Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches war der europäische
Handel zurückgegangen. Die mittelalterlichen Feudalstaaten stellten fast alle
von ihnen benötigten Güter selbst her. Gute Straßen und stabile Währungen wie
im Römischen Reich gab es nicht mehr. Die Kreuzzüge (von der katholischen
Kirche veranlasste und unterstützte Kriege zur Wiederherstellung des
katholischen Glaubens) des 12. und 13. Jahrhunderts trugen jedoch zur
wirtschaftlichen Entwicklung des Abendlandes bei.
Der Handel blühte
infolge der Kreuzzüge auf. Verschiedene Städte förderten den Handel auf ihre
eigene Art. Die Stadtregierung von Venedig z. B. baute auf ihre Kosten Schiffe,
die sie dann versteigerten. Die Kistengrößen wurden genormt, so dass sie
optimal an Bord passten und die Transportkosten gesenkt werden konnten. Amalfi,
Pisa, Genua, Venedig, Marseilles und Barcelona wurden Handelszentren für
Luxusgüter und Massenwaren, z. B. Getreide und Gewürze.
Die
Teilnehmer der Kreuzzüge brachten von den Muslimen neue Technologien mit,
z. B. die Windmühle. Andere asiatische Erfindungen wurden in der Seefahrt
benutzt, z. B. Magnetkompass und Steuerruder.
Geld kam wieder in
den Umlauf. Das Material dafür lieferte das in den Kreuzzügen erbeutete Gold.
Das neue Geld erleichterte den Handel. Auch das Bankwesen wurde wieder geboren.
Die Bank war ursprünglich ein Tisch auf der Messe oder dem Markt, auf dem der
Geldwechsler die verschiedenen Münzsorten ausbreitete wie eine Ware und die
Leute ihr Geld umtauschen konnten. Da es gefährlich war sein Geld auf Reisen
mitzutragen, ließen immer mehr Leute ihr überschüssiges Geld als Einlage beim
Wechsler. Darüber bekam man dann eine Quittung. So konnte man beim nächsten
Aufenthalt an diesem Messeort wieder über sein Bargeld verfügen. Außerdem wurde
die doppelte Buchführung entwickelt. Auf der rechten Seite wurde aufgeschrieben
was an Geld und Waren erworben wurde (Haben). Dazu gehörten auch Schiffe, Transportbehälter
und Lagerhäuser. Auf der linken Seite wurde notiert was ausgegeben wurde und
was an Handelspartner und Banken noch zu zahlen war (Soll). Banken wurden immer
wichtiger. Denn die Waren wurden nicht mehr immer bar bezahlt. In solchen Fällen
erhielt der Verkäufer vom Käufer einen Brief mit dem Versprechen den Kaufpreis
zu einem späteren Zeitpunkt zu zahlen. Dieser Brief wurde Wechsel genannt. Die
Banken kauften den Wechsel billiger auf als zu dem genannten Betrag trieben
aber die volle Summe beim Schuldner ein.
Die
römisch-katholische Kirche hatte den Geldverleih gegen Zinsen geächtet und
damit die Ausweitung des Handels jahrhundertelang blockiert, da christliche
Kaufleute immer mit ihrem schlechten Gewissen zu kämpfen hatten. Um diesen Gewissensqualen
aus dem Weg zu gehen machten manche Kaufleute eine Pilgerreise und spendeten an
Klöster und Armenhäuser. Selbst darüber wurde Buch geführt, da es so eine Art
Handel mit Gott war.
Jetzt gab es
Kredite, Versicherungen und Akkreditive (Wechsel). Die erste moderne Bank
entstand 1171 in Venedig. In Deutschland schlossen sich 1358 die Kaufleute
einiger Dutzend Städte zur Hanse zusammen, um sich gegenseitig zu schützen. Die
wichtigsten Handelsstraßen verliefen von der Ostsee und dem östlichen Mittelmeer
bis nach Mittel- und Nordeuropa. Gehandelt wurde praktisch mit allem. Aus den
Wäldern des Baltikums kamen Rohstoffe: Nutzholz, Teer, Felle und Häute. Aus dem
Osten kamen Luxusgüter: Gewürze, Juwelen und Textilien. Im Austausch gegen
diese Güter exportierte Westeuropa Rohmaterial und bearbeitete Waren. Die
Engländer verkauften Wollkleidung, die Holländer boten Salzheringe an, Spanien
produzierte Wolle, und Frankreich exportierte Salz. Südeuropa war auch reich an
Wein, Obst und Öl. Die italienischen und deutschen Städte beiderseits dieser
Straßen förderten und finanzierten den Handel. Dennoch war der Handel zwischen
Europa und Asien während des Mittelalters eingeschränkt, denn der Transport
über Land war teuer, und Europa besaß wenig Wertvolles für den Export in den
Osten.