinander über
Nervenfasern, die Neurotransmitter (Botenstoffe) zur Verständigung nutzen.
Sulpirid ist ein Neuroleptikum, das modulierend in das gestörte
Botenstoffsystem der präsynaptischen Membran eingreift. Es wirkt sowohl gegen
Halluzinationen und Verfolgungswahn als auch gegen Antriebslosigkeit, sozialen
Rückzug und Depressionen.
Sulpirid gehört außerdem zu den modernen, atypischen Neuroleptika. Unerwünschte
Störungen im Bewegungsablauf des Körpers, wie Zittern und Krämpfe, wie sie bei
den klassischen Neuroleptika auftreten, kommen bei der Behandlung mit Sulpirid
seltener vor. Trotzdem müssen Patienten, die Sulpirid hochdosiert und längere
Zeit einnehmen, regelmäßig auf sich entwickelnde Bewegungsstörungen untersucht
werden.
Außerdem wirkt Sulpirid in niedrigen Dosierungen gegen Schwindel.
Das Medikament zeigt je nach Menge verschiedene Wirkungen. Die Dosierung wird
deshalb individuell für jeden Patienten festgelegt. Sulpirid darf nur langsam
gesteigert werden und muss auch langsam wieder abgesetzt werden, da sonst
Nebenwirkungen auftreten können.
Risperidon wirkt sowohl
gegen Psychosen wie Schizophrenie und psychotische Anzeichen bei
Hirnleistungsstörungen (Demenz) als auch gegen krankhafte Aggressivität.
Risperidon ist ein Neuroleptikum. Es wirkt sowohl gegen Halluzinationen,
Verfolgungswahn und Aggressionen als auch gegen Antriebslosigkeit und sozialen
Rückzug.
Das Medikament zeigt je nach Menge verschiedene Wirkungen. Die Dosierung wird
deshalb individuell für jeden Patienten festgelegt. Risperidon darf nur langsam
gesteigert werden und muss auch langsam wieder abgesetzt werden, da sonst
Nebenwirkungen auftreten können.
Medikamente sind dann sinnvoll, wenn ein Tourette-Syndrom oder wenn vokale Tics, anhaltende motorische Tics sowie Tics in Verbindung mit Zwangsstörungen und selbstbeschädigendem Verhalten vorliegen. Die bevorzugten Medikamente sind Neuroleptika, die die Rezeptoren für Dopamin blockieren.
Die Mehrheit der Personen, die ein TS zeigen, sind durch diese Tics oder ihre Verhaltensschwierigkeiten nicht wesentlich beeinträchtigt und benötigen deswegen keinerlei Medikation oder sonstige fachliche Hilfen. In Deutschland steht an erster Stelle das Medikament Tiaprid (Tiapridex®) -siehe Medikamentenliste- , aber auch Pimozide (Orap®) und Haloperidol (Haldol®)-siehe Medikamentenliste- können eingesetzt werden. In den USA wird in einigen Fällen noch Clonidin (Catapresan®)-siehe Medikamentenliste-, Fluphenazin (Dapotum® oder Lyogen®) sowie Clonazepam (Rivotril®)-siehe Medikamentenliste- eingesetzt, ohne dass die Wirksamkeit gut belegt ist. Stimulantien wie Methylphenidat (Ritalin®)-siehe Medikamentenliste- oder Pemoline (Tradon®), die bei Kindern mit einem Hyperkinetischen Syndrom verschrieben werden, können mitunter Tics verstärken. Man sollte daher mit ihrem Einsatz bei Kindern mit Tic-Störungen zurückhaltend sein. Falls ein TS von starken Zwangsstörungen begleitet ist, so kann die Gabe von Clomipramin (Anafranil®)-siehe Medikamentenliste-, Fluvoxamin (Fevarin®)-siehe Medikamentenliste-, Paroxetin (Tagonis®) -siehe Medikamentenliste- oder Fluoxetin (Fluctine®)-siehe Medikamentenliste- sinnvoll sein. Das Medikament Sulpirid (Dogmatil®)-siehe Medikamentenliste- bietet bei der Kombination von TS und Zwangsstörungen die Behandlungsmöglichkeit von beiden Störungsbereichen in einer Substanz. In der Regel werden die Medikamente in niedrigen Dosen verabreicht, um mit allmählicher Erhöhung der Menge den Punkt zu erreichen, zu an die beste Wirkung mit geringsten Nebenwirkungen vorliegt.
Welche Nebenwirkungen haben diese Medikamente?
."Das hab ich jetzt von ihrem scheiß Haldol(Haloperidol)!" Selbst diese winzige Dosis, sagte Ray, habe ihn aus dem Gleichgewicht gebracht und sein Reaktionsvermögen, sein Zeitgefühl und seine übernatürlich schnellen Reflexe beeinträchtigt.Seine Bewegungen sind langsam, nüchtern und überlegt, ohne die Ungeduld und Sprunghaftigkeit, die er vor der Behandlung mit Haldol an den Tag legte, allerdings auch ohne die genialen Improvisationen und Eingebungen, die ihn früher überkamen. Selbst seine Träume haben sich verändert: "Bloß noch schlichte Wunscherfüllungen", sagt er, "ohne die Ausschweifungen und Extravaganzen, die das TS mit sich bringt.".Tischtennis oder andere Spiele machen ihm keinen Spaß mehr, und seine Leistungen dabei haben nachgelassen; er spürt nicht mehr "diesen übermächtigen Drang, zu gewinnen, den anderen zu schlagen"; sein Leben ist also weniger von Konkurrenzdenken, aber auch weniger vom Spielerischen geprägt als früher, und sein Drang, aber auch die Fähigkeit zu plötzlichen, "gewagten" Bewegungen, die jedermann überraschten, ist verschwunden. Er hat seinen obszönen, derben Wortwitz und seinen Schwung verloren. Immer mehr hat er das Gefühl, dass ihm irgend etwas abhanden gekommen ist. .
Die meisten der Beschwerden lassen sich durch Zurücknehmen der Dosierung vermeiden. Andere Nebenwirkungen (z.B. die Muskelsteifheit) können durch spezielle Zusatzmedikamente gemildert werden. Manchmal beinhalten Nebenwirkungen auch Lustlosigkeit, Depressivität, Schwunglosigkeit, Neigung zum Rückzugsverhalten und Minderung der geistigen Aktivität. Auch hier wird eine Verminderung der Dosierung oder ein Wechsel des Medikamentes aus den Schwierigkeiten herausführen.
Alternative Behandlungsmöglichkeiten
Für therapeutische Entscheidungen ist die Einteilung in transiente (verschwinden innerhalb eines Jahres vollständig) und chronische Tic-Erkrankungen von Bedeutung.
Entspannungsverfahren, Biofeedback-Techniken und andere verhaltenstherapeutische Vorgehensweisen können zum einen Stressreaktionen vermindern helfen (die ansonsten Tics verstärken); zum anderen können sie auch die Selbstkontrolle der Tic-Symptomatik verbessern.
So kann gelernt werden, dass man einen sozial unangenehmen Tic eher durch eine Bewegung ersetzt, die sozial akzeptabler ist. Auch können sonstige psychotherapeutische Maßnahmen in Frage kommen, um einen Betroffenen und seine Familie zu unterstützen, damit der innere und äußere Umgang mit dem Tic besser gelingt. Hier ist auf den Einzelfall bezogener fachlicher Rat angebracht.
Behandlung mit Nikotin:
Washington (AP)
Nikotin hat fraglos ein schlechtes Image: Es gilt als einer jener Bestandteile
in Zigaretten, die den Raucher nicht von seiner Sucht loskommen lassen. Doch
das vermeintliche Teufelszeug entpuppt sich nach neuesten wissenschaftlichen
Forschungen als wirksame Waffe im Kampf gegen Nervenkrankheiten wie Alzheimer,
Parkinson und das Tourette-Syndrom. In einem in dieser Art erstmals vorgenommenen
Großversuch haben amerikanische Forscher jetzt herausgefunden, dass
Nikotinpflaster bei Kindern, die unter dem Tourette-Syndrom leiden, viel
versprechende Therapieansätze bieten.
Paul Sanberg von der Universität South Florida testete niedrige Dosen Nikotin
an Dutzenden jungen Tourette-Patienten und verabreichte einer Kontrollgruppe
Haldol oder Placebos. Das Ergebnis: Den mit Nikotin behandelten Patienten ging
es besser als der Vergleichsgruppe. Sie konnten die Symptome ihrer Krankheit
besser unterdrücken.
Vor einem Einsatz des landauf, landab verteufelten Nikotins gibt es allerdings
psychologische Barrieren zu überwinden. «Das Problem mit Nikotin ist, dass es
Nikotin ist», erklärt Sanberg. Es sei Eltern nur schwer verständlich zu machen,
dass man ihren Kindern ein Suchtmittel verabreichen wolle. Als Ausweg biete es
sich an, Mittel zu entwickeln, die ähnlich wie Nikotin wirkten, jedoch nicht
dessen Nebenwirkungen wie Schwindel hätten. Rauchen sei angesichts des
Krebsrisikos freilich nicht der richtige Weg, Nikotin als Medizin zu
verabreichen. Bei Tourette-Patienten, die ihre Symptome mit herkömmlichen
Medikamenten nicht unter Kontrolle halten könnten, sei die Anwendung von
niedrig dosierten Nikotinpflastern aber durchaus ein Versuch wert.
Es liegen anekdotische Mitteilungen vor, wonach bei einzelnen Patienten der Konsum von Cannabis zu einer Abnahme von Tics und Verhaltensauffälligkeiten führt. In einer systematischen Befragung gaben etwa 80% derjenigen Patienten, die Erfahrungen mit Cannabis hatten, an, dass der Konsum von Cannabis einen günstigen Effekt auf das TS habe. In zwei kleineren kontrollierten Studien führte die Behandlung mit delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC), dem Hauptwirkstoff der Cannabispflanze, zu einer signifikanten Abnahme von motorischen und vokalen Tics. Als Nebenwirkungen traten gelegentlich Müdigkeit, Benommenheit und Schwindel, selten Angst und Unruhe ein.
Primäre Formen
Clonidin (bei Erwachsenen) -siehe Medikamentenliste-
Tiaprid/Sulpirid (bei Kindern) -siehe Medikamentenliste-
Risperidon -siehe Medikamentenliste-
Pimozid
Olanzapin
Haloperidol -siehe Medikamentenliste-
Sekundäre Formen
Sacks, Oliver: Der Mann der, seine Frau mit einem Hut verwechselte. Rowolth, 1990
Pschyrembel, Willibald: Klinisches Wörterbuch. Gruyter
Film: Stern TV - Reportage "Schluckauf im Gehirn"
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